16. April 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Heute geht es unter anderem um den neuen Bericht zum Klima in Europa, um den Verzicht von CDU-Generalsekretär Linnemann auf einen Ministerposten und um den Streit zwischen US-Präsident Trump und der Elite-Universität Harvard.

Ein trockenes Flussbett mit aufgerissenem Boden.
Der neue Bericht zum Klimawandel in Europa ist eines der Themen in der Presseschau. (picture alliance / abaca / Europa Press)
„Es ist keine gute Nachricht von der Klimawandel-Front“, schreibt die FRANKFURTER RUNDSCHAU zum ersten Thema. „Europa ist der sich am schnellsten erwärmende Kontinent. Die Folgen zeigen sich bereits deutlich, etwa durch mehr Hitzewellen und Überflutungen. Der vom EU-Klimadienst Copernicus und der Weltwetterorganisation WMO vorgelegte Bericht lässt keinen Zweifel daran: Die globale Erwärmung hat bereits heute einschneidende Konsequenzen für uns alle.“ Das war die FRANKFURTER RUNDSCHAU.
Die Zeitung DIE WELT bescheinigt dem Bericht zwar, wichtige Standard-Daten zur Klimaentwicklung zu liefern. „Andererseits besteht er aus einer Collage an Extremereignissen, die suggestiv mit dem Klimawandel in Zusammenhang gebracht werden: Hochwasser, Waldbrände, Dürren haben Europa auch im vergangenen Jahr heimgesucht. Aber hier liegt das Problem: Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel ist meist fraglich. Der UN-Klimarat konstatiert in seinem aktuellen Sachstandsbericht für Europa einen messbaren Einfluss der globalen Erwärmung auf Temperatur-Ereignisse, Meeresspiegel, Regen, Eis und Gletscher. Für andere Wettergrößen lasse sich in Europa bislang kein Klimasignal beweisen. Der EU-Report liest sich anders, allerdings ohne es plausibel zu begründen“, kritisiert DIE WELT.
Nun ein Blick in die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. „Der Copernicus-Bericht zeigt, wie schnell die Europäer beim Ausbau der erneuerbaren Energien vorankommen. Die Emissionen müssen weiterhin sinken, schneller noch als bisher und auch in Sektoren, in denen die Politik bisher keinen Erfolg hatte. Vor allem aber müssen die Europäer aus eigenem Interesse Verbündete suchen, um den Klimaschutz weltweit voranzubringen.“
Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz richtet den Blick nach Deutschland. „Der neue Klimabericht liefert neue Argumente, warum der Klimaschutz doch zur Top-Priorität der künftigen Regierung werden sollte. Im vergangenen Jahr gab es Rekordhitze in ganz Europa, auch in Deutschland. 335 Menschen kamen allein 2024 bei schweren Stürmen und Überschwemmungen europaweit ums Leben, 413.000 litten unter den Folgen. Hinzu kommt, dass Europa der sich am schnellsten erwärmende Kontinent ist. All das zeigt: Ein schlichtes Weiter so reicht beim Klimaschutz nicht aus. Union und SPD müssen mehr liefern“, fordert die RHEIN-ZEITUNG.
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER klingt nicht sehr optimistisch. „Ähnlich wie beim Clean Deal auf EU-Ebene genießt der Klimaschutz auch im Koalitionsvertrag der mutmaßlichen nächsten Bundesregierung nicht mehr ganz so hohe Priorität. Viele Ziele sind nur vage formuliert, und auch mit Blick auf den Klimaschutz ist häufig von ‚wollen‘ und ‚planen‘ die Rede. Hier ist also abzuwarten, was vom Wollen übrig bleibt.“
CDU-Generalsekretär Linnemann hat klargestellt, dass er der von Union und SPD angestrebten Bundesregierung nicht angehören will. „Auch das noch!“, urteilt der MÜNCHNER MERKUR. „Der Verzicht von Linnemann auf das Amt des Bundeswirtschaftsministers ist ein schwerer Schlag für den künftigen Kanzler Merz – und ein Schock für dessen konservative Wähler: Wie kein anderer stand der CDU-Mittelstandsmann für den versprochenen ‚Politikwechsel‘ im Bereich Wirtschaft. Doch hat der 47-Jährige keine Lust, ein in SPD-Rot geschriebenes Regierungsprogramm umzusetzen und dafür seine Glaubwürdigkeit zu opfern. Das verdient Respekt“, betont der MÜNCHNER MERKUR.
Die STUTTGARTER NACHRICHTEN finden, als Generalsekretär habe Carsten Linnemann für funktionierende Abläufe im Konrad-Adenauer-Haus gesorgt. „Mit seiner zentralen Rolle bei der Neufassung des Grundsatzprogrammes hat er Merz geholfen, der Partei in der Opposition ein erkennbares Profil zu geben. Das ist künftig – da die Partei immer Gefahr läuft, nur als Anhängsel der Regierung gesehen zu werden – erst recht nötig.“
„Linnemann verzichtet auf ein Amt, das er wohl gar nicht bekommen hätte“, gibt der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER zu bedenken. „Bei der Besetzung des Kabinetts muss Merz nicht nur die fachliche Qualifikation, sondern auch den innerparteilichen Proporz bei Geschlecht, Region und Parteiflügel beachten. Linnemann ist – wie Merz selbst – ein Mann aus Nordrhein-Westfalen, der den Wirtschaftsflügel der CDU repräsentiert. Aus demselben Landesverband kommen beispielsweise auch Jens Spahn oder Armin Laschet, die als Minister gehandelt werden. Linnemann ist möglicherweise klug genug, freiwillig auf den Posten zu verzichten“, überlegt der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
Kanzlerkandidat Merz hat der Ukraine die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern in Aussicht gestellt. Hören Sie einen Kommentar der MEDIENGRUPPE BAYERN, zu der etwa die PASSAUER NEUE PRESSE gehört. „Die Ankündigung von Friedrich Merz gehört zu diesen – im Kern richtigen − Signalen der Entschlossenheit. Allein: Dass die SPD einmal mehr von Merz‘ Äußerungen offenbar kalt erwischt wurde und der jetzige und wohl künftige Verteidigungsminister mit seiner Skepsis nicht hinter dem Berg hält, ist leider erneut kein gutes Zeichen für den Start der neuen Regierung.“
Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg schaut zurück auf die bisherige Taurus-Debatte. „Bis heute konnte die Regierung nicht glaubwürdig darlegen, dass der Taurus ohne deutsche Programmierer ins Ziel findet. Und die Armeeführung der Ukraine hat bislang kein Trägerflugzeug vorgewiesen, mit dem der Flugkörper sicher gestartet werden kann. Angesichts der heiklen Lage an der Front und der Verhandlungsmasse, die Kiew neben dem Nato-Verzicht noch hat – nämlich eigenes Land – kann niemand ausschließen, dass Selenskyj die Nerven verliert. Sollte dann ein Taurus im Kreml einschlagen, wäre die weitere Entwicklung unkalkulierbar. Darüber sollte Friedrich Merz in Ruhe nachdenken“, rät die VOLKSSTIMME.
Nun in die USA und damit zum letzten Thema – dem Streit zwischen Präsident Trump und der Elite-Universität Harvard. „Unter Vorwänden wie ‚Antisemitismus bekämpfen‘, versucht Trump, ihm Unbequeme zum Schweigen zu bringen“, lesen wir in der SÜDWEST PRESSE aus Ulm. „Bisher hielten sich alle Universitäten zurück oder knickten ein. Außer Harvard. Die schreiben dem Regenten im Weißen Haus in einem offenen Brief: Nein, nicht mit uns – keine Regierung sollte privaten Universitäten etwas vorschreiben dürfen. Natürlich hat Harvard das Prestige und auch die Mittel. Trotzdem ist es mutig, der Trump-Regierung so trotzig die Stirn zu bieten. Denn das Statement kostet Harvard 2,2 Milliarden Dollar aus Regierungskassen“, merkt die SÜDWEST PRESSE an.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG ist besonders besorgt. „Gleichschaltung ist ein im Deutschen schrecklich besetztes Wort, für den Versuch der Nationalsozialisten, das öffentliche Leben zu bestimmen und das freie Denken aus den Köpfen herauszuprügeln. Von so einer Gleichschaltung ist Amerika weit entfernt. Aber was Trumps Leute probieren, folgt demselben Impetus. Freie Geister sollen eingeschüchtert und erstickt werden. Bleibt nur zu hoffen, dass die Milliarden aus dem Stiftungsvermögen Harvards reichen, dem Druck ausWashington zu widerstehen“, unterstreicht die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
DER TAGESSPIEGEL aus Berlin schaut in die Zukunft. „Europa ist für viele Akademikerinnen und Akademiker in den USA ein Sehnsuchtsort. Hier können sie ihre Arbeit weitgehend frei von politischem Einfluss ausüben. Ganz vorn dabei: Berlin. Eine derartige Diversität können nur wenige auf der Welt bieten. Berlin liegt ja nicht nur mitten in Europa, ist das Tor Richtung Ost und West. Berlin hat schon jetzt einen exzellenten Ruf als Wissenschaftsstandort. Die Stadt der Freiheit als Stadt der Wissenschaftsfreiheit – das kann eine Sogwirkung entfalten.“ Das war DER TAGESSPIEGEL aus Berlin zum Abschluss unserer Presseschau.