
Zunächst blicken wir auf die Auswirkungen an den Finanzmärkten. Der KÖLNER STADT-ANZEIGER erläutert: "Aktienkurse stürzen ab. Notierungen für sichere Staatsanleihen gehen stattdessen nach oben. Gold, ein sogenannter sicherer Hafen, ist so teuer wie nie zuvor, der Preis für Rohöl ist auf das Niveau von vor vier Jahren abgerutscht. Solche Szenarien sind wohlbekannt. Ähnlich heftig schlugen die ökonomischen Seismographen beim großen Crash 1987 aus, zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 und als Corona-Lockdowns die globale Wirtschaft lähmten. Dieses Mal aber ist ein entscheidender Punkt anders: Kam bei früheren Krisen stets der Staat den Banken und Unternehmen zu Hilfe, um schwere Verwüstungen zu beheben, hat das aktuelle Beben eine Regierung ausgelöst: US-Präsident Donald Trump legt sich mit dem Rest der Welt - außer Russland - an", notiert der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
Die TAGESZEITUNG stellt fest: "Viele Finanzanleger stoßen momentan ihre Aktien ab, weil US-Präsident Donald Trump eine sehr schräge Handelspolitik betreibt und fast alle Länder mit exorbitanten Zöllen belegt. Aber das ist keine Finanzkrise, sondern der Irrsinn eines einzelnen Mannes. Dieser Unterschied ist wichtig. Denn ein echter Crash lässt sich schwer beheben, während Trumps bizarre Handelspolitik jederzeit korrigierbar ist. In der Finanzkrise ab 2007 wurde reales Geld vernichtet, weil Millionen von US-Bürgern ihre Hypotheken nicht mehr zahlen konnten. Diese faulen Kredite mussten abgeschrieben werden, sodass diverse Großbanken in die Pleite rutschten. Weltweit brach die Konjunktur ein – und die Industrieländer mussten Billionen Dollar mobilisieren, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Diesmal ist die Weltwirtschaft eigentlich robust – wenn Trump nicht wäre", schreibt die TAZ.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG beobachtet: "Während China gleich mit Vergeltungszöllen von 34 Prozent auf Trump antwortete, versammeln die Europäer erst einmal ihre Handelsminister und sehen weiter. Das ist diesmal nicht Ausdruck europäischer Langsamkeit, sondern folgt einem klugen Drehbuch: Auf frühzeitige Angebote von Kommissionschefin Ursula von der Leyen, mehr Gas und andere Waren in den USA zu bestellen, folgt eine Phase, in der Europa Gespräche anbietet. Mit dem Zusatz: Wir können auch anders. Klug ist, dass die EU zunächst auf den Effekt der Märkte und auf die innenpolitische Dynamik in den USA setzt. Der Trump’schen Nonsens-Mathematik, mit der die US-Zölle berechnet wurden, stellt die Union neben dem Angebot einer Freihandelszone eine fein austarierte Vergeltung gegenüber. Sollte Trump partout nicht mit sich reden lassen, dürften auf erste Gegenzölle im Güterhandel weitere, schmerzhafte Maßnahmen folgen", erwartet die SÜDDEUTSCHE.
Die EU müsse weiter geschlossen, geeint und als Wahrer einer vernunft- und regelbasierten Ordnung auftreten, rät der Berliner TAGESSPIEGEL: "Zwar gibt es keinen Zeitdruck für Gegenmaßnahmen. Doch Brüssel hat noch einen weiteren Trumpf gegen Trump. Amazon, Meta, Google und Co. erwirtschaften rund ein Drittel ihres Gewinns in der EU. Eine Digitalsteuer oder Strafmaßnahmen würden sie direkt und hart treffen. Darüber wird in Brüssel gerade so offen diskutiert wie nie. Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, Sundar Pichai und andere Trump-nahe CEOs dürften diese Schritte um jeden Preis verhindern wollen", schätzt der TAGESSPIEGEL.
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz mahnt: "Die wahre Gefahr besteht in einer Eskalation dieses Handelskonflikts. Deshalb dürfen die EU-Länder jetzt weder einzeln beginnen, bilateral mit den Amerikanern zu verhandeln, noch dürfen sich die Europäer in eine Zollspirale hineinziehen lassen. Dass nun immer mehr Stimmen fordern, die amerikanischen High-Tech- und Internet-Konzerne ins Visier zu nehmen, ist zwar richtig. Und doch dürfen solche Vorschläge nicht aus der Panik geboren sein. Natürlich hat die EU mit ihren 450 Millionen Einwohnern Hebel, um Druck auf die US-Digitalunternehmen aufzubauen. Sie sollte sie aber zumindest vorerst lediglich als Drohgebärde einsetzen, um Europas Verbraucher vor Kostenexplosionen zu schützen", empfiehlt die FREIE PRESSE.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ist sich sicher: "Die beste Antwort Deutschlands und Europas auf das wunderliche Treiben in Washington kann nur darin bestehen, eine möglichst gute Wirtschaftspolitik zu betreiben. Die richtige Antwort auf zusätzliche staatliche Lenkung in Amerika besteht in einer Stärkung der marktwirtschaftlichen Kräfte in Europa. Für die Europäische Union muss die Antwort auf den Rückfall der Vereinigten Staaten in einen Protektionismus, der seit 80 Jahren überwunden schien, in einer entschlossenen Förderung des Freihandels bestehen. Das Angebot an Washington, die Industriezölle abzuschaffen, ist unabhängig von der Antwort Trumps richtig", urteilt die F.A.Z.
Die WIRTSCHAFTSWOCHE verweist auf einen anderen Punkt: "Der US-Präsident will die Unternehmenssteuern auf 15 Prozent senken. Zusammen mit Zöllen wächst damit die Gefahr, dass noch mehr deutsche Firmen als bisher ihre Produktion in die Vereinigten Staaten verlagern könnten. Schon heute verliert Deutschland wöchentlich zwei Milliarden Euro an Direktinvestitionen. Eine schrittweise Senkung der Unternehmenssteuern auf 25 Prozent ist überfällig – und eine der entscheidenden Maßnahmen, um Deutschland als Investitionsstandort wieder attraktiv zu machen." Das war die WIRTSCHAFTSWOCHE.
Themenwechsel. Die STUTTGARTER ZEITUNG geht ein auf den Vorschlag des Bundesinnenministeriums, angesichts der sicherheitspolitischen Lage Zivilschutz-Übungen in Schulen durchzuführen: "Schüler auf ein Kriegsszenario vorzubereiten, klingt extrem. Doch mit Augenmaß ist die Idee richtig. Für die Sicherheit sind nicht nur Polizei und Feuerwehr zuständig. Für eine widerstandsfähige Gesellschaft kann jeder etwas tun. Das sollte an Schulen vermittelt werden. Niemand will einen Wehrunterricht wie in der DDR oder Verhältnisse wie in Putins Russland. Eine militärische Erziehung hat in Schulen nichts verloren. Aber es schadet nicht, einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren und zu wissen, was zu tun ist, wenn der Strom ausfällt", argumentiert die STUTTGARTER ZEITUNG.
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, heben hervor: "Es geht nicht darum, die Kinder zu traumatisieren oder ihnen Angst zu machen. Es geht um das Erlernen von Routinen, die im Ernstfall vor einer massiven Überforderung bewahren sollen. Ja, die Themen wie Kriege und Naturkatastrophen können als bedrohlich empfunden werden. Sie sind es schließlich auch. Und genau hier sollte eine Gesellschaft, die aufgeweckt, verantwortungsvoll und aufgeklärt sein will, ansetzen. Der Fokus sollte auf praktischen Lösungsansätzen liegen, um ein Gefühl von 'vorbereitet sein' und Sicherheit zu vermitteln", lesen wir in der MEDIENGRUPPE BAYERN.
Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf wirft ein: "Es wäre eine Illusion zu denken, man könnte junge Menschen vor der Realität schützen, indem man ihnen diese vorenthält. Kinder und Jugendliche sollten gestärkt werden für die Welt, in die sie hineinwachsen. Dazu zählt auch eine Vorbereitung auf sich häufende Krisen und einen möglichen Krieg. Doch um eine Gesellschaft resilient zu machen, muss sie auch von innen heraus gestärkt werden. Dazu gehört, den Zusammenhalt zu stärken, soziale Ungleichheiten abzubauen, auf gleiche Bildungschancen für alle Kinder hinzuwirken und demokratische Werte in der Schule zu vermitteln. Damit sich eine Gesellschaft gegen äußere Angriffe jedweder Art wehren kann, muss sie in ihrem Inneren zusammenhalten. Wenn die Bedrohungen von außen groß sind, muss auch die Vorsorge groß gedacht werden", meint die RHEINISCHE POST.