
Mit Blick auf die zuletzt von beiden Seiten erhöhten Strafzölle vermutet FOCUS ONLINE, US-Präsident Trump rechne damit, dass... "...die Unternehmen jetzt in Scharen aus China abwandern, wenn ihre Marge, die sie aufgrund von günstigen Lohnkosten im Reich der Mitte einfahren, schmilzt oder gar völlig verschwindet. Dahinter steckt die Auffassung, dass es sich bei der Volksrepublik um ein Billiglohnland handelt. Doch das ist nicht mehr der Fall. Natürlich gibt es auch in China noch Textilproduktion, deren Rentabilität von günstigen Lohnkosten abhängt. Aber in Wahrheit wandern viele dieser Unternehmen schon seit Jahren in günstige Länder wie Vietnam oder Kambodscha ab, weil das Lohnniveau innerhalb der Volksrepublik in den vergangenen Jahrzehnten stetig gestiegen ist. China mag trotz dieses Umstands 'die Werkbank der Welt' bleiben, wie das Land immer wieder bezeichnet wurde - allerdings jetzt für Güter, deren Fertigung Geschick und Know-how erfordern", notiert FOCUS ONLINE.
Der MÜNCHNER MERKUR beobachtet, an den Finanzmärkten suchten Anleger nach sicheren Häfen für ihr Geld: "Klar ist: Der Dollar ist es nicht mehr. Das Vertrauen in die alte Weltleitwährung hat Trump zerstört. Dagegen steigt der Wert der Krisenwährung Gold unaufhörlich, und auch der Bitcoin erwies sich zuletzt als erstaunlich stabil. Die Frage bleibt, wer da im großen Stil US-Anleihen verramscht. Als mögliche Adresse gelten die Chinesen: Sie haben mit den Dollars aus ihren Handelsüberschüssen jahrzehntelang US-Schuldpapiere angehäuft, damit den Lebensstandard der Amerikaner finanziert und sind so zum zweitgrößten Gläubiger hinter Japan aufgestiegen; werfen sie in einem Racheakt nun ihre Papiere von 800 Milliarden Dollar auf den Markt, könnten sie Amerika in eine Finanzkrise stürzen und Trumps Bluff platzen lassen", vermutet der MÜNCHNER MERKUR.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG glaubt, die eigentlichen Probleme der Vereinigten Staaten lägen anderswo: "Die hohen Gewinne der Globalisierung werden miserabel verteilt. Zwar profitieren alle von günstigen, schnell verfügbaren Waren, aber am Arbeitsmarkt gibt es Verlierer, während viele Unternehmer gewinnen. Trump könnte das innenpolitisch lösen, etwa durch Umverteilung. Das ist allerdings kein Thema, das ihn interessiert. Stattdessen gefällt ihm am Handelsstreit sichtlich, dass er alle Schuld dem Ausland zuweisen kann. Dort habe man Amerika ausgenutzt. Diese Argumentation gerät an ihre Grenzen", schätzt die SÜDDEUTSCHE.
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU bilanziert: "Der US-Präsident flutete auch diese Woche die Welt mit Attacken auf die Weltordnung und -wirtschaft. Im Strudel der Ereignisse darf ein schwerwiegender Verdacht nicht untergehen: der, dass sich Trump und sein Umfeld offenbar massiv bereichert haben. Es ist ein Alarmsignal für die US-Demokratie. Schon beim Amtsantritt wurden Warnungen laut: Kritikerinnen und Kritiker von Trump befürchteten, dass sein komplexes Geflecht aus finanziellen Beteiligungen an Immobilien, Kryptowährungen und seinem Social-Media-Unternehmen es ihm ermöglichen könnte, sich auf unzulässige Weise zu bereichern", vermerkt die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Themenwechsel. Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder) geht ein auf Berichte, wonach deutsches Militärgerät an der ukrainischen Front häufig kaputtgeht: "Jetzt können wir also nicht mal mehr Panzer bauen, heißt es da, und die Quelle muss es wissen, beruht sie doch auf Erfahrungsberichten der ukrainischen Armee. Doch etwas Vorsicht ist angebracht. So stehen die Klagen über das deutsche Material in krassem Widerspruch zu den Forderungen aus der Ukraine, davon doch bitte sehr schnell sehr viel mehr zu schicken. Zum anderen haben sämtliche Militärexperten immer wieder darauf hingewiesen, dass umfangreiches Training notwendig ist, um etwa einen 'Leopard-2'-Panzer richtig zu fahren und zu bedienen. Die Ukrainer haben eine Art Schnellkurs erhalten, und das hat auch zu Defekten am Material geführt", meint die MÄRKISCHE ODERZEITUNG.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG verweist auf den bisherigen und wohl auch künftigen Bundesverteidigungsminister Pistorius. Der SPD-Politiker habe "mit Erstaunen" auf entsprechende Berichte reagiert: "Wirklich erstaunlich wäre es, wenn Pistorius noch nie etwas von den Problemen gehört haben sollte, die etwa beim Einsatz der Panzerhaubitze 2000 auftreten. Deren Rohre verschleißen schnell, weil die Ukrainer viel mit den vergleichsweise wenigen Geschützen schießen, über die sie verfügen. Auch der 'Leopard' ist eine wirksame Waffe - aber nicht, wenn er in die Instandhaltung muss und lange nicht an die Front zurückkommt, weil Teile fehlen. Auch wenn die Bundeswehr ihre Großwaffensysteme anders einsetzen würde, als es die Ukrainer tun, sind die Erkenntnisse aus der Abwehrschlacht gegen die russischen Angreifer von größtem Wert - für die Ausrüstung und Ausbildung der Soldaten wie auch für die Planung der Streitkräfte der Zukunft", hebt die F.A.Z. hervor.
Die LÜBECKER NACHRICHTEN betonen, Pistorius habe es als Verteidigungsminister zu großer Beliebtheit gebracht, weil er... "...einen so ungeheuerlichen Gedanken wie den einer deutschen 'Kriegstüchtigkeit' offen ausgesprochen hat. Das nächste, das er erklären sollte, sind Beschönigungen im Koalitionsvertrag. 'Zukunftstechnologien für die Bundeswehr' sind zum Beispiel Kamikazedrohnen, gemacht für Tod und Zerstörung am Boden. Die Bundeswehrführung hat über Jahrzehnte Verantwortungsbewusstsein für die Soldatinnen und Soldaten, das Land und seine Geschichte bewiesen. Die Armee braucht nun die Gewissheit, dass die Menschen für ihre Verteidigung dankbar wären. Und: Kamikaze steht für Drohnen. Nicht aber für Einsatzpläne." Das waren die LÜBECKER NACHRICHTEN.
Nun noch Stimmen zu den Plänen der künftigen Koalitionäre von Union und SPD für einen Wehrdienst auf freiwilliger Basis. Die FREIE PRESSE aus Chemnitz ist sich sicher: "Mit einer Wehrpflicht wäre die Bundeswehr aktuell überfordert. Nichts zu tun, bis Strukturen geschaffen sind, kann aber nicht die Lösung sein. Deshalb ist gut, dass zunächst der freiwillige Wehrdienst kommen soll. Auch wenn man auf Dauer nicht umhinkommen wird, zur Pflicht zurückzukehren, gilt vorerst: ein Schritt nach dem anderen."
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der unter anderem die PASSAUER NEUE PRESSE gehört, urteilen: "Beim Aufwuchs der Bundeswehr tritt die neue Koalition wie die alte auf der Stelle. Den Mut, die Wehrpflicht oder – gar viel zeitgemäßer – ein gesellschaftliches Pflichtjahr für alle in den Koalitionsvertrag reinzuschreiben, fand man nicht. Rausgeredet wird sich auch damit, dass nun die Zweidrittelmehrheit im Parlament für eine entsprechende Grundgesetzänderung fehlt. Notwendige Weichen werden so aber in dieser Legislatur nicht gestellt. Dabei ruft die Bundeswehr vor allem nach Personal. Dass Verteidigungsminister Boris Pistorius meint, ein freiwilliges Wehrdienstmodell reiche fürs Erste, da man ohnehin nicht mit dem Aufbau der Kapazitäten hinterherkommt, ist nicht zielführend. Schließlich handelt es sich um das berühmte Henne-Ei-Problem: Gibt es keine Kasernen, kann man keine Rekruten aufnehmen - und umgekehrt", argumentiert die MEDIENGRUPPE BAYERN.
Der SÜDKURIER aus Konstanz gibt zu bedenken: "Ein zentraler Punkt gerät in der Diskussion oft aus dem Blick: Nicht nur in der Breite, auch an der Spitze fehlen der Bundeswehr die Leute. Gemeint sind IT-Experten, die für moderne Verteidigungssysteme zunehmend von Bedeutung sind. Gerade in diesem Bereich werden auf dem freien Markt aber Gehälter gezahlt, die in keine Besoldungstabelle passen. Eine zündende Idee, wie solche Spezialisten dennoch gewonnen werden können, tut dringend not", kommentiert der SÜDKURIER zum Ende der Presseschau.