
"Aus seiner Liebe für die Einfuhrrestriktionen hatte der Protektionist im Weißen Haus nie einen Hehl gemacht. Die Zölle würden US-Industriearbeitsplätze schützen und ausländische Autobauer dazu bringen, mehr in den USA zu investieren. Ganz zu schweigen von seiner Abneigung gegen die Europäer: Diese verdienten sich in den Staaten mit dem Verkauf von BMWs, Mercedes und Ferraris eine goldene Nase, während die Amerikaner mit ihren Automodellen in der EU außen vor blieben. Nur verschweigt Trump, dass die US-Verbraucher von dem harten Wettbewerb auf dem US-Automobilmarkt wegen der ausländischen Konkurrenz profitieren: zum einen in Form günstiger Preise, zum anderen in Form besserer Ausstattungen", erläutert die BADISCHE ZEITUNG.
"Die deutsche Automobilindustrie treffen die Strafzölle auf Autos und Fahrzeugteile in Höhe von 25 Prozent zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt", gibt die FREIE PRESSE aus Chemnitz zu bedenken: "Bei der gerade erst zu Ende gegangenen Bilanzsaison mussten VW, Mercedes und Co. herbe Gewinneinbrüche eingestehen. Ein Lichtblick war meist der stabile US-Markt, der für die deutsche Autobranche ein wichtiges Standbein ist. Für den angestrebten Erholungskurs der deutschen Autobauer sind die Strafzölle ein Schuss vor den Bug. Besonders betroffen ist der zum VW-Konzern gehörende Sportwagenhersteller Porsche, der – anders als die anderen Automarken – kein eigenes Werk in den USA betreibt", notiert die FREIE PRESSE.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG beobachtet: "Trumps Unverfrorenheit im internationalen Handel macht längst Schule. Für die deutsche Wirtschaft, die sich schwertut, aus der Rezession zu kommen, ist das Gift. Höhere Zölle, verschärfte Zertifizierungsanforderungen und neue Regulierungen setzten deutsche Firmen weltweit unter Druck. Eine Mehrheit der Unternehmen hat bei ihren internationalen Geschäften der vergangenen Monate eine Zunahme von Handelshemmnissen festgestellt. Den ersehnten Exportaufschwung wird das massiv erschweren", vermerkt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
"Und doch sollte man das große Ganze nicht aus dem Blick verlieren", empfiehlt die MEDIENGRUPPE BAYERN: "Auf die gesamte EU-Wirtschaftsleistung gesehen, sind die Folgen der Strafzölle wohl überschaubar. Das alte Europa wird daran nicht untergehen."
Der MÜNCHNER MERKUR blickt auf die Optionen der Europäischen Union: "Klar ist: Bei eher symbolischen Gegenzöllen auf US-Whiskey, Harley-Davidsons und Erdnussbutter kann es die EU nicht bewenden lassen. Europa mag militärisch ein Zwerg sein, aber mit ihren 450 Millionen Menschen ist die EU der wichtigste und kaufkräftigste Absatzmarkt der Welt, mit entsprechend großer Verhandlungsmacht. Die EU-Kommission sollte dem US-Präsidenten entschieden, aber auch besonnen entgegentreten. Eskalation wäre die falsche Antwort auf Trumps Handelskriegserklärung. Die dürfen die EU-Politiker gern den europäischen Verbrauchern überlassen. Zu hoffen wäre, dass sie dem Beispiel der tapferen Kanadier folgen und noch konsequenter amerikanische Produkte meiden, vom Tesla übers Head&Shoulders-Shampoo bis zur Amazon-Bestellung", heißt es im MÜNCHNER MERKUR.
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER ist überzeugt: "Im Umgang mit dem erratischen US-Präsidenten ist Fingerspitzengefühl gefragt. Großspurig medial angekündigte Vergeltungszölle führen im Zweifel nur zu einer weiteren Eskalation der Zollspirale. Dafür zahlen am Ende nur die Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks die Zeche. Besser wäre es, ihn diskret hinter verschlossenen Türen mit dem Zuckerbrot zu locken und ihm dabei aber auch die Peitsche zu zeigen. Militärisch mag die EU ein Zwerg sein, ökonomisch kann sie den USA aber durchaus Paroli bieten. Um das Handelsbilanzdefizit zu senken, könnte man Trump anbieten, mehr LNG aus den USA einzukaufen", schlägt der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER vor.
ZEIT ONLINE überlegt: "Es ist nachvollziehbar und richtig, dass Europa darüber nachdenkt, was die USA schmerzen würde. Eine Steuer für Digitalkonzerne hat dabei kein schlechtes Drohpotenzial. 450 Millionen Menschen leben in Europa, fast alle nutzen täglich Dienstleistungen von Google, Meta oder Amazon. Trump hat gerade klargemacht, dass ihm diese Branche ähnlich wichtig ist wie die Autos", hält ZEIT ONLINE fest.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU moniert, die EU habe es versäumt, eine Strategie für ihre Wirtschaft zu entwickeln: "Es wird zu wenig darüber gesprochen, wie der Binnenmarkt so entwickelt werden kann, dass Europa sich in den kommenden Jahrzehnten während des sich verschärfenden Konflikts zwischen den Vereinigten Staaten und China selbstbewusst und selbstbestimmt behaupten kann. Wichtig ist auch die Frage, welche Rolle die EU künftig geostrategisch spielen kann und soll. Es geht darum zu beantworten, wie es in einer ruppiger werdenden Weltpolitik gelingen kann, europäische Werte zu leben und zu bewahren sowie sich weiter dafür einzusetzen", unterstreicht die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Nun nach Paris, wo gestern Vertreter aus mehr als 30 Ländern über die weitere Unterstützung der Ukraine beraten haben. Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz meint: "Das Pariser Treffen der Koalition der Willigen belegt, dass sich seit dem Eklat zwischen US-Präsident Trump und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Weißen Haus in Europa einiges tut. Allerdings fehlt es bei der gemeinsamen Antwort aus Paris auf die amerikanisch-russische Annäherung an einem wichtigen Punkt an Einigkeit. Zwar hat Macron eine französisch-britische Mission angekündigt, um die ukrainische Armee zu unterstützen. Über die Entsendung von Friedenstruppen gab es aber keine Einigkeit. Insofern stellt sich die Frage, wie verlässlich die Sicherheitsgarantien aus dieser Runde gegen künftige russische Angriffe sein können" ist in der RHEIN-ZEITUNG zu lesen.
Ähnlich sieht es die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Von einer eigenständigen Abschreckung Russlands sind die Europäer noch ein gutes Stück entfernt. Dass Macron nun von einer 'Rückversicherungstruppe' spricht, die nicht in Frontnähe zum Einsatz kommen soll, trägt diesen Realitäten Rechnung. Nicht ohne Grund sucht der Präsident weiter die Abstimmung mit Trump. Wird Merz Kanzler, dann sollte er diesem Beispiel folgen. Bei den Sanktionen allerdings sollten die Europäer erst mal hart bleiben, da stimmte die Botschaft aus Paris. Es gibt keinen vernünftigen Grund, hier in Vorleistung zu gehen, solange Russland keine Zugeständnisse macht", betont die F.A.Z.. Soviel zu diesem Thema.
Die Deutsche Bahn befindet sich den jüngsten Geschäftszahlen zufolge in der größten Krise der vergangenen 30 Jahre. Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sieht Bahnchef Lutz in der Mitverantwortung: "Unter seiner Führung ist die Bahn überhaupt erst in die Krise gerutscht. Und er scheitert bis heute daran, den Konzern zurück in die Spur zu bringen. Stattdessen präsentiert er der Öffentlichkeit in unregelmäßigen Abständen Sanierungsprogramme mit den immer gleichen Versprechen. Bald kommt die Bahn wieder pünktlich. Bald macht die Bahn wieder Gewinn. Bald baut die Bahn ihr Angebot aus. Wer's glaubt. Richard Lutz hat viel versprochen und kaum etwas davon gehalten. So kann man kein Unternehmen führen, erst recht keines, das so elementar für die Verkehrswende und den Klimaschutz ist wie die Deutsche Bahn", kritisiert die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
Die TAGESZEITUNG – TAZ verlangt: "Will die Politik die Bahn zum Verkehrsträger der Zukunft ausbauen, muss sie sich von dem Gedanken verabschieden, die Bahn sei ein Unternehmen, das sich finanziell selbst tragen könne. Statt um jeden Preis die Bahn in die Profitabilität zu treiben, sollte die kommende Regierung klar und deutlich anerkennen, dass die Bahn ein elementarer Teil der Daseinsvorsorge ist, den sich die Gesellschaft bewusst leistet", stellt die TAZ klar.Und damit endet die Presseschau.