Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG widmet sich der Waffenruhe im Gazakrieg. "Nicht nur für die Familien ist die erlösende Nachricht über die Freilassung der Geiseln ein Grund zur Freude. Zum ersten Mal seit 14 Monaten besteht zumindest vorsichtige Hoffnung darauf, dass der Krieg in Gaza ein Ende finden könnte. Vorerst ist das ein gutes Zeichen – sowohl für Israel als auch für die Palästinenser. Und doch stehen den Gesellschaften auf beiden Seiten nervenaufreibende Tage und Wochen bevor. Wie fragil die quälend lange ausgehandelte Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas ist, haben die vergangenen Monate mehr als deutlich gezeigt", gibt die F.A.Z. zu bedenken.
"Zugleich bleiben auf beiden Seiten dieses Krieges unzählige Fragen unklar", hebt der KÖLNER STADT-ANZEIGER hervor: "Wer soll im Gazastreifen künftig regieren? Wie könnte ein israelischer Abzug ablaufen? Aber auch, ganz simpel: Findet die Hamas überhaupt noch alle Geiseln – oder deren sterbliche Überreste?"
Auch der TAGESZEITUNG, der TAZ aus Berlin, stellen sich eine Reihe von Fragen. "Das israelische Militär zieht sich zurück. Und dann? Was von Anfang an kritisiert wurde – dass Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu keinen Plan für einen Gazastreifen nach dem Krieg hat –, spiegelt sich im Text des Abkommens. Wer soll die Sicherheit der Menschen dort sicherstellen, etwa vor Kriminalität? Wie kann dafür gesorgt werden, dass ein zivilisiertes Zusammenleben funktioniert?" Das war die TAZ.
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder) sieht eine Gefahr für die Stabilität Israels. Denn zum Austausch der Geiseln würden ... "... Hunderte palästinensische Gefangene aus israelischen Gefängnissen freigelassen, beileibe nicht nur Kleinkriminelle. Man erinnert sich: Der inzwischen getötete Terrorchef der Hamas, Yahya Sinwar, war einst ebenfalls in einem Geiselaustausch freigekommen."
"Vor allem für Netanjahu bedeutete der Sonntag nicht nur den Beginn weiterer Gespräche mit den Palästinensern", merkt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG an. "Für ihn haben längst auch äußerst komplizierte Verhandlungen in eigener Sache begonnen. Er steckt mitten in der Auseinandersetzung mit seinen rechtsextremen Koalitionspartnern, die aktuell sein politisches Überleben sichern. Der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, und dessen Partei traten bereits aus dem Kabinett aus."
"Vor allem Ben-Gvir hatte darauf bestanden, den Krieg im Gazastreifen fortzusetzen", fügt ZEIT ONLINE hinzu. "Immer wieder hatten radikale Siedler, die Ben-Gvir vertritt, eine erneute Besatzung von Teilen des palästinensischen Küstenstreifens verlangt und vom Bau neuer israelischer Siedlungen geschwärmt. Laut Abkommen aber sollen die vertriebenen Palästinenser aus dem Norden des Gazastreifens zurückdürfen, wodurch alle Siedlerträume platzen. Die Realität bleibt bitter genug, mindestens 80 Prozent der Häuser und Infrastruktur sind im Norden von Gaza zerstört, und bisher ist nicht klar, wie der Wiederaufbau funktionieren soll." Sie hörten einen Kommentar von ZEIT ONLINE.
Nun in die USA. Dort findet heute die Amtseinführung von Donald Trump statt, der zum zweiten Mal US-Präsident wird. "Trump 2.0 wird nicht die Fortsetzung seiner ersten Amtszeit sein", glauben die STUTTGARTER NACHRICHTEN. "Geändert hat sich die gesellschaftliche Bereitschaft, die autokratischen Tendenzen eines Mannes zu akzeptieren, der aufgrund seiner Rolle beim versuchten Umsturz am 6. Januar 2021 angeklagt wurde. Wie viel größer sie ist, zeigt sich an der Unterwerfung von Tech-Titanen wie Meta-Chef Mark Zuckerberg, oder Apple-CEO Tim Cook. Keiner der Wirtschaftskapitäne wollte bei der ersten Amtseinführung Trumps mit ihm in Verbindung gebracht werden", betonen die STUTTGARTER NACHRICHTEN.
"Tatsächlich kehrt mit Donald Trump nicht nur der Wille ins Weiße Haus zurück, mit disruptiver Politik Etabliertes zu zerstören", hebt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG hervor. "Ein wesentliches Merkmal von Trumps zweiter Amtszeit dürfte auch ein Kulturkampf sein, der die Risse in der Gesellschaft vertieft. Nicht ausgeschlossen, dass das drohende innenpolitische Beben über den Atlantik hinweg auch in Europa spürbar wird."
"Nein, man muss Donald Trump nicht mögen", räumt das Magazin CICERO ein. "Das größte Missverständnis bei der Betrachtung Donald Trumps hierzulande ist allerdings, dass die Deutschen Trump zwar gerne wörtlich nehmen – primär, um sich über ihn aufzuregen –, aber nicht ernst. Andersherum in den USA: Dort nimmt man Trump ernst, aber nicht wörtlich, was sich am deutlichen Sieg Trumps über Kamala Harris – trotz seiner Lügen, Halbwahrheiten und Entgleisungen im Wahlkampf – eindrücklich zeigte. Immer noch besser, mögen Trumps Wähler gedacht haben, als eine Harris, die wirkte wie eine Sprechpuppe in wokistischer Mission." Sie hörten die Meinung des Magazins CICERO.
"Die Zutaten, die zum Aufstieg von Trump geführt haben, wurden in amerikanischen und deutschen Medien hundertfach beschrieben", heißt es im Magazin DER SPIEGEL. "Der Machtwille eines einzelnen Mannes, der irgendwann so stark war, dass die eigene Partei ihrem Anführer mehr vertraute als dem eigenen Verstand. Der Opportunismus des Apparats, der jeden Abweichler als Verräter brandmarkte. Mit denselben Mechanismen hat Joe Biden auch die Demokraten angeführt, bis es zu spät war. Ab heute werden wir alle den Preis dafür zahlen müssen", unterstreicht DER SPIEGEL.
Kommentiert werden auch die Berichte über eine mögliche parteiinterne Intrige bei den Grünen. Der Bundestagsabgeordnete Gelbhaar hat Anzeige gegen Unbekannt wegen Verleumdung erstattet. Hintergrund sind Zweifel an Belästigungsvorwürfen gegen ihn. "Und das bei den Grünen", schreibt DER TAGESSPIEGEL aus Berlin. "Der Partei, die für sich in Anspruch nimmt, stets das Gute, das Bessere zu wollen. Der Berliner Fall Gelbhaar spricht nicht nur dagegen – er kann das ganze Gerüst des Wahlkampfs bundesweit erschüttern. Der Fall Gelbhaar: Belästigungsvorwürfe, die gegen den Bundestagsabgeordneten Stefan Gelbhaar aus der eigenen Partei erhoben worden waren – unwahr. Die Opfer-Identitäten – mindestens teilweise gefälscht. Aber Gelbhaar haben sie politisch alles gekostet. Das Parlament ist für ihn verloren. Sage niemand, das sei nur eine Berliner Provinzangelegenheit. Das versucht die Bundesparteiführung zwar, vor allem, um ihren Spitzenkandidaten Robert Habeck zu schützen. Aber damit wird sie nicht durchkommen", prophezeit DER TAGESSPIEGEL.
Auch für das STRAUBINGER TAGBLATT steht fest: "Für die Berliner Grünen sowie den Rundfunk Berlin-Brandenburg, der die Vorwürfe öffentlich gemacht hat, ist der Fall Gelbhaar ein Debakel, das aufgearbeitet werden muss."
Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg zeigt sich ziemlich desillusioniert. "Gefakte Vorwürfe rund um sexuelle Belästigung – solche Wahlkampf-Methoden verortet man eher in Bananenrepubliken oder vielleicht noch im Dunstkreis von zweifelhaften Politikern der Kragenweite eines Donald Trump. Nun ist der Schaden riesig. Für das Vertrauen in Demokratie und Politik im Allgemeinen, für die Grünen im Besonderen", urteilt die VOLKSSTIMME.
Auch Sicht der LAUSITZER RUNDSCHAU schadet der ganze Vorgang... "... massiv tatsächlich von sexueller Gewalt Betroffenen. Schon jetzt trauen sich Vergewaltigungs- oder Belästigungsopfer oft nicht, Straftaten zur Anzeige zu bringen. Auch weil es schwer ist, die Taten zu beweisen. Dazu kommt die Skepsis und der Zweifel, mit denen Betroffenen oftmals begegnet wird. Falschanschuldigungen befeuern diejenigen, die reflexartig einen Vorfall hinterfragen – und führen so dazu, dass tatsächliche Opfer es noch schwerer haben, Glauben zu finden." Das war zum Abschluss der Presseschau die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus.