![Journalisten beobachten das TV-Duell von ARD und ZDF mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l) und Friedrich Merz, Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender, am Studio Berlin-Adlershof. Journalisten beobachten das TV-Duell von ARD und ZDF mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, l) und Friedrich Merz, Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Bundesvorsitzender, am Studio Berlin-Adlershof.](https://bilder.deutschlandfunk.de/b3/39/6c/8d/b3396c8d-b716-4c5e-8cc2-bf1052a0cc1a/scholz-merz-im-studio-100-1920x1080.jpg)
Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL schreibt in einer ersten Analyse zum TV-Duell zwischen Bundeskanzler Scholz und seinem Herausforderer, Unionskanzlerkandidat Merz: "Wo war bitte Olaf Scholz? Und wer war dieser Mann, der da gegen Friedrich Merz antrat? Der Kanzler, dessen Kommunikation selbst Sozialdemokraten oft als zu vage empfinden, agierte beim Duell so angriffslustig, wie man ihn selten erlebt. Er stichelt gegen Merz, unterbricht seinen Kontrahenten und macht ihm immer wieder direkte Vorwürfe: 'Wortbruch', 'Tabubruch', 'völlig verfehlte' Steuerpläne. Scholz ist in der Defensive, das war klar zu spüren. Und er suchte sein Heil im Angriff. Und Merz? Der sonst so scharfzüngige Rhetoriker gab den Staatsmann. Der Unionskanzlerkandidat äußerte sich meist nüchtern, lobte in Ansätzen sogar Scholz' Regierungsbilanz. Auch das ist natürlich Kalkül. Merz liegt in den Umfragen weit vorn. Er durfte keine Fehler machen", bemerkt DER SPIEGEL.
Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG blickt auf den Parteitag der FDP: "Statt neuer Töne hörte man Altbewährtes. Vor allem ein Abarbeiten an den Grünen, es erinnerte fast an das Gezeter zu Ampel-Zeiten, minutenlang fokussierte Parteichef Lindner seine Rede auf eine Verteidigung zum Ampel-Aus und auf ein Nachkarten gegen Kanzler Scholz. Auch ein 'Brauchen wir eh nicht' in Anspielung darauf, dass Unionspolitiker wie Friedrich Merz und Markus Söder vor Zweitstimmen an die FDP warnten, wirkte mehr wie ein trotziges Kind als alles andere. Ob dies alles jetzt wirklich das war, was eventuell noch unentschlossene Wähler hören wollten? In den vergangenen Wochen zumindest scheint man kaum jemanden aus der Wählerschaft überzeugt zu haben. Die Redezeit wäre deutlich besser genutzt worden, wenn konkret über eigene Inhalte gesprochen worden wäre – und wie genau die FDP diese eigentlich erreichen wolle", meint die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt/Oder.
"Die FDP schließt eine Koalition mit den Grünen aus", ist im HANDELSBLATT zu lesen: "Es ist der Versuch, einen Wahlkampf noch mal zu drehen, der bisher gegen die FDP lief. Zum Start gab es statt Zuspruch für das Ampel-Aus nur Chaos wegen der D-Day-Affäre. Dann wurde der Streit um die Migrationspolitik zum bestimmenden Thema und rückte die Wirtschaftswende in den Hintergrund. Viele Möglichkeiten hat die FDP nicht mehr, um irgendwie über die fünf Prozent zu kommen. Die Anti-Grünen-Garantie könnte eine sein. Ohne Risiko ist die Strategie nicht. Innerhalb der Union hat schon die CSU eine Koalition mit den Grünen ausgeschlossen. Nun ist die Frage, was die Wähler höher bewerten: die Wahrscheinlichkeit, dass Markus Söder mal wieder seine Meinung ändert, oder das Risiko, dass die FDP an der Fünfprozenthürde scheitert." So weit das HANDELSBLATT.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG resümiert: "Der Parteitag der FDP war vor allem eines. Eine Selbstvergewisserung, dass man doch viel wichtiger sein muss, als es die Prognosen besagen: Die FDP droht nach der Bundestagswahl aus dem Parlament zu fliegen. Wenngleich sich die Stimme Lindners beim Parteitag vor lauter Kampfeslust fast überschlug, verharrt die Partei seit Monaten bei unzureichenden vier Prozent. Die FDP übt sich zwei Wochen vor der Wahl in Verdrängung. Dabei sollten die Umfragen nicht nur FDP-Anhänger beunruhigen, sondern große Teile der Gesellschaft. Denn ohne die FDP sinken die Möglichkeiten der nächsten Regierungsbildung erheblich", gibt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG zu bedenken.
CSU-Parteichef Söder hat den beiden christlichen Kirchen geraten, sich in politischen Fragen zurückzuhalten. Schließlich bezahle der Freistaat deren Gehälter. Die FREIE PRESSE aus Chemnitz erklärt dazu: "Söders Satz kann man so übersetzen: Betet ihr mal schön, doch wenn es um ernsthafte Politik geht, haltet besser die Klappe – sonst reden wir vielleicht mal über das Geld, das ihr vom Staat bekommt. Dass ein Spitzenpolitiker einer Partei der Mitte so etwas sagt, ist ein starkes Stück. Die Kirchen sind in der Bundesrepublik seit jeher eine Art soziales Gewissen der Gesellschaft. Man muss ihre Auffassungen nicht teilen und sollte auch mit ihnen streiten. Aber die Idee, ihnen das Aussprechen nicht genehmer Meinungen zu verwehren, ist einer Partei, die das C für 'christlich' in ihrem Namen führt, unwürdig", unterstreicht die FREIE PRESSE.
Die zur Mediengruppe Bayern gehörende PASSAUER NEUE PRESSE sieht es so: "Es ist noch keine drei Jahre her, da hat Ministerpräsident Markus Söder bemängelt, dass sich die Kirchen in fundamentalen gesellschaftlichen Fragen nicht zu Wort meldeten. Er vermisse ihre Stimme, sie sei zu leise geworden. Jetzt mahnt Söder die Kirchen – evangelisch wie katholisch. Sie sollten sich besser um ihre Themen kümmern, als die Politik zu kritisieren. Bei diesem Hin und Her gewinnt man den Eindruck, dass die kirchliche Stimme im politischen Diskurs nur dann zu hören sein darf, wenn es der Durchsetzung eigener Interessen dient. Bei allem anderen soll wohl eher gelten: Tacete! Schweigt!", vermutet die PASSAUER NEUE PRESSE.
Nun zu den Demonstrationen. In der FRANKFURTER RUNDSCHAU heißt es: "Es ist zunächst ein gutes Zeichen, wenn hierzulande Zigtausende für Demokratie und gegen Rechtsradikale demonstrieren. Zugleich zeigt es, dass CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz mit seinem Tabubruch im Bundestag die Stimmung vergiftet, viele verunsichert und den Ton im Wahlkampf noch einmal verschärft hat. So sehr, dass man sich fragen muss, wie und wer nach dem 23. Februar das Land regieren soll. Es drohen österreichische Verhältnisse, wenn die Parteien der Mitte nicht mehr zusammenarbeiten können. Und danach sieht es aus, wenn man so manche aus den Reihen von SPD und Grünen hört", bemerkt die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Die LAUSITZER RUNDSCHAU aus Cottbus ist folgender Meinung: "Dass der 'Tabubruch' der Union keine demoskopische Wirkung erfährt, liegt ferner daran, dass die meisten Menschen zu sehr in Arbeit, Haushalt, Freizeitbeschäftigung, Betreuung und andere Dinge eingebunden sind, um die Vorgänge im Bundestag wirklich zu verfolgen. Das unterscheidet sie von den Demonstranten, die sehr wahrscheinlich zu den politischeren Zeitgenossen gehören. Was ein 'Entschließungsantrag' ist, dürften die wenigsten aus dem Stand beantworten können. Politische Vorgänge sickern erst langsam in das Bewusstsein der Leute", hält die LAUSITZER RUNDSCHAU fest.
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN führen aus: "Am Nürnberger Kornmarkt und in vielen anderen Städten Deutschlands wurde deutlich, wonach viele Menschen sich auch sehnen: nach einer stabilen Zukunft der Demokratie und einem Leben in Freiheit, nach sozialer Gerechtigkeit und einem friedlichen Miteinander von Menschen ungeachtet ihrer Herkunft. 'Wir sind mehr', hallte es über den Kornmarkt. So wichtig diese Botschaft ist, so nachdenklich muss zwei Wochen vor dem Wahltermin die Kluft stimmen, die zwischen der Union und dem Rest der politischen Mitte klafft", notieren die NÜRNBERGER NACHRICHTEN.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG merkt an: "Die Demonstrationen an diesem Wochenende sind beeindruckend gewesen. Etwa 800.000 Menschen zogen aus Protest los, in Berlin, Köln, Düsseldorf, Kiel, Aachen, Duisburg, Dortmund, Mülheim, Neu-Ulm, Bayreuth, Fürth, Würzburg und in anderen Städten. Wenn zwei Wochen vor der Bundestagswahl so viele auf die Straße gehen, um ihren politischen Standpunkt zu demonstrieren, dann sollte dies allen Parteien zu denken geben. Zuerst der AfD, gegen die sich der Aufzug direkt richtete. Aber auch den Schwesterparteien CDU und CSU, deren Agieren im Bundestag die Veranstaltung in diese Dimensionen gehoben hat. Dass die Union die Stimmen der AfD in Kauf genommen hat, das hallt nach. Vielstimmig und vielerorts, wie diese Protestwelle zeigt." Das war zum Ende der Presseschau die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG..