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Die Sprache der AfD
"So etwas hat man in der seriösen politischen Debatte bisher nicht gehabt"

Die Publizistin Liane Bednarz hält die Sprachwahl der AfD für eine gezielte Strategie - nämlich die der neuen Rechten. Es gehe darum, die Räume des Sagbaren mit Tabubrüchen auszuweiten, sagte Bednarz im DLF. Dabei versuche die AfD zwar, "sich einigermaßen gewählt auszudrücken" und von der Pegida-Bewegung abzugrenzen. "Aber der Schulterschluss ist längst da."

Liane Bednarz im Gespräch mit Änne Seidel |
    Die Juristin und Publizistin Liane Bednarz aufgenommen am 27.09.2015 in Köln.
    Die Juristin und Publizistin Liane Bednarz. (dpa / picture alliance/ Horst Galuschka)
    Die AfD habe seit ihrem Bestehen das Bestreben, die anderen Parteien verächtlich zu machen, sagte die Publizistin Liane Bednarz im DLF. Sie würden als Altparteien, als Konsensparteien bezeichnet, womit dann suggeriert werde, dass der Konsens etwas Schlechtes sei. Auch die Presse werde verächtlich gemacht, als Pinoccio-Presse bezeichnet. In den vergangenen Wochen sei jetzt noch eine Religion hinzugekommen, der Islam. Er werde mit abschätzigen Vokabeln überzogen, da heiße es dann, das sei keine Religion, sondern vielmehr eine Ideologie. "So einen Sound hat man in der seriösen politischen Debatte bisher nicht gehabt", sagte Bednarz. Wenn es Kritik an den Äußerungen der AfD gebe, heiße es, das seien verengte Meinungskorridore oder es herrsche die stickigste geistige Atmosphäre, die je in Deutschland in den letzten Jahrzehnten geherrscht habe.
    Mit ihren Tabubrüchen versuche die AfD, die Räume des Sagbaren auszuweiten, "bis zum nächsten Tabubruch". Gegenüber anderen rechten Bewegungen versuche man sich abzugrenzen, indem man sich etwas elaborierter ausdrücke als die Pegida-Bewegung. "Aber der Schulterschluss ist längst da". Von einigen werde längst auch offen gesagt, die Partei müsse auch Pegida-Partei sein, das seien natürliche Verbündete. "Das ist das gleiche Gedankengut, aber man grenzt sich rhetorisch ab", sagte Bednarz. "Man versucht, sich einigermaßen vornehm auszudrücken." Da werde von Islamisierung gesprochen und nicht von "Muslime raus". Eine Grenze müsse dann gezogen werden, wenn fremdenfeindliches Gedankengut transportiert werde. Dazu müsse man sich aber auch mit dem auseinandersetzen, was von der AfD gesagt wird.
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