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Die Salbei-Experten aus Sachsen

Ob in der Küche oder als Tee gegen Erkältungen: Salbei ist ein wichtiges Heil- und Gewürzkraut, das sich auch sehr gut trocknen lässt. Es bildet damit seit über hundert Jahren die Geschäftsbasis für den Freitaler Traditionsbetrieb Bombastus. Er hat sich auf den Anbau und die Verarbeitung von Salbei spezialisiert.

Von Claudia Altmann |
    Wenn man sich bei winterlichem Schmuddelwetter kalte Füße geholt hat, wärmt einen Tasse Tee ordentlich durch. Dabei muss dieser nicht unbedingt aus fernen Ländern kommen. Seit Jahrhunderten gehört hierzulande der heimische Salbei zu den bewährten Hausmitteln. Die Pflanze ist Grundlage für viele homöopathische und pharmazeutische Produkte. Einer der größten Anbaubetriebe in Europa befindet sich im sächsischen Freital - die Bombastus-Werke. Dem einen oder anderen ist der Traditionsbetrieb vielleicht noch aus den "Tausend Tele-Tips" des DDR-Fernsehens in Erinnerung. Schon damals wurde für ein Produkt aus Salbei geworben:

    "Seine Heilkraft ist Grundlage für die verschiedensten Gesundheitspflegemittel. Bombastisch. Bombastus. Angenehm würzig im Geschmack, kräftigt das Zahnfleisch und gibt Ihnen frischen Atem."

    Aber schon lange vorher war das 1904 gegründete Unternehmen für seine heilenden Produkte bekannt. Und von Anbeginn war der Name Programm, sagt Vertriebsleiter Wieland Prkno:

    "Die Gründer haben den Namen zu Ehren des mittelalterlichen Arztes und Reformators der Medizin Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, gegeben - Bombastus Werke."

    Der Betrieb hat sich durch Wirtschaftskrisen, Weltkriege und VEB-Zeiten gerettet und hat sich nach seiner Reprivatisierung 1990 mit heute etwa 150 Mitarbeitern fest auf dem Markt etabliert. Zum Sortiment gehören Arzneimittel, Kosmetika, ätherische Öle und vor allem Tee. Mit 70 verschiedenen Sorten lose verpackten Tees ist Bombastus Marktführer in Deutschland. 14 Tonnen Salbeitee wurden im vergangenen Jahr verkauft. Und auch in diesem Jahr war die Ernte gut.

    Auf 43 Hektar rund um Freital werden die etwa 30 Zentimeter hohen Pflanzen angebaut. Das spezielle Schneidwerk, das auch beim Lavendelanbau in Frankreich angewendet wird, greift behutsam Spitzen und Seitentriebe. Sorgsam muss man mit den Blättern umgehen. Werden sie gequetscht und beschädigt, gehen die wertvollen Inhaltsstoffe verloren, die für die den Körper stärkende und entzündungshemmende Wirkung verantwortlich sind, erklärt Dorothea Lehmann in der großen Trockenhalle.

    Sie überwacht seit fünf Jahren die Ernte und sachgerechte Behandlung der Blätter. Dass sie dabei ständig den würzigen Duft um die Nase hat, betrachtet sie als kleines Privileg:

    "Ich empfinde es als angenehm. Sehr angenehm. Das ist wie Aromatherapie. Gratis. Also es pustet schon hier Lunge und Bronchien frei."

    In der Halle kommen die hell-olivgrünen fingerlangen Blätter auf meterhohe 8-etagige Bandtrockner.

    "Das läuft im Automatikbetrieb. Da macht der Trockner eine Viertelstunde Pause und dann schaltet der sich wieder ein und dann läuft der genau eine Bandlänge. Dadurch wird das auf das nächste drunter liegende Band befördert und wird dadurch gewendet und gelüftet. Und wenn eine Bandlänge durch ist, ist wieder eine Viertelstunde Pause. Und da wird der schonend getrocknet und schonend gewendet."

    Nach zwei Tagen folgt die zweite Stufe in einer großen Trockenwanne. Hier liegen die Blätter weitere zwei Tage und werden von unten belüftet.

    "Das ist jetzt schon zwei Tage getrocknet, dieser Tee."

    Wenn der Stängel bei der sogenannten Knackprobe bricht, ist der Trockenvorgang abgeschlossen, und es geht zur letzten Station, zum Rebeln:

    "Es wird hier erstmal eine Sichtprüfung vorgenommen, dass in dem getrockneten Tee keine Fremdanteile mehr drin sind. Fremdanteile können sein: andere Kräuter oder Bestandteile, die vom Boden vielleicht mit hochgekommen sind wie Steine oder Erde und so was. Deshalb sind diese Bänder hier auch relativ steil angestellt und diese Zugteile sind unten offen, dass das also der Schwerkraft entsprechend runterfallen kann."

    In der Maschine werden die Blätter per Luft nach oben angesaugt, die schwereren Stiele fallen nach unten und die Blätter landen am Ende in einem Sack. Über 50 Säcke mit neun Kilo Teeblättern am Tag werden abgefüllt, um dann in die Produktion zu kommen.

    Bombastus ist nicht nur europaweit eine der größten Firmen, die mehrjährigen Salbei anbauen. Es ist auch weltweit das einzige Unternehmen, das die komplette Heilpflanze verarbeitet. Aus den Blüten werden ein mit Kräutern aromatisierter Wein und ein Trunk gegen Erschöpfung und Appetitlosigkeit, aus den Wurzeln ein Magenbitter. Seit 2001 hat sich der Umsatz der Bombastus-Werke verdoppelt und liegt bei etwa zwölf Millionen Euro. Und natürlich trägt das Firmenlogo die Farben der Pflanze, auf die Bombastus baut:

    "Wenn der Salbei auf unseren Feldern blüht, das ist eine schöne Anmutung und ein schöner Blick. Deswegen haben wir Lila als erste Farbe, des weiteren noch Grün und manchmal noch braun für die Wurzel."

    Das Gros der Produkte wird in Deutschland vertrieben, 15 Prozent gehen in sieben Länder in Europa, Afrika und Asien. Und ständig sucht das hauseigene Labor nach weiteren Geheimnissen, die man dem Salvia officinalis entlocken könnte.