23. April 2025
Die Presseschau aus deutschen Zeitungen

Kommentiert wird die Wahl eines neuen Papstes sowie die vorgeschlagene Machtübergabe der radikal-islamischen Hamas in Gaza. Zunächst geht es um die Kritik von Bundestagspräsidentin Klöckner an den Kirchen in Deutschland, dass sie sich zu stark in die politische Debatte einbringen würden.

Julia Klöckner, Bundestagspräsidentin.
Bundestagspräsidentin Julia Klöckner hat sich kritisch zur politischen Einmischung der Kirchen in Deutschland geäußert. (Archiv) (Michael Kappeler/dpa)
"Wenn die Kirche nicht mehr das Wort erhebt, dann fehlt eine wichtige Stimme im öffentlichen Raum", findet die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG aus Heidelberg: "Ohne Kirche kein Kirchenasyl, kein Einsatz für Geflüchtete, keine Bewahrung der Schöpfung. Und zu Letzterem kann auch die Forderung nach einem Tempolimit dazugehören – ganz unabhängig davon, ob man das inhaltlich so teilt. Doch während Kirche weiterhin das Wort ergreift, hinterlässt Politik einen oftmals ratlos. Heiner Geißler, Erwin Teufel – das waren starke christlich geprägte Stimmen in der CDU. Gerade Geißler ist oft bis an die Grenze des Sagbaren gegangen, hat die Provokation als Mittel zum Zweck genutzt. Teufel bildete sein gesamtes ethisches Fundament aus der Bibel. Die undurchdachten Phrasen von Bundestagspräsidentin Klöckner verpuffen im Vergleich dazu ins Leere", schreibt die RHEIN-NECKAR-ZEITUNG.
"Warum sollten die Vertreter der Konfessionen nicht ihre Ansichten in den politischen Diskurs einbringen dürfen?", fragt sich die RHEINPFALZ aus Ludwigshafen: "Die CDU muss das als größte Volkspartei aushalten. Trotz Mitgliederschwund und zunehmendem Bedeutungsverlust gehörten Ende 2024 noch 37,8 Millionen Deutsche einer der beiden christlichen Konfessionen an. Nicht wenige davon erwarten von ihrer Kirche, dass sie in wichtigen politischen Debatten Orientierung gibt. Auch der verstorbene Papst Franziskus hat sich immer wieder zu politischen Themen geäußert – etwa zu den Kriegen in der Ukraine oder im Nahen Osten, aber auch zum Klimaschutz. Der Union steht es nicht zu, festzulegen, zu welchen Themen sich die Kirchen äußern dürfen", kritisiert die RHEINPFALZ.
Der REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER konstatiert: "Dass Klöckner als Vertreterin einer Partei mit dem C im Namen die Kirchen auffordert, sich aus der Tagespolitik rauszuhalten und - wenn auch etwas blumiger formuliert - um ihren eigenen Kram zu kümmern, zeigt wie sehr sich Teile der CDU von den Kirchen entfremdet haben. Nur noch weniger als die Hälfte der Bürger ist Mitglied in einer Kirche. Dennoch steht es ihr als Bundestagspräsidentin nicht gut zu Gesicht, unliebsame Meinungen derart abzubügeln. Und wenn Klöckner für Äußerungen zum Tempo 130 keine Kirchensteuer zahlen will, dann soll sie es eben lassen. So wie viele andere Menschen auch in Deutschland", heißt es im REUTLINGER GENERAL-ANZEIGER.
"Das Problem ist nicht, dass sich die Kirchen zu aktuellen politischen Fragen äußern, sondern was sie zu sagen haben – und wozu sie schweigen", analysiert die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: "Und hier fällt in der Tat auf, dass oft eher zeitgeistig-flache Stellungnahmen abgesondert werden: politische Reflexe statt theologischer Tiefgang. Gottes Wort hört man kaum heraus. Doch genau das wäre bitter nötig im Angesicht von Krieg, Flucht und Seuchen. Viele Geistliche leisten genau das – in weitgehend leeren Gemäuern, zu Hause, im Krankenhaus, im Gefängnis oder an der Front. Im Stillen und ohne Verstärker. Das ist Kirche. Sie muss sich äußern. Sie wird aber nicht als eine weitere politische Lobbygruppe Bestand haben – sondern nur durch Besinnung auf ihre eigentliche Aufgabe", meint die F.A.Z.
Nach dem Tod von Papst Franziskus wird bereits über einen möglichen Nachfolger spekuliert. Zunächst würdigt der KÖLNER STADT-ANZEIGER den verstorbenen Pontifex: "Wie Franziskus sich unter Aufbietung letzter Kraft die Feier des Osterfests buchstäblich abgerungen hat – das zeigte auch, wie wirkmächtig der Gedanke ist, der Hirte müsse an so einem Tag bei seiner Herde sein. Als persönliche Entscheidung verdient das Respekt. Andererseits sind Leitungsämter in der Kirche kein individuelles Exerzitienprogramm. Um die Amtsträger vor Selbstüberforderung aus Pflichtgefühl und die Kirche vor Problemen wie Starrsinnigkeit, zunehmender Handlungsunfähigkeit und einem daraus resultierenden Machtvakuum zu bewahren, wäre eine Altersgrenze für Päpste sinnvoll", fordert der KÖLNER STADT-ANZEIGER.
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG vermerkt: "Gerade die Amtszeit des argentinischen Kurien-Skeptikers Franziskus aber hat in Kirchenkreisen vielfach für Ernüchterung gesorgt: Kann man wirklich an der eigenen Zentrale vorbei einen Koloss wie die Weltkirche managen? Dass ausgerechnet der Papst der Armen, der seinem Apparat allen Prunk abgewöhnen wollte, dem Heiligen Stuhl ein Millionendefizit hinterließ, macht diese Bedenken nicht kleiner", mahnt die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG.
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG notiert: "Franziskus wird von einer eher linksliberalen Klientel verehrt für seine Haltung zu Armut, zu Migration und seinen Pazifismus. Franziskus war der Papst des Südens, der aufsteigenden Welt, aber auch der verflochtenen Welt, der flache Hierarchien in Aussicht stellte – der jedoch die Kraft nicht aufbrachte, sie durchzusetzen."
Die MEDIENGRUPPE BAYERN blickt auf die Erwartungen an einen neuen Papst: "Es geht allein um das Weltbild, das ein Kandidat repräsentiert. Am Ende ist es gar nicht so relevant, ob ein Konservativer oder ein Reformer Papst wird. Am Ende ist entscheidend, ob er dazu beitragen kann, die Spaltungen auf der Welt zu überwinden. Egal, ob man zu den 1,3 Milliarden Katholiken zählt, oder ob einem gleich ist, was da alte weiße Männer in Talaren im kleinsten Staat der Welt entscheiden: So dringend wie im Moment hat es lange keine versöhnliche Stimme mehr im Petrusamt gebraucht. Und egal, wer nach dem weißen Rauch die Loggia nach dem Ausruf 'Habemus Papam' betritt: Er muss Menschenfischer sein. Und Brückenbauer. Denn der nächste Papst wird die Geschichte prägen wie seine Vorgänger", prognostiziert die MEDIENGRUPPE BAYERN.
Die Terrororganisation Hamas, die seit 2007 die Macht im Gazastreifen ausübt, ist nach Presseberichten bereit, die Verwaltung des Gebietes an eine neue palästinensische Autorität zu übergeben. Die RHEIN-ZEITUNG aus Koblenz zeigt sich abwartend: "Selbst wenn es zu einer Konfliktlösung käme, wie könnte es weitergehen? Denn irgendjemand muss regieren und den Gazastreifen wieder aufbauen. Voraussetzung ist, dass Israel die Sicherheitskontrolle über die palästinensischen Gebiete abgibt. Hier stellt sich wieder die Frage: Wer könnte dieses Vakuum füllen? UN-Truppen mit arabischer Beteiligung? In der Region gibt es viele Erfahrungen mit erfolglosen Blauhelmeinsätzen. All das sind Gründe, bei scheinbar einfachen Lösungen skeptisch zu sein. Doch auch wenn es nur ein Strohhalm ist – selbst die kleinste Hoffnung auf ein Ende des Konflikts muss jede Mühe wert sein", ist in der RHEIN-ZEITUNG zu lesen.
Die TAGESZEITUNGTAZ – aus Berlin stellt fest: "Der Druck auf die Hamas scheint nicht groß genug, um sie tatsächlich zu einer Entwaffnung zu bewegen. Das macht sie immer wieder klar. Wenn die Hamas 'Macht abgeben' sagt, meint sie maximal ihren Verwaltungsapparat, nicht ihre Waffen. Und schaut man sich Gaza an, ist äußerst fraglich, wie der Druck militärisch noch erhöht werden sollte – auch vor dem Hintergrund der bereits bestehenden massiven Verstöße gegen internationales Recht."
Auch die MÄRKISCHE ODERZEITUNG aus Frankfurt (Oder) betont: "Die Idee einer Hamas-freien palästinensischen Technokratenregierung im Gazastreifen oder einer Rückkehr der Palästinensischen Autonomiebehörde stößt auf keine große Gegenliebe der israelischen Regierung. Sie zielt offensichtlich nach wie vor auf eines: die vollständige militärische Beseitigung der Hamas und eine dauerhafte israelische Präsenz im Gazastreifen. Ohne eine Entwaffnung der Hamas und eine Freilassung aller israelischen Geiseln wird beides wohl weitergehen: die Verhandlungen genauso wie die Kämpfe", befürchtet die MÄRKISCHE ODERZEITUNG. Und damit endet diese Presseschau.