Engels: Afghanistan steht heute ein symbolträchtiger Tag bevor. Nach 29 Jahren im italienischen Exil kehrt der ehemalige König Zahir Schah nach Kabul zurück. Der heute 87jährige regierte von 1933 bis zum Sturz durch seinen Vetter 1973. Er gilt als Integrationsfigur, denn in den 40 Jahren seiner Regentschaft war das Land weit friedlicher als anschließend unter sowjetischer Invasion oder Bürgerkrieg. Vor der Sendung sprachen wir mit Mohammed Amin Farhang. Er ist der Schwager von Zahir Schah und in der jetzigen afghanischen Regierung Aufbauminister. Er begleitet zur Stunde den ehemaligen König bei seiner Heimkehr und ihn habe ich zunächst gefragt, mit welchen Gefühlen Zahir Schah dem heutigen Tag entgegensieht?
Farhang: Er ist sehr glücklich, sehr motiviert und wir haben lange über diese Reise jetzt gesprochen. Er hat den Wunsch geäußert, nach Hause zurückzukehren nach 29 Jahren und dort sich dafür einzusetzen, dass das Land endlich zur Ruhe kommt.
Engels: Wie empfangen die Menschen in Kabul den ehemaligen Monarchen?
Farhang: Die Menschen sind begeistert. Sie warten ungeduldig darauf. Als das vor einigen Tagen nicht ging, waren sie sehr traurig. Ich glaube, das wird ein großer Tag für Afghanistan sein.
Engels: Sie haben es angedeutet: die Rückkehr von Zahir Schah hatte sich verzögert. Welches waren die Gründe?
Farhang: Die Gründe waren vielleicht Sicherheitsaspekte. Das lag bei den zuständigen Sicherheitskräften. Jetzt ist es aber endlich so weit!
Engels: Es hat ja in den vergangenen Wochen mehrere Anschläge auf Regierungsmitglieder gegeben. Wie beurteilen Sie denn jetzt mögliche akute Erfahen für den ehemaligen Monarchen?
Farhang: Es hat keinen Anschlag auf Regierungsmitglieder gegeben. Es ist eine Verschwörung aufgedeckt worden. Es sollten einige Regierungsmitglieder beseitigt werden. Ich glaube aber die Lage ist unter Kontrolle. Die Sicherheitslage ist gut. Es kann aber hier und da etwas passieren; das ist ganz normal. In keinem Land kann man absolute Sicherheit vorfinden.
Engels: Herr Farhang, Zahir Schah soll ja den großen Stammesrat, die "Loja Dschirga", im Juni eröffnen. Welche Rolle wird der ehemalige Monarch darüber hinaus in Afghanistan übernehmen?
Farhang: Der König kann jetzt seine Aufgabe nicht bestimmen. Das ist die Sache des Volkes. Diese "Loja Dschirga" wird deshalb einberufen, um jemandem den Auftrag zu geben, die provisorische Regierung zu bilden. Ob das Zahir Schah sein wird oder ein anderer, das wissen wir nicht. Wir wollen auch nicht vorgreifen. Die Dschirga wird das Ergebnis selbst dann bekannt geben. Zahir Schah wird aber unabhängig davon eine integrierende Rolle in Afghanistan spielen.
Engels: Sie fürchten also keine Nebenrolle des ehemaligen Königs, neben der jetzigen Regierung?
Farhang: Nein. Die Wiederherstellung der Monarchie steht überhaupt nicht zur Debatte. Das hat Zahir Schah gestern bei einem privaten Gespräch wieder betont und deutlich gemacht. Was gilt das ist der Wille des Volkes.
Engels: Kommen wir noch auf die grundsätzliche Lage in Afghanistan zu sprechen. Sie sind Aufbauminister. Das Land hatte ja in jüngster Zeit nicht nur mit Kriegsfolgen, sondern auch mit den Folgen der Erdbeben zu kämpfen. Wie würden Sie den Zwischenstand beschreiben?
Farhang: Wir haben uns bis jetzt beschäftigt, Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau herzustellen. Wir haben die Vorarbeiten gemacht. Wir haben eine feste juristische Grundlage geschaffen, was nicht unbedingt nach draußen sichtbar ist, aber wir haben das getan, damit der materielle Wiederaufbau beginnen kann. Wir gehen gut voran. Wir haben jetzt die ersten Projekte durch und sie werden demnächst, in ein, zwei Wochen in Angriff genommen: Straßenbau, Wasserversorgung, die Schulen, die Universitäten haben schon aufgemacht, jetzt gehen Millionen Jungen und Mädchen zur Schule. Da kann man schon etwas vorzeigen.
Engels: Wo sehen Sie die Hauptprobleme, die das Land derzeit zu bewältigen hat?
Farhang: Die Hauptprobleme sind die Geberländer, die sich immer noch nicht entschließen können, genügend Geld zur Verfügung zu stellen. Wir sind in ständiger Diskussion mit ihnen, aber versuchen auch, weiter mit anderen zu reden, damit wir einen Konsens finden.
Engels: Sie sprachen die Geberländer an. Wie läuft derzeit die Zusammenarbeit mit den unabhängigen Hilfsorganisationen? Läuft es da Ihrer Ansicht nach besser?
Farhang: Ja. Wir haben vorige Woche am 10. und 11. April die Nachfolgekonferenz von Tokio in Kabul gehabt. Da haben wir mit den Geberländern und den unabhängigen Organisationen gesprochen. Das Verständnis war sehr gut und wir sind zu einigen Übereinstimmungen gekommen. Wir haben mehrere Projekte durchgesprochen und ich hoffe, dass wir innerhalb von einem Monat mit den großen Projekten anfangen können.
Engels: Kommen wir noch auf die politische Situation zu sprechen. Es wird gemeldet, dass die US-Amerikaner ihre Offensive gegen angebliche Taliban- und El-Kaida-Kämpfer im Land fortsetzen. Wie ist denn der Rückhalt in der Bevölkerung und in der Regierung für diese Offensive der Amerikaner?
Farhang: Ich bin der Meinung - und das afghanische Volk, so weit ich mit den Menschen gesprochen habe, ist auch der Meinung -, dass man diese terroristischen Zellen in Afghanistan völlig zerstören muss, weil sonst die Gefahr besteht, dass die wiederbelebt werden. Es sind natürlich international auch Anstrengungen da, diese extremistischen Kräfte wieder ins Leben zu rufen, wieder zu organisieren. Deshalb bin ich der Meinung, wenn man ein friedliches Afghanistan haben möchte, dann muss man das Werk bis zum Ende bringen.
Engels: Wenn Sie im Moment auf die gesamten Probleme schauen, mit denen Afghanistan kämpft, fürchten Sie, dass Zahir Schah zu hohe Erwartungen der Bevölkerung erfüllen muss, wenn er heute zurückkehrt?
Farhang: Die Bevölkerung von Afghanistan möchte Frieden und Sicherheit und möchte, dass diese Rivalitäten zwischen den verschieden Ethnien beseitigt werden, die leider auch von draußen importiert worden sind. Ich glaube, dass Zahir Schah diese Rolle sehr gut erfüllen kann, spielen kann. Das ist das höchste, was das Volk von Zahir Schah erwartet. Das Volk erwartet kein Wunder von ihm, sondern nur diese Leistung und er ist der geeignetste Mann, um diese Aufgabe zu erfüllen.
Engels: Mohammed Amin Farhang war das, afghanischer Minister für den Aufbau und Schwager des früheren Königs Zahir Schah, der heute nach Kabul zurückkehrt.
Link: Interview als RealAudio
Farhang: Er ist sehr glücklich, sehr motiviert und wir haben lange über diese Reise jetzt gesprochen. Er hat den Wunsch geäußert, nach Hause zurückzukehren nach 29 Jahren und dort sich dafür einzusetzen, dass das Land endlich zur Ruhe kommt.
Engels: Wie empfangen die Menschen in Kabul den ehemaligen Monarchen?
Farhang: Die Menschen sind begeistert. Sie warten ungeduldig darauf. Als das vor einigen Tagen nicht ging, waren sie sehr traurig. Ich glaube, das wird ein großer Tag für Afghanistan sein.
Engels: Sie haben es angedeutet: die Rückkehr von Zahir Schah hatte sich verzögert. Welches waren die Gründe?
Farhang: Die Gründe waren vielleicht Sicherheitsaspekte. Das lag bei den zuständigen Sicherheitskräften. Jetzt ist es aber endlich so weit!
Engels: Es hat ja in den vergangenen Wochen mehrere Anschläge auf Regierungsmitglieder gegeben. Wie beurteilen Sie denn jetzt mögliche akute Erfahen für den ehemaligen Monarchen?
Farhang: Es hat keinen Anschlag auf Regierungsmitglieder gegeben. Es ist eine Verschwörung aufgedeckt worden. Es sollten einige Regierungsmitglieder beseitigt werden. Ich glaube aber die Lage ist unter Kontrolle. Die Sicherheitslage ist gut. Es kann aber hier und da etwas passieren; das ist ganz normal. In keinem Land kann man absolute Sicherheit vorfinden.
Engels: Herr Farhang, Zahir Schah soll ja den großen Stammesrat, die "Loja Dschirga", im Juni eröffnen. Welche Rolle wird der ehemalige Monarch darüber hinaus in Afghanistan übernehmen?
Farhang: Der König kann jetzt seine Aufgabe nicht bestimmen. Das ist die Sache des Volkes. Diese "Loja Dschirga" wird deshalb einberufen, um jemandem den Auftrag zu geben, die provisorische Regierung zu bilden. Ob das Zahir Schah sein wird oder ein anderer, das wissen wir nicht. Wir wollen auch nicht vorgreifen. Die Dschirga wird das Ergebnis selbst dann bekannt geben. Zahir Schah wird aber unabhängig davon eine integrierende Rolle in Afghanistan spielen.
Engels: Sie fürchten also keine Nebenrolle des ehemaligen Königs, neben der jetzigen Regierung?
Farhang: Nein. Die Wiederherstellung der Monarchie steht überhaupt nicht zur Debatte. Das hat Zahir Schah gestern bei einem privaten Gespräch wieder betont und deutlich gemacht. Was gilt das ist der Wille des Volkes.
Engels: Kommen wir noch auf die grundsätzliche Lage in Afghanistan zu sprechen. Sie sind Aufbauminister. Das Land hatte ja in jüngster Zeit nicht nur mit Kriegsfolgen, sondern auch mit den Folgen der Erdbeben zu kämpfen. Wie würden Sie den Zwischenstand beschreiben?
Farhang: Wir haben uns bis jetzt beschäftigt, Rahmenbedingungen für den Wiederaufbau herzustellen. Wir haben die Vorarbeiten gemacht. Wir haben eine feste juristische Grundlage geschaffen, was nicht unbedingt nach draußen sichtbar ist, aber wir haben das getan, damit der materielle Wiederaufbau beginnen kann. Wir gehen gut voran. Wir haben jetzt die ersten Projekte durch und sie werden demnächst, in ein, zwei Wochen in Angriff genommen: Straßenbau, Wasserversorgung, die Schulen, die Universitäten haben schon aufgemacht, jetzt gehen Millionen Jungen und Mädchen zur Schule. Da kann man schon etwas vorzeigen.
Engels: Wo sehen Sie die Hauptprobleme, die das Land derzeit zu bewältigen hat?
Farhang: Die Hauptprobleme sind die Geberländer, die sich immer noch nicht entschließen können, genügend Geld zur Verfügung zu stellen. Wir sind in ständiger Diskussion mit ihnen, aber versuchen auch, weiter mit anderen zu reden, damit wir einen Konsens finden.
Engels: Sie sprachen die Geberländer an. Wie läuft derzeit die Zusammenarbeit mit den unabhängigen Hilfsorganisationen? Läuft es da Ihrer Ansicht nach besser?
Farhang: Ja. Wir haben vorige Woche am 10. und 11. April die Nachfolgekonferenz von Tokio in Kabul gehabt. Da haben wir mit den Geberländern und den unabhängigen Organisationen gesprochen. Das Verständnis war sehr gut und wir sind zu einigen Übereinstimmungen gekommen. Wir haben mehrere Projekte durchgesprochen und ich hoffe, dass wir innerhalb von einem Monat mit den großen Projekten anfangen können.
Engels: Kommen wir noch auf die politische Situation zu sprechen. Es wird gemeldet, dass die US-Amerikaner ihre Offensive gegen angebliche Taliban- und El-Kaida-Kämpfer im Land fortsetzen. Wie ist denn der Rückhalt in der Bevölkerung und in der Regierung für diese Offensive der Amerikaner?
Farhang: Ich bin der Meinung - und das afghanische Volk, so weit ich mit den Menschen gesprochen habe, ist auch der Meinung -, dass man diese terroristischen Zellen in Afghanistan völlig zerstören muss, weil sonst die Gefahr besteht, dass die wiederbelebt werden. Es sind natürlich international auch Anstrengungen da, diese extremistischen Kräfte wieder ins Leben zu rufen, wieder zu organisieren. Deshalb bin ich der Meinung, wenn man ein friedliches Afghanistan haben möchte, dann muss man das Werk bis zum Ende bringen.
Engels: Wenn Sie im Moment auf die gesamten Probleme schauen, mit denen Afghanistan kämpft, fürchten Sie, dass Zahir Schah zu hohe Erwartungen der Bevölkerung erfüllen muss, wenn er heute zurückkehrt?
Farhang: Die Bevölkerung von Afghanistan möchte Frieden und Sicherheit und möchte, dass diese Rivalitäten zwischen den verschieden Ethnien beseitigt werden, die leider auch von draußen importiert worden sind. Ich glaube, dass Zahir Schah diese Rolle sehr gut erfüllen kann, spielen kann. Das ist das höchste, was das Volk von Zahir Schah erwartet. Das Volk erwartet kein Wunder von ihm, sondern nur diese Leistung und er ist der geeignetste Mann, um diese Aufgabe zu erfüllen.
Engels: Mohammed Amin Farhang war das, afghanischer Minister für den Aufbau und Schwager des früheren Königs Zahir Schah, der heute nach Kabul zurückkehrt.
Link: Interview als RealAudio