
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG rechnet vor: "In Deutschland verdienen Frauen pro Stunde im Schnitt 16 Prozent weniger als Männer; und selbst wenn man nur Menschen mit gleicher Ausbildung im gleichen Job vergleicht, bleibt eine Differenz von sechs Prozent. Und gerade bei kleineren Einkommen entscheiden sechs Prozent nicht einfach darüber, ob man im Urlaub ein besseres Hotel aussucht oder Biofleisch kauft. Sondern vielleicht auch: ob man in einer Ehe bleibt, aus der man sich eigentlich lieber verabschieden sollte. Wer weniger hat, ist weniger frei, und dass Deutschland im Jahr 2025 in Sachen Gender Pay Gap dramatisch schlechter ist als der EU-Schnitt, bleibt beschämend und lächerlich." So lautet das Urteil der SZ.
Die STUTTGARTER ZEITUNG sieht zwar große Fortschritte bei der Gleichberechtigung, gibt aber zu bedenken: "Die Errungenschaften sind fragil. Wenn rechtspopulistische bis rechtsextreme Strömungen an Kraft gewinnen, stagniert die Gleichberechtigung, werden Rechte von Frauen beschnitten. Das ist auch schon in Deutschland spürbar. Dazu arbeiten die Zeitläufe gegen die Emanzipation. Wenn die Wirtschaft kriselt, Abstiegsangst umgeht, innere und äußere Sicherheit wanken, geraten gleichstellungspolitische Fragen als vermeintliche Blütenthemen für bessere Zeiten aus dem Blick. All diesen gleichberechtigungsbedrohenden Tendenzen gilt es sich entgegenzustellen, als Frauen, als Menschen, als offene Gesellschaft", fordert die STUTTGARTER ZEITUNG.
Auch die BADISCHE ZEITUNG vermerkt: "Der Antifeminismus ist weltweit auf dem Vormarsch. In den USA werden gerade viele Errungenschaften der vergangenen Jahre zurückgedreht. Es ist ein Rollback im Gange, ein Rückfall in überwunden geglaubte Verhältnisse. Man sollte sich keine Illusionen machen: Die bei der Gleichberechtigung erreichten Schritte sind niemals sicher. Genau wie die Demokratie müssen sie immer wieder neu erkämpft werden. Alle, die nicht plötzlich in einer ungerechteren Welt aufwachen wollen, sollten sich warm anziehen, zusammenstehen und dagegenhalten in Solidarität und Vielfalt."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU stellt fest: "Der 8. März ist kein Feiertag. Er ist und bleibt ein Kampftag. Frauenrechte sind heute weltweit in Gefahr. Überall gewinnen rechtsextreme Bewegungen an Bedeutung und bedrohen frauenpolitische Errungenschaften. Diese Ideologie stößt auf besorgniserregende politische Resonanz und nimmt heute eine andere Dimension an: Frauenhasser sind an der Macht. Donald Trump ist ein Misogyn an der Spitze des mächtigsten Landes der Welt. Um aus diesem Dilemma herauszukommen, müssen wir uns von dem Konzept einer binären Welt lösen. Die symbolische Basis unserer Zivilisation beruht auf dieser Zweipoligkeit männlich versus weiblich. Sie anzuzweifeln, bedeutet, die politische Ordnung zu hinterfragen. Aber eine ungerechte Ordnung muss infrage gestellt werden!", ist sich die FRANKFURTER RUNDSCHAU sicher.
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN richten den Fokus auf die Ermordung von Frauen: "Femizide in Deutschland sind kein neues Phänomen. Sie existierten bereits lange vor der sogenannten 'Flüchtlingskrise' und werden nicht durch eine restriktivere Migrationspolitik verschwinden. Richtig, nicht-westliche Gesellschaften tragen patriarchale Machtstrukturen zu uns. Aber diese bestärken allenfalls die Strukturen, die auch in Deutschland ohnehin schon herrschen und legen sie nicht neu an."
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm hinterfragt das Frauenbild von CDU/CSU: "Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte: Frauen und ihre Perspektive und Expertise fehlen am Tisch – und die Führungsspitzen von CSU und CDU sehen darin kein Problem. So zumindest die vermittelte Botschaft des Fotos, das Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zwei Tage nach der Bundestagswahl von den Unions-Parteispitzen, rund um einen Tisch sitzend, veröffentlichte. Denn die reine Männerrunde strahlte in die Kamera, dazu Söders Worte: 'Wir sind bereit für einen Politikwechsel'. Im Jahr 2025 ist es beschämend, dass diese Runde mit einer Selbstverständlichkeit so dort sitzt. Auch für Unions-Männer gilt im Übrigen Artikel 3 des Grundgesetzes. Seit 30 Jahren steht dort der Zusatz: 'Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin'", lesen wir in der SÜDWEST PRESSE.
Der MÜNCHNER MERKUR schaut auf die Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD und bemerkt: "Friedrich Merz hat ein Problem. Er hat der SPD gleich zu Beginn der Sondierungen das größtmögliche Geschenk gemacht und entgegen den Beteuerungen im Wahlkampf alle Geldschleusen geöffnet, quasi als vertrauensbildende Maßnahme. Er habe, eröffnete er seiner verdutzten Fraktion, der nach dem Wahldesaster wackeligen SPD-Spitze helfen wollen. Die Genossen haben die Wahl krachend verloren, trotzdem scheinen einige ihrer Wortführer vor Kraft kaum laufen zu können. Schon kursieren in Berlin wilde Verschwörungstheorien: Die SPD wolle die Union dazu bringen, gemeinsam mit ihr die Sondervermögen noch im alten Bundestag zu verabschieden, und danach mit Maximalforderungen die Koalitionsverhandlungen zum Scheitern zu bringen. Dann könnte Scholz als Minderheitenkanzler mit den Grünen weiterregieren, Geld genug wäre dann ja da. So weit wird es kaum kommen. Doch ist die SPD aktuell in einer erkennbar starken Position. Das und die Ungeschicklichkeiten von Merz und Söder in den Verhandlungen könnten die Union noch teuer zu stehen kommen", schätzt der MÜNCHNER MERKUR.
Der WESER-KURIER aus Bremen vernimmt ein "Grummeln in der Union", das sich CDU und CSU selbst zuzuschreiben hätten: "Zu unrealistisch waren die Wahlkampf-Positionen bei der Schuldenbremse. Auch die Forderung nach sofortigen Zurückweisungen an den Außengrenzen war nie haltbar. Dennoch wäre die SPD gut beraten, der Union Punktgewinne in der Migration und beim Bürgergeld zu gönnen. Zu frisch dürfte auch im Willy-Brandt-Haus noch die Erinnerung an die Ampelkoalition sein, in der sich die Partner gegenseitig nicht die Butter auf dem Brot gegönnt haben. Dass eine solche Konkurrenzsituation am Ende zulasten aller Beteiligten geht, haben die Bundestagswahlen gezeigt. Deshalb sollte SPD-Chef Lars Klingbeil sein gutes Blatt keinesfalls überreizen", mahnt der WESER-KURIER.
Themenwechsel. Auf einem Sondergipfel in Brüssel einigte sich die EU auf eine weitreichende Aufrüstung. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG konstatiert dazu: "Am Ende ist entscheidend, dass Deutschland, Frankreich, Polen und andere Staaten an der Ostflanke besser ausgerüstet werden; unverzichtbar ist auch das Nicht-EU-Mitglied Großbritannien. Angeschafft werden sollten besonders militärische Systeme, die bisher Amerika stellt. Und auch das gehört zur neuen Realität: Waffenkäufe in den USA sind zu vermeiden, wo immer das möglich ist, so schwer das alten Transatlantikern wie den Unionsparteien fallen wird. Einem Land, das über Nacht die Militärhilfe für einen Partner stoppt, der im Krieg steht, kann man nicht mehr vertrauen", warnt die F.A.Z.
Die JUNGE WELT aus Berlin hingegen kritisiert die Aufrüstung und betont: "In der EU steht die Herrschaft in ihrer Hochrüstungstollwut sogar vor mehr Problemen, als ihr lieb sein kann. Nicht das Geringste unter ihnen ist, dass den Großteil der 800 Milliarden Euro die Mitgliedstaaten auf nationaler Ebene in Form von Schulden aufbringen sollen. Einige sind aber schon so stark verschuldet, dass sie ohnehin darauf achten müssen, nicht in eine Schuldenkrise abzustürzen – Italien etwa, das sich bereits sorgt, wenn es neue Rüstungskredite aufnehme, könnten diese das Fass zum Überlaufen bringen. Andere sind in einer ähnlichen Lage. Dass die EU Russland totrüstet und nicht sich selbst, ist noch lange nicht gesagt."