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"Die Revolution des Auges"
Kunst, Design und das frühe US-Fernsehen

Das Fernsehen als minderwertige Kunstform: Gegen diese Vorstellung mussten sich in den 1950er- und 1960er-Jahren in den USA die Macher des neuen Mediums wehren. Eine Ausstellung im New Yorker Jüdischen Museum zeigt, wie sie versuchten, mithilfe von Anleihen aus Kunst und Design ein anspruchsvolles Fernsehen zu etablieren.

Von Sacha Verna |
    Eine Sammlung von Fernsehgeräten, Radios und Radioweckern aus den Anfängen der Unterhaltungsindustrie
    Die Macher des frühen US-Fernsehens fragten sich: Wie können wir unser Medium besser, künstlerischer, dynamischer machen? (picture alliance / dpa / Farnsworth)
    Dass Andy Warhol Werbespots für Eiscreme drehte und in anderen selber auftrat, wird niemanden überraschen. Dass das amerikanische Fernsehen zumal in seiner Anfangszeit seine Sets von Designern wie Eero Saarinen entwerfen ließ, dass die Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand für die Kamera im Philadelphia Museum of Art ein Porträt von Amedeo Modigliani angurrte - dieser Flirt zwischen Moderne und Mainstream dürfte manche überraschen.
    "Es gab keine Konventionen im frühen Fernsehen. Also fingen die Verantwortlichen an, sich beim Film, beim modernen Design und bei der modernen Kunst zu bedienen. Sie fragten sich: Wie können wir unser Medium damit besser, künstlerischer, dynamischer machen?"
    Von Filmclips bis zu Manschettenknöpfen
    Maurice Berger hat die Ausstellung im New Yorker Jewish Museum über den Einfluss von Kunst und Design auf das Fernsehen der 1950er- und 1960er-Jahre in den USA kuratiert. Über 260 Exponate sind darin versammelt, von Filmclips bis zu Manschettenknöpfen, die avantgardistische Logos von Sendern zieren:
    "In den 1950er- und 1960er-Jahren musste sich das Fernsehen gegen die Vorstellung wehren, es sei eine minderwertige Kunstform. Noch 1961 erklärte der Leiter des Informationsministeriums, das Fernsehen sei eine Wüste. Moderne Kunst und Künstler gaben dem Fernsehen die Möglichkeit zu beweisen, dass es ein anspruchsvolles Medium war und mehr bieten konnte als populäre Unterhaltung."
    Gratwanderung zwischen Fernsehen und moderner Kunst
    Die Zusammenarbeit verlief nicht immer problemlos. Die Fernsehleute wussten, dass sie dem Publikum nicht zu viel Innovation für Geist und Auge zumuten durften und ihren Sponsoren erst recht nicht. So kollidierte der Schöpfer der legendären Serie "The Twilight Zone" immer wieder mit seinen Auftraggebern, weil er die Episoden nicht nur mit Kapitalismuskritik und heiklen Themen wie Rassismus vollpackte, sondern ästhetisch auch Anleihen bei Salvador Dalí, bei Renée Magritte und Marcel Duchamps machte.
    Die Serie "Batman" versuchte einmal eine Gratwanderung, indem sie zwei Folgen in der Kunstwelt ansiedelte, in der sie die Pop Art und ihre Protagonisten zugleich kopierte und karikierte. In den 1970er-Jahren war es mit der Liebesaffäre vorbei. Beim Fernsehen nahmen kommerzielle Interessen überhand, und Künstler konnten tragbare Videokameras kaufen, um sich ihre eigenen Bildschirmpodien zu schaffen.
    Heute ist das damals so neue Medium ein altes, und in der Kunst wird mit Post-Internet-Werken gehandelt. Kein Wunder passt das Fernsehen ins Museum. Der Kunstbonus gehört tatsächlich der tiefsten Vergangenheit an.