Catherine Meurisse: "Ich öffne eine Tür, ich öffne eine Tür (lacht) qui donne sur les prés"!
Eine Tür, die auf eine Wiese führt. Mit diesem Bild beginnt die neue Graphic Novel von Catherine Meurisse. In ihrem Buch "Weites Land" durchschreitet die Zeichnerin diese Tür, die sie an die Wand ihrer kleinen Pariser Wohnung gezeichnet hat und landet als Miniaturausgabe ihrer Kindheit, in ihrem Elternhaus, auf dem Land, in einem kleinen Dorf, gut 70 Kilomter von der französischen Atlantikküste entfernt. In Gedanken, erzählt Catherine Meurisse ist sie in den vergangenen vier Jahren immer wieder durch diese Tür gegangen.
Zurück zu den Wurzeln
"Nach dem Attentat auf Charlie Hebdo habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, wer ich eigentlich bin. Um mich rum sind Polizisten, ich habe einen Leibwächter, ich hätte sterben sollen, meine Freunde sind tot. Das war so absurd, dass ich dachte, ich werde verrückt. Ich habe dann "Die Leichtigkeit" geschrieben, um nicht wahnsinnig zu werden. Es geht darin um die Frage wer ich bin. In "Weites Land" geht es um meine Wurzeln. Woher komme ich. Dorthin musste ich zurück."
Es hat ihr ganz offensichtlich gut getan. Catherine Meurisses Augen leuchten, sie ist entspannt und lacht viel, wenn sie über ihr neues Buch und damit über ihre Kindheit in einem kleinen verschlafenen französischen Dorf spricht. Davon, wie sie mit ihrer Schwester alte Steine sammelte, alte Nägel, alte Tonscherben und damit ein Museum eröffnete. "Die Natur und dass ich auf dem Land großgeworden bin, haben mich zur Beobachterin gemacht und das hilft mir bei meiner Arbeit als Zeichnerin."
Trauma verarbeiten
Die Welt in der Catherine Meurisse aufwuchs, die Welt, in der sie sich geborgen fühlt, wo sie Trost und Zuflucht findet, zeichnet die Künstlerin liebevoll, verspielt, fast schon romantisch. Sie erzählt Anekdoten aus ihrem Familienleben, die sie bis heute prägen. Erinnerungen, die ihr geholfen haben, das Trauma des Attentats zu verarbeiten.
"Ich zeichne meine Mutter, wie sie sagt, wir wollten euch nie Möbelstücke oder ein Haus vererben, aber zum Beispiel einen Rosenstock. "Wenn wieder eine Katastrophe passiert2, sagt sie - und da hatte ich sofort das Attentat im Kopf, sind eure Koffer gepackt - "ihr könnt mit einem Baum, einem Blumenstock gehen und neu anfangen". Das hat einen Bezug zu Charlie Hebdo, es waren meine Freunde und mir bleiben ihre Zeichnungen, und zum Glück haben sie viel gezeichnet."
Ihre Reise in die Vergangenheit, sagt Catherine Meurisse, hat sie wieder lebendig gemacht. Heute schafft sie es mit Freude an ihre ehemaligen Kollegen zurückzudenken. Das Zeichnen, das sie im ersten Impuls nach dem Attentat komplett aufgeben wollte, habe sie gerettet.
"Meine Familie bei Charlie habe ich 2015 verloren und ich habe Angst davor, meine andere Familie auch zu verlieren. Deshalb zeichne ich Bücher, um gegen diese Angst anzukämpfen. Ich danke den Menschen, die mich begleiten und begleitet haben. Meinen Freunden von Charlie, meinen Eltern, meiner Schwester. Ich will meine Dankbarkeit ausdrücken. Das aber mit Witz und Charme. Das haben mir meine Eltern und auch das Team von Charlie Hebdo beigebracht, man darf nicht immer alles bierernst nehmen."
Nach Vorne schauen
Vier Jahre nach dem Attentat auf ihre Redaktion, dem sie selbst entkommen ist, kann Catherine Meurisse wieder nach vorne schauen. Während sie sich in "Die Leichtigkeit" als unsichere Frau gezeichnet hat, mit einem Blick der nach unten gerichtet war, läuft die kleine Catherine in "Weites Land" mit wachem Blick durch die bunten Blumenfelder ihrer Kindheit. Sie hat die Schönheit des Lebens wiedergefunden.