
Die KIELER NACHRICHTEN bemerken: "Europa muss der neuen Realität ins Auge sehen: Die USA unter Trump haben keinerlei Interesse an einer gleichberechtigten Zusammenarbeit. Sich weiterhin anzubiedern und darauf zu hoffen, nicht von der Trumpschen Abrissbirne getroffen zu werden, wäre jedenfalls eine faule Wette. Die Gefahr ist real, dass der Republikaner gezielt Keile in die europäische Einheit treibt – und damit genau das erreicht, was die Feinde eines starken Europas sich wünschen. Europa kann den Totalausfall Washingtons in vielen Politikfeldern – von der Entwicklungshilfe bis zum Klimaschutz – nicht kompensieren. Aber es kann aufhören, sich Illusionen zu machen. Es gilt jetzt, gemeinsam die richtigen Konsequenzen zu ziehen", meinen die KIELER NACHRICHTEN.
Die FULDAER ZEITUNG stellt fest: "In Washington gibt es einen neuen Sheriff. Der schießt seit seinem Amtsantritt diplomatisch derart wild um sich, dass Freund und Feind gleichermaßen in Gefahr sind. Und wenn einer seiner Querschläger einen bisherigen Verbündeten trifft, muss dieser statt mit Hilfe noch mit dem Spott des Schützen rechnen. So wie jetzt die Ukraine, die durch den offenkundigen Kurswechsel der neuen US-Regierung im Krieg mit Putins Russland in Lebensgefahr gerät", schreibt die FULDAER ZEITUNG.
Die TAGESZEITUNG mahnt: "Der Moment der Angst darf sich nicht zu einem Gefühl der Ohnmacht entwickeln. Die beiden Treffen ausgewählter europäischer Staatschefs in Paris waren dafür ein erstes wichtiges Signal, obgleich man sich angesichts der akuten Lage konkrete Entscheidungen erhofft hatte. Europa muss besonnen handeln: Dazu gehört einerseits die Klärung, wie weitere Verteidigungsausgaben finanziert werden sollen. Andererseits sollte der aktuelle französische Alleingang beendet werden. Während die EU-Kommission zum dritten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine am Montag nach Kyjiw reist, planen Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premier Keir Starmer in der kommenden Woche eine Reise nach Washington. Dass kein Vertreter der Europäischen Kommission Starmer und Macron begleitet, ist fragwürdig", findet die TAZ.
Europa habe der Ukraine sehr viel versprochen, gibt SPIEGEL ONLINE zu bedenken: "Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen redete schwülstig davon, dass die Zukunft der Ukraine in der Europäischen Union liege, dass die Freiheit der Ukrainer 'unsere Freiheit' sei. Gestorben sind aber die Ukrainer. Es sind die Ukrainerinnen und ihre Kinder, die ihr Land millionenfach verlassen haben. Die Taktik, immer mehr Waffen zu liefern, ging nicht auf. Hunderttausende sind verletzt oder gestorben, 20 Prozent des Landes sind von den Russen besetzt, die russische Armee schreitet weiter voran. Inzwischen desertieren die ukrainischen Soldaten in großen Zahlen. Es hätte diesen Krieg nie geben dürfen, er hätte längst beendet werden müssen." So weit SPIEGEL ONLINE und so viel zu diesem Thema.
Die STUTTGARTER ZEITUNG geht auf die jüngsten Entwicklungen der Waffenruhe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas ein: "Es war ein schauerliches Schauspiel: Die Hamas hat die Leichen von vier Geiseln an Israel ausgeliefert – ein weiteres Pfand im Schacher um ein Ende der Gewalt im Gazastreifen. Die Terrorgarde, die dort das Sagen hat, inszenierte die Übergabe der Särge als zynisches Spektakel: bejubelt von Schaulustigen, beschallt von arabischer Popmusik. Respekt oder Pietät sind der Hamas fremd", urteilt die STUTTGARTER ZEITUNG.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG verweist auf das Schicksal der drei toten, israelischen Geiseln, darunter zwei Kinder: "Nach mehr als 500 Tagen seit ihrer Verschleppung in eines der unterirdischen Hamas-Verstecke im Gazastreifen gibt es nun offenbar die traurige Gewissheit: Die drei bekanntesten Geiseln in der Hand der Hamas sind tot. Die Übergabe der sterblichen Überreste im Zuge der Waffenruhe mit Israel inszenierten die selbsternannten Vertreter der Palästinenser im Beisein des Roten Kreuzes als eine widerliche, antisemitische Propagandashow. Vor einer jubelnden und gaffenden Menge, darunter viele Frauen und Kinder, wurden die Särge wie im Mittelalter zur Schau gestellt. Die auch von deutschen Hamas-Unterstützern verbreitete Erzählung einer heroischen Widerstandsbewegung ist nicht erst seit dieser Barbarei als Märchen entlarvt. Trotz der von der Hamas betriebenen Täter-Opfer-Umkehr steht fest: Für den Tod der drei von ihr Verschleppten trägt die islamistische Terrororganisation die Schuld", kommentiert die F.A.Z.
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN fragen: "Was geht in Menschen vor, die aus der Übergabe toter Geiseln, darunter zwei Kleinkinder, ein solch widerwärtiges Schauspiel machen? Die Särge wie Trophäen auf einer Bühne ausstellen und sich vor einem Bild feiern lassen, das Israels Ministerpräsident Netanjahu als bluttriefenden Vampir zeigt? Man kann nur hoffen, dass diejenigen, die vergessen haben oder nicht wahrhaben wollen, wer und was den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hat, da ganz genau hingesehen haben. Und dass sich ihnen die ausgemergelten Gesichter der drei Männer eingeprägt haben, die vergangene Woche von den Folterknechten der Hamas freigelassen wurden – Gesichter, die an KZ-Häftlinge erinnerten. Die Inszenierung zeigt genau, welch Geistes Kind die Hamas und ihre Anhänger sind: eine Bewegung, die nichts als Terror sät und die Auslöschung Israels verfolgt", vermerkt die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN.
Nun noch Stimmen zu den Gesprächsrunden im Fernsehen vor der Bundestagswahl. Die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG bilanziert: "Es war nicht immer alles erhellend, manches kurios, vieles kritikwürdig. Unter dem Strich aber haben die TV-Begegnungen der Spitzenpolitiker und ihre Befragungen durch Menschen aus dem Publikum den Wahlkampf bereichert. In einer Zeit, in der politische Auseinandersetzungen in den sogenannten Sozialen Netzwerken vielfach hetzerisch und herabwürdigend ausgetragen werden, sind die TV-Debatten ein gutes Gegengewicht. Hier wird zumindest der Versuch unternommen, auf der Grundlage normaler Benimmregeln und eines Mindestmaßes an gegenseitigem Respekt miteinander zu kommunizieren. Man muss sich wirklich nicht alles anschauen. Das vielfältige Angebot ist aber sinnvoll", findet die LEIPZIGER VOLKSZEITUNG.
Das Magazin CICERO hebt hervor: "Es war schon eine ganz besondere Leistung, im letzten 'Duell' vor der Wahl - ausgerichtet von den Zeitungen 'Bild' und 'Welt' - nicht eine einzige Frage zum Ukrainekrieg zu stellen. Also am selben Tag, an dem der amerikanische Präsident dem überfallenen Land vorwirft, sich die ganze Misere selbst eingebrockt zu haben, Selenskyj einen 'Diktator' schimpft und die Europäer endgültig zu Zaungästen degradiert. Das ist fast so, als hätte man am Abend von Nine-Eleven über Kuchenrezepte gesprochen. Es kann doch nicht sein, dass sich in der gesamten deutschen Fernseh- und Rundfunklandschaft niemand findet, der mit dem Kanzler und dem Oppositionsführer in Ruhe eine Stunde lang über Deutschlands und Europas geopolitische Herausforderungen diskutiert", kritisiert CICERO.
Der Berliner TAGESSPIEGEL wirft ein: "Deutschland fehlt es an Hoffnung und Tatkraft, oder? Jedenfalls ist das der Eindruck des Wahlkampfes und der vielen, vielen 'Wahlarenen' auf verschiedenen Kanälen. Aber der Eindruck trifft es nicht ganz; und er trifft auch nicht auf die Mehrheit zu. Die Mehrheit der Wahlberechtigten wird wählen, trotz allem, trotz manchen Missmuts. Manche tun es gerade deshalb. Das ist doch schon was. Und zwar nicht zuletzt ein Anlass für Hoffnung", argumentiert der TAGESSPIEGEL zum Ende der Presseschau.