Für die Präsidentin der deutschen Hochschulrektorenkonferenz Margret Wintermantel war der Neujahrsempfang in Brüssel nicht nur ein nettes Beisammensein mit Kollegen. Sie musste sich durchaus Kritik anhören:
"Ich bin heute schon vielfach darauf angesprochen worden: Was ist da in Deutschland los? Warum gibt es so viel Kritik an der Bolognareform, wo wir doch sehr vernünftige Ziele haben und die Verantwortung haben, ein qualitätsvolles Studium zu garantieren. Man fragt mich schon: Was ist denn da bei euch los?"
Deutschland als Sorgenkind. Dabei steht Margret Wintermantel mit den Umsetzungsproblemen im Bolognaprozess nicht alleine da. In zahlreichen der 46 Mitgliedsländer des Europäischen Hochschulverbandes gibt es ähnliche Probleme wie in Deutschland, zum Beispiel in Österreich oder der Schweiz.
Und auch in Portugal läuft die Harmonisierung des Hochschulsystems nicht gerade reibungslos, verrät Maria Helena Nazaré, Rektorin der Universität von Aveiro:
"Wir haben am Anfang den Sinn der Reform nicht richtig verstanden und deshalb haben wir sie falsch umgesetzt. Wir waren nur damit beschäftigt, alles in den Bachelorrahmen zu pressen. Dabei haben wir die Qualitätssicherung vergessen. Aber natürlich ist es nicht möglich, einfach die bestehenden Lehrpläne in eine kürzere Zeit zu pressen. Das ist nicht der Geist von Bologna. Wir brauchen neue Lehrpläne, die zur Bolognastruktur passen."
Das klingt ähnlich wie die Proteste der Studierenden in den deutschen Hörsälen. Allerdings scheinen die Portugiesen zumindest schon einen Schritt weiter zu sein, wenn es um die Lösung dieser Probleme geht. An ihrer Universität, berichtet die Rektorin, gibt es bereits seit einigen Monaten Arbeitsgruppen, die sich mit der vollständigen Überarbeitung der Lehrpläne beschäftigen und zwar in enger Zusammenarbeit mit den Studierenden.
Diese Partnerschaft scheint im Allgemeinen ein Schlüssel zum Erfolg des Bolognaprozesses zu sein. In Norwegen beispielsweise gab es bei der Umsetzung der Reform von Anfang an eine enge Zusammenarbeit zwischen den Universitäten, den Studierenden und der Politik. Norwegen ist eines der Länder, die kaum noch Probleme haben mit den neuen Strukturen. Jan Haaland, Rektor der Hochschule für Wirtschaft in Bergen, erklärt warum:
"Wir haben den Bolognaprozess mit einer Gesamtreform des norwegischen Hochschulsystems verbunden. Es war also nicht eine Reform, die von außen kam, sondern wir haben von innen Veränderungen in unseren Lehrplänen und Strukturen vorgenommen. So wurde es besser akzeptiert."
Und schon Kleinigkeiten zeigen eine große Wirkung: So wurde zum Beispiel die Anzahl der durchschnittlichen Studienwochen im Jahr von 26 auf 40 erhöht, was den Druck gerade in den Bachelorstudiengängen erheblich gesenkt hat. Und: In Norwegen wurden für die Reform zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt - im Gegensatz zu Deutschland.
Von solchen positiven Beispielen wollen nun alle Länder, die den Bolognaprozess umsetzen, profitieren. Die Hochschulrektoren und Universitätsvertreter wollen noch enger auf europäischem Niveau zusammenarbeiten und ihre Erfahrungen austauschen. Von einander lernen heißt die Devise. Und so sagt der Präsident des europäischen Verbandes, Jean-Marc Rapp, ehemaliger Rektor der Universität von Lausanne, die Idee des Bolognaprozesses sei nach wie vor richtig:
"Die meisten Probleme hängen mit der Umsetzung zusammen, nicht mit dem Prozess an sich. Bologna ist nur ein Rahmen für die Harmonisierung in Europa. Aber der Prozess lässt den Ländern und den Universitäten sehr viel Freiheit, wie sie die Vorgaben umsetzen. Nicht mal innerhalb der Schweiz ist das an jeder Universität gleich. Das ist sicherlich ein Problem, aber das ist der Preis, den wir für die Freiheit der Hochschulen bezahlen."
Pünktlich zur nächsten Bolognakonferenz Anfang März, bei der das zehnjährige Bestehen der Reform gefeiert werden soll, wird sein Verband einen detaillierten Bericht zur bisherigen Umsetzung in den Bolognamitgliedsländern vorlegen. Und spätestens dann soll die Reform der Reform eingeläutet werden.
"Ich bin heute schon vielfach darauf angesprochen worden: Was ist da in Deutschland los? Warum gibt es so viel Kritik an der Bolognareform, wo wir doch sehr vernünftige Ziele haben und die Verantwortung haben, ein qualitätsvolles Studium zu garantieren. Man fragt mich schon: Was ist denn da bei euch los?"
Deutschland als Sorgenkind. Dabei steht Margret Wintermantel mit den Umsetzungsproblemen im Bolognaprozess nicht alleine da. In zahlreichen der 46 Mitgliedsländer des Europäischen Hochschulverbandes gibt es ähnliche Probleme wie in Deutschland, zum Beispiel in Österreich oder der Schweiz.
Und auch in Portugal läuft die Harmonisierung des Hochschulsystems nicht gerade reibungslos, verrät Maria Helena Nazaré, Rektorin der Universität von Aveiro:
"Wir haben am Anfang den Sinn der Reform nicht richtig verstanden und deshalb haben wir sie falsch umgesetzt. Wir waren nur damit beschäftigt, alles in den Bachelorrahmen zu pressen. Dabei haben wir die Qualitätssicherung vergessen. Aber natürlich ist es nicht möglich, einfach die bestehenden Lehrpläne in eine kürzere Zeit zu pressen. Das ist nicht der Geist von Bologna. Wir brauchen neue Lehrpläne, die zur Bolognastruktur passen."
Das klingt ähnlich wie die Proteste der Studierenden in den deutschen Hörsälen. Allerdings scheinen die Portugiesen zumindest schon einen Schritt weiter zu sein, wenn es um die Lösung dieser Probleme geht. An ihrer Universität, berichtet die Rektorin, gibt es bereits seit einigen Monaten Arbeitsgruppen, die sich mit der vollständigen Überarbeitung der Lehrpläne beschäftigen und zwar in enger Zusammenarbeit mit den Studierenden.
Diese Partnerschaft scheint im Allgemeinen ein Schlüssel zum Erfolg des Bolognaprozesses zu sein. In Norwegen beispielsweise gab es bei der Umsetzung der Reform von Anfang an eine enge Zusammenarbeit zwischen den Universitäten, den Studierenden und der Politik. Norwegen ist eines der Länder, die kaum noch Probleme haben mit den neuen Strukturen. Jan Haaland, Rektor der Hochschule für Wirtschaft in Bergen, erklärt warum:
"Wir haben den Bolognaprozess mit einer Gesamtreform des norwegischen Hochschulsystems verbunden. Es war also nicht eine Reform, die von außen kam, sondern wir haben von innen Veränderungen in unseren Lehrplänen und Strukturen vorgenommen. So wurde es besser akzeptiert."
Und schon Kleinigkeiten zeigen eine große Wirkung: So wurde zum Beispiel die Anzahl der durchschnittlichen Studienwochen im Jahr von 26 auf 40 erhöht, was den Druck gerade in den Bachelorstudiengängen erheblich gesenkt hat. Und: In Norwegen wurden für die Reform zusätzliche finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt - im Gegensatz zu Deutschland.
Von solchen positiven Beispielen wollen nun alle Länder, die den Bolognaprozess umsetzen, profitieren. Die Hochschulrektoren und Universitätsvertreter wollen noch enger auf europäischem Niveau zusammenarbeiten und ihre Erfahrungen austauschen. Von einander lernen heißt die Devise. Und so sagt der Präsident des europäischen Verbandes, Jean-Marc Rapp, ehemaliger Rektor der Universität von Lausanne, die Idee des Bolognaprozesses sei nach wie vor richtig:
"Die meisten Probleme hängen mit der Umsetzung zusammen, nicht mit dem Prozess an sich. Bologna ist nur ein Rahmen für die Harmonisierung in Europa. Aber der Prozess lässt den Ländern und den Universitäten sehr viel Freiheit, wie sie die Vorgaben umsetzen. Nicht mal innerhalb der Schweiz ist das an jeder Universität gleich. Das ist sicherlich ein Problem, aber das ist der Preis, den wir für die Freiheit der Hochschulen bezahlen."
Pünktlich zur nächsten Bolognakonferenz Anfang März, bei der das zehnjährige Bestehen der Reform gefeiert werden soll, wird sein Verband einen detaillierten Bericht zur bisherigen Umsetzung in den Bolognamitgliedsländern vorlegen. Und spätestens dann soll die Reform der Reform eingeläutet werden.