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Die "Show Show" mit Brugger und Spitzer
Bis an die Geschmacksgrenze

"Insane Comedy" nennen die Stand-Up-Komiker Hazel Brugger und Thomas Spitzer ihre anarchisch-trashige Low-Budget-Video-Show-Show und empfehlen das High-Sein vor dem Anklicken. Nun geht's in die zweite Runde - ausgestrahlt ausschließlich auf YouTube.

Von Achim Hahn |
    Die Youtube-Comedians Hazel Brugger und Thomas Spitzer im Studio
    Hazel Brugger und Thomas Spitzer mit Studiogästen (Marvin Ruppert)
    "Und wir sind wieder auf Sendung!"
    Begrüßt uns die Schweizer Kabarettdurchstarterin Hazel Brugger, nachdem sie sich mit einem schnöden 20er eine line reingezogen hat.
    "Hazel Brugger und Thomas Spitzer haben eine Show!"
    Der Titel der ersten Anti-Late-Night-Show, die die beiden Comedians gerade in zweiter Staffel auf Youtube präsentieren. Länge: ziemlich kurz. Zwischen sechs und 15 Minuten.
    Hazel Brugger: "Es geht darum, hier was Neues zu kreieren."
    Angestachelt von den überwiegend positiven Kommentaren der User, die den beiden ein ausgesprochen sehenswertes, durchgeknalltes Format am Rande des Gaga-Trashs attestierten.
    "In einer Welt, wo alles genau so ist, wie man es sich vorstellt"
    Das Setting: Ein Low Budget Studio im violett dominiertem do-it-yourself Latenight-Design: Links das Lehnpolstemöbel zwischen zwei üppigen Ficus-Bürodschungelattrappen, rechts der klassische Schreibtisch mit Mikro, Kaffeepott, Globus und - etwas versteckt: einer Bong. Als möglicher Hinweis auf die empfohlene Konsumhaltung beim Betrachten dieser Show Show.
    "Du checkst ja auch nie, wenn ich high bin - Ich check das schon, Du checkst das einfach nicht. (LACHEN)"
    Show mit Hang zum Image-Bruch
    Das Konzept: Anarchisch sein, absurd, unkonventionell, provozierend - mit Hang zum Image-Bruch, ohne Scheu vor zelebrierter Langeweile und Ekelerfahrungen.
    Thomas Spitzer: "Also bei Staffel 1 war Hazel damit überfordert, sich Maden in den Mund zu stecken. Das musste ich dann machen."
    In Ihrem Show Show-Experiment mit dem rauen Charme improvisierten Nonsense-Klamauks gehen Hazel Brugger & Thomas Spitzer jedenfalls an ihre Grenzen:
    "Wie fühlt es sich eigentlich an, wenn man in die Eier getreten wird?"
    Und an die ihres potentiellen Publikums.
    Hazel Brugger: "Jetzt ist uns zunehmend wichtig, dass wir ein Entertainmentformat kreiren, dass mit Konventionen bricht, dass es aber neben diesen unterhaltsamen Gaga-Elementen ganz reguläre Momente der Ehrlichkeit hat."
    "Die Hazel Brugger und Thomas Spitzer haben eine Show Show" - Puh, ich kann jetzt schon nicht mehr.
    Vermeintliche Starinterviews stehen im Mittelpunkt. Allerdings mit tierischen Avataren - etwa einer Ziege als Sophia Thomalla oder einer Schildkröte als Alice Weidel, denen Fragen gestellt werden, die zwangsläufig unbeantwortet bleiben.
    Stabheuschrecke Böhmermann
    "Sie heißen wie die Protagonistin in Louis Carrols "Alice im Wunderland" - wirkt Ihr Parteiprogramm deshalb so wie aus einem psychotischen Fiebertraum entsprungen?"
    Oder Jan Böhmermann in Gestalt einer Stabheuschrecke:
    "Du machst ja immer diese "Eier aus Stahl-Videos" und deckst da so kuriose Sachen auf - wann deckst Du eigentlich auf, wie dreist Ihr alles aus den USA klaut?"
    Oder mit realen Kleinkunstkollegen, die wiederum als jemand anderes zu antworten haben.
    "Ich bin mega asi. Das ist die echte Alice Schwarzer. Und ich lass mich nicht mehr verbiegen."
    Dazwischen: ein echter Humorprofessor, Interviewsprengsel zwischen den Machern, Themen vom Trump- und AFD-Bashing bis zu Orgasmus-Debatten, - und immer wieder: Schmerzerfahrungen, auch als schräg gesungenes Liedgut am Schluss jeder ShowShow.
    Thomas Spitzer: "Der Zuschauer sollte die Show als Skizze begreifen, wie wir uns Entertainment vorstellen."
    Mit Mut zum Risiko und Ausreizen des Humormöglichen
    Neu in der zweiten Staffel sind z.B. aufwendiger produzierte Einspielfilme. In der ersten Folge z.B. ein fiktiver Filmtrailer über die finalen Gewaltfantasien redakteursgebeutelter Zeitgenossen, die mit Kommentaren leben müssen wie:
    Zieh doch son weißes Top an, das gefällt den Leuten. Dann kommen Deine Brüste mehr zur Geltung. - Wo Unterhaltung von Leuten gesteuert wird, die weder witzig aussehen, noch witzig sind.
    Dass Hazel Brugger in der ersten Staffel selber blank zog - geschenkt.
    "Ich hätt gern noch ne schwarze Lesbe. Ansonsten tut’s auch ne normale Lesbe."
    In der ersten Folge...
    "...sorgt eine starke Frau für unnötig blutige Gerechtigkeit!"
    Eine Kabarettistin sieht rot. Denn die Fangemeinde hat ihre eigenen Präferenzen. Bleibt oft nur die eine Frage:
    "Wie hast Du denn die Maz geschnitten? Der einzige gute Gag, der fehlt."
    Das ist Mut zum Risiko und zum bisweilen selbstironischen Ausreizen des Humormöglichen, auch wenn man sich dabei selbst zum Affen macht.
    Haze Brugger: "Viele Leute finden wirklich, dass wir nen Knall haben."
    Die beiden spielen schließlich bewusst auch gegen ihr - seriöseres - Bühnenimage an. Denn:
    Thomas Spitzer: "Es ist auch auf 'ne Art befreiend, so der Crazy Dude zu sein."
    Nicht ohne Grund empfehlen die beiden das Highsein vor dem ersten Klick. Sie selbst finden’s lustig. Ihre Youtube-Fans auch. Für "normale" Kabarettzuschauer wohl eher gewöhnungsbedürftig. Mal sehen, was draus wird.
    "If you like it, you are probably insane."