Dorniges Gestrüpp, ein sandiger Trampelpfad. Der Boden ist mit Abfall übersät: Plastiktüten, Eierschalen, Klopapier, Exkremente. Dann der erste Unterschlupf: Auf der Erde liegen Paletten, darüber sind Planen gespannt. Vor der Hütte kauern fünf Männer um ein Feuer. Einer spricht Englisch.
"Wir kommen aus Afghanistan. Wir wollen alle nach England. Ich habe schon oft versucht, mich in einem Laster zu verstecken, aber es hat nicht geklappt. Es gibt zu viele Checkpoints, wo sie uns rausholen."
Der 24-Jährige will dem Krieg und Terror in seinem Land entkommen. Für die Flucht musste er sich 15.000 Euro borgen. Dass er ausgerechnet in Calais, nur 30 Kilometer von seinem Ziel entfernt, so elendig leben muss, hat er nicht geahnt.
"Die Polizei kommt zwei- oder dreimal pro Woche hierher, nimmt Flüchtlinge mit oder versprüht Tränengas. Die Polizisten wollen uns vertreiben. Aber wir müssen in Calais bleiben, weil wir noch diese letzte Grenze überwinden müssen. Es gibt kein Zurück für uns, wir müssen weiter."
Seit sieben Jahren, seit Nicolas Sarkozy, damals noch Innenminister, das Rot-Kreuz-Lager Sangatte bei Calais geschlossen hat, leben die Flüchtlinge in der Hafenstadt unter besonders erbärmlichen Bedingungen. Rund 800 Afghanen und Iraker kampieren auf den Grünstreifen. Unter ihnen Frauen und Kinder. Außerdem gibt es noch Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia, Sudan und Äthiopien – sie haben leer stehende Häuser besetzt. Weil es für die Illegalen weder Duschen noch Toiletten gibt, ist in diesem Sommer die Krätze ausgebrochen.
Das alles soll jetzt anders werden. Einwanderungsminister Eric Besson hat angekündigt, dass die Lager noch in dieser Woche aufgelöst und beseitigt werden sollen.
"Wir werden nach und nach alle Lager beseitigen, dazu sind wir fest entschlossen. Zweitens: Die Schleuser werden fortan in Frankreich nicht mehr die Regeln bestimmen. Man reist nicht illegal in Frankreich ein. Und man setzt in Zukunft nicht mehr illegal von Calais nach England über."
In Großbritannien erhoffen sich die Flüchtlinge Arbeit. Viele haben dort bereits Familie, außerdem ist ihnen die Sprache nicht völlig fremd.
Die illegalen Einwanderer haben laut Besson nun zwei Möglichkeiten: Sie können freiwillig und mit finanzieller Unterstützung in ihre Heimat zurückkehren oder einen Antrag auf Asyl stellen. Andernfalls droht die Zwangsausweisung. Davon sollen die afghanischen Flüchtlinge allerdings verschont bleiben, so der Minister, sofern die Lage in ihrer Heimat zu unsicher sei.
Die Hilfsvereine, die den Migranten in Calais jeden Mittag und jeden Abend eine Mahlzeit austeilen, glauben nicht, dass das Flüchtlingsproblem durch Räumungsaktionen gelöst werden kann. Abbé Jean-Pierre Boutoille, Mitglied des Hilfkollektivs C-Sur, erinnert daran, dass Lager und besetzte Häuser schon seit Jahren regelmäßig von Polizisten geschlossen werden. Die Zahl der Illegalen an der Küste habe sich dadurch aber nicht verringert.
"Die Flüchtlinge werden jetzt nicht tatenlos abwarten, sie werden fortgehen, sich außerhalb von Calais verstecken, und in zwei, drei Wochen sind sie wieder da und bilden ein neues Lager."
Immer mehr Migranten weichen schon jetzt nach Paris aus. Auch in der Hauptstadt gibt es einen Zufluchtsort.
Gleich neben dem Ostbahnhof liegt der Parc Villemin. Dort sammeln sich afghanische Flüchtlinge. Aber auch in Paris wird das Klima kälter. Bis vor Kurzem wurden die Illegalen nachts im Park geduldet, doch damit ist Schluss. Ende August sorgte die links regierte Stadt erstmals dafür, dass der Park zur Sperrstunde von Polizisten geräumt wurde. Seither wird der Jardin Villemin überwacht.
Dominique Bordin, der im Pariser Rathaus die Aktionen für Obdachlose leitet, rechtfertigt die Entscheidung der Stadt.
"Dass sich Flüchtlinge mitten in Paris in einen Park einsperren lassen und ihn in ein Lager verwandeln, ist unmöglich und würdelos. Wir haben sie jetzt auseinander getrieben. Das ändert die Lage allerdings nicht grundsätzlich. Ich achte darauf, dass sich die Situation der Exilanten nicht gravierend verschlimmert. Vor allem aber erwarten wir, dass der Staat seine Verantwortung wahrnimmt."
Bordin räumt ein, dass die 400 Migranten jetzt unter Kanal- und Metrobrücken kampieren müssen. Unter ihnen sind 70 Asylbewerber. Solange ihr Antrag bearbeitet wird, sind sie rechtmäßig in Frankreich und haben Anspruch auf Unterkunft in einem Asylbewerberheim. Aber es mangelt an Plätzen. Daher müssen auch sie zusehen, wo sie bleiben.
"Wir kommen aus Afghanistan. Wir wollen alle nach England. Ich habe schon oft versucht, mich in einem Laster zu verstecken, aber es hat nicht geklappt. Es gibt zu viele Checkpoints, wo sie uns rausholen."
Der 24-Jährige will dem Krieg und Terror in seinem Land entkommen. Für die Flucht musste er sich 15.000 Euro borgen. Dass er ausgerechnet in Calais, nur 30 Kilometer von seinem Ziel entfernt, so elendig leben muss, hat er nicht geahnt.
"Die Polizei kommt zwei- oder dreimal pro Woche hierher, nimmt Flüchtlinge mit oder versprüht Tränengas. Die Polizisten wollen uns vertreiben. Aber wir müssen in Calais bleiben, weil wir noch diese letzte Grenze überwinden müssen. Es gibt kein Zurück für uns, wir müssen weiter."
Seit sieben Jahren, seit Nicolas Sarkozy, damals noch Innenminister, das Rot-Kreuz-Lager Sangatte bei Calais geschlossen hat, leben die Flüchtlinge in der Hafenstadt unter besonders erbärmlichen Bedingungen. Rund 800 Afghanen und Iraker kampieren auf den Grünstreifen. Unter ihnen Frauen und Kinder. Außerdem gibt es noch Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia, Sudan und Äthiopien – sie haben leer stehende Häuser besetzt. Weil es für die Illegalen weder Duschen noch Toiletten gibt, ist in diesem Sommer die Krätze ausgebrochen.
Das alles soll jetzt anders werden. Einwanderungsminister Eric Besson hat angekündigt, dass die Lager noch in dieser Woche aufgelöst und beseitigt werden sollen.
"Wir werden nach und nach alle Lager beseitigen, dazu sind wir fest entschlossen. Zweitens: Die Schleuser werden fortan in Frankreich nicht mehr die Regeln bestimmen. Man reist nicht illegal in Frankreich ein. Und man setzt in Zukunft nicht mehr illegal von Calais nach England über."
In Großbritannien erhoffen sich die Flüchtlinge Arbeit. Viele haben dort bereits Familie, außerdem ist ihnen die Sprache nicht völlig fremd.
Die illegalen Einwanderer haben laut Besson nun zwei Möglichkeiten: Sie können freiwillig und mit finanzieller Unterstützung in ihre Heimat zurückkehren oder einen Antrag auf Asyl stellen. Andernfalls droht die Zwangsausweisung. Davon sollen die afghanischen Flüchtlinge allerdings verschont bleiben, so der Minister, sofern die Lage in ihrer Heimat zu unsicher sei.
Die Hilfsvereine, die den Migranten in Calais jeden Mittag und jeden Abend eine Mahlzeit austeilen, glauben nicht, dass das Flüchtlingsproblem durch Räumungsaktionen gelöst werden kann. Abbé Jean-Pierre Boutoille, Mitglied des Hilfkollektivs C-Sur, erinnert daran, dass Lager und besetzte Häuser schon seit Jahren regelmäßig von Polizisten geschlossen werden. Die Zahl der Illegalen an der Küste habe sich dadurch aber nicht verringert.
"Die Flüchtlinge werden jetzt nicht tatenlos abwarten, sie werden fortgehen, sich außerhalb von Calais verstecken, und in zwei, drei Wochen sind sie wieder da und bilden ein neues Lager."
Immer mehr Migranten weichen schon jetzt nach Paris aus. Auch in der Hauptstadt gibt es einen Zufluchtsort.
Gleich neben dem Ostbahnhof liegt der Parc Villemin. Dort sammeln sich afghanische Flüchtlinge. Aber auch in Paris wird das Klima kälter. Bis vor Kurzem wurden die Illegalen nachts im Park geduldet, doch damit ist Schluss. Ende August sorgte die links regierte Stadt erstmals dafür, dass der Park zur Sperrstunde von Polizisten geräumt wurde. Seither wird der Jardin Villemin überwacht.
Dominique Bordin, der im Pariser Rathaus die Aktionen für Obdachlose leitet, rechtfertigt die Entscheidung der Stadt.
"Dass sich Flüchtlinge mitten in Paris in einen Park einsperren lassen und ihn in ein Lager verwandeln, ist unmöglich und würdelos. Wir haben sie jetzt auseinander getrieben. Das ändert die Lage allerdings nicht grundsätzlich. Ich achte darauf, dass sich die Situation der Exilanten nicht gravierend verschlimmert. Vor allem aber erwarten wir, dass der Staat seine Verantwortung wahrnimmt."
Bordin räumt ein, dass die 400 Migranten jetzt unter Kanal- und Metrobrücken kampieren müssen. Unter ihnen sind 70 Asylbewerber. Solange ihr Antrag bearbeitet wird, sind sie rechtmäßig in Frankreich und haben Anspruch auf Unterkunft in einem Asylbewerberheim. Aber es mangelt an Plätzen. Daher müssen auch sie zusehen, wo sie bleiben.