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Die Stadt der sieben Inseln

Mumbai ächzt unter der Last von rund 14 Millionen Menschen. Chaos und Ordnung, Armut und Reichtum, Verfall und Modernität sind engste Vertraute im Alltag dieser indischen Megacity.

Von Nikolaus Scholz |
    Was immer man über Mumbai zu hören bekommt, auch das Gegenteil ist richtig. Diese "Maximum City", wie sie der indische Autor Suketu Mehta in seinem gleichnamigen Buch nennt, repräsentiert die Vielfalt selbst - eine Vielfalt, an der man verzweifelt oder auch dem Zauber dieser indischen Metropole erliegt.

    Mumbai ist Megacity (23.000 Menschen leben auf einem Quadratkilometer), Mumbai ist Bollywood (250 Filme werden pro Jahr in der Filmcity am Rande der Stadt gedreht), Mumbai ist auch eine Stadt des Terrors (an einem einzigen Tag im November 2008 kamen über 195 Menschen bei Attentaten ums Leben). Mumbai geht jedem unter die Haut. Hier leben über die Hälfte der Bewohner in Slums - rund 600.000 Menschen beherbergt allein Dharavi, der größte Slum Asiens, hier werden über 200 Sprachen und Dialekte gesprochen, hier sterben Menschen in den Straßen und werden ebendort in die Welt gepresst. Hier ereignen sich aber auch kleine alltägliche Wunder, wie jenes der Dabbawalas (Essensausträger), deren Transportsystem auf einer einzigartigen zwischenmenschlichen Logistik basiert und es ermöglicht, dass rund 200.000 Essensportionen täglich zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Adressaten geliefert werden.

    Für die Lange Nacht zeichnet der Autor ein persönliches Bild von Bom Bahia (das portugiesische Wort für "Gute Bucht"), das manchmal einer abstoßenden, zahnlosen Altem gleicht, um sich im nächsten Augenblick in eine anmutige Schönheit zu verwandeln. Weiterlesen

    Mumbai, bis 1995 Bombay, ist die Hauptstadt des Bundesstaates Maharashtra in Indien und die wichtigste Hafenstadt des Subkontinents. Sie liegt auf der Insel Salsette, vor der Westküste Maharashtras. Das Stadtzentrum befindet sich auf einem schmalen Landstreifen, der von der sumpfigen Küste ins Arabische Meer hineinragt. Die Stadt ist das wirtschaftliche Zentrum Indiens. Sie ist Verkehrsknoten und Kulturzentrum mit Universitäten, Theater, Museen und Galerien. Weiterlesen

    In der Bayview Bar des Hotels Oberoi kann man sich eine Flasche Dom Perignon bestellen für das Eineinhalbfache eines durchschnittlichen Jahreseinkommens; zugleich haben in dieser Stadt vierzig Prozent der Haushalte keine funktionierende Trinkwasserversorgung. Ein anderer Mann drückte es anders aus: "In Mumbai muss niemand verhungern," Er meinte das sehr wörtlich. In anderen Teilen Indiens verhungern heute noch immer Menschen. In Bombay dagegen gibt es Hunderte von Diätkliniken, Laut einem Ernährungswissenschaftler, der eine solche Klinik betreibt, haben viele berühmte Models mit Magersucht zu kämpfen. Daran erkennen die Bewohner Bombays, dass sie sich vom Rest Indiens unterscheiden. "In allen Gesellschaftsschichten Bombays", erzählte mir der Mediziner, "gibt es mehr Menschen, die Gewicht verlieren möchten, als solche, die zunehmen wollen."
    Henning Stegmüller, Fotograf, Kameramann und Regisseur

    Gregory David Robert: Shantaram
    Goldmann Verlag 2008
    Übersetzung: Almut Münch und Sibylle Schmidt


    Shantaram erzählt in fiktionaler Form die Geschichte von Roberts eigenem Leben: Als der Australier Lindsay in Bombay strandet, hat er zwei Jahre seiner Gefängnisstrafe abgesessen und ist auf der Flucht vor Interpol. Zu seinem Glück begegnet er dem jungen Inder Prabaker, der ihn unter seine Fittiche nimmt. Auf ihren Streifzügen durch die exotische Metropole schließen die beiden eine innige Freundschaft. Von Prabaker lernt Lindsay nicht nur die Landessprache, sondern auch, mit sich ins Reine zu kommen: Er wird zu Shantaram , einem Mann des Friedens und kämpft für die Ärmsten der Armen. Doch dann verfällt Lindsay der geheimnisvollen Karla, einer Deutsch-Amerikanerin mit dubiosen Kontakten zur Unterwelt Ein Roman, so leidenschaftlich wie der Herzschlag Indiens, voller Wahrheit und Poesie.

    Dharavi war nicht immer ein Slum und ist so alt wie das restliche Mumbai. Weiterlesen

    Dharavi ist eine Stadt in der Stadt, die einst von Zuwanderern aus sumpfigem Gelände urbar gemacht wurde und lange Zeit als das größte Slums Asien galt. Heute bildet Dharavi das ökonomische Rückgrad Bombays und erreicht jährlich einen wirtschaftlichen Umsatz von einer halben Milliarde Euro.

    Stegmüller: "Der Zugang zu Orten wie Dharavi ist fast nur möglich, wenn man in Indien gute Freunde hat. Damit meine ich, dass man wirklich ins Zentrum kommt, in diese kleinen, industriellen Produktionsstätten, in die Familie kommt. Und meine Freunde haben mich da hineingeführt und das war mit einer großen Angst verbunden, einen solchen Slum zu betreten, weil man Vorurteile und Informationen hat, die einem eher erschrecken lassen. Meine Erfahrung war ganz anders. Ich hab erlebt, wie viel verschiedene Dörfer in diesen Slums existieren, das heißt, es gibt ja auch ein Buch mit dem Titel 'The cities within'. In diesem Fall muss ich sagen, Dharavi besteht aus so vielen ethnischen Gruppierungen, Kasten, die auch dann ganz spezifisch ihre Handwerke betreiben, die sie von ihren Dörfern mit in die Stadt gebracht haben. Das sind zum Beispiel die Lederwarenhersteller. Die Leute erzählen ihnen dann, mit welchen Firmen in Deutschland oder Frankreich sie zusammenarbeiten. Das ist total spannend und man merkt, dass die Existenzen in Dharavi sehr gesichert erscheinen. Die Leute leben kein sehr gutes Leben dort, bezogen auf ihren Kosmos ist es dann doch ein gutes Leben. Wenn wir es von außen betrachten, sieht es dann fürchterlich aus teilweise. Aber innen drinnen, in diesem Slum, in diesem Moloch, in diesem Organismus, ist etwas wunderbar Funktionierendes, das man nur verstehen kann, wenn man da wirklich reinkommt und der Gastfreundschaftlichkeit begegnet, die es dort gibt und die Menschen sich öffnen und einem ihre Produktionsstätten auch zeigen."

    Wer keine indischen Freunde hat, wie der Fotograf Henning Stegmüller, der kann sich Sunil Ragu Tschatíra anvertrauen. Er ist knappe dreiundzwanzig, in Bombay aufgewachsen und lebt selbst in einem Slum wie Dharavi. Er weiß nur zu gut, wovon er spricht, wenn er Fremde durch Dharavi führt.

    Sunil Ragu Tschatíra: "Es gibt zwei Sorten von Slumbewohnern. Den einen gehören die Behausungen, aber nicht der Boden, auf dem sie stehen. Der gehört der Regierung. Die anderen Slumbewohner leben auf dem Trottoir. Das sind illegale Slums, deren Bewohner keinerlei Rechte haben wie jene von anerkannten Slums und sie bekommen auch keine Unterstützung von der Regierung. Wenn sie zum Beispiel Wasser brauchen, dann müssen sie es aus den legalen Slumgebieten holen und überdies dafür bezahlen. Die Stromanschlüsse laufen prinzipiell über Bestechung. Da sie auch für die öffentlichen Toiletteanlagen Geld benötigen, benutzen sie die wenigen Freiflächen als öffentliche Toiletten."

    Die indische Journalistin und Frauenrechtlerin Kalpana Sharma hat sich in ihrem Buch "Rediscovering Dharavi: Stories From Asia's Largest Slum" intensiv mit Dharavi auseinandergesetzt.

    Kalpana Sharma: "Oft wird es als Slum beschrieben, aber erstens ist es nicht ein einziger Slum, sondern besteht aus vielen benachbarte Niederlassungen, die alle gemeinsam Dharavi bilden. Ursprünglich war Dharavi ein kleines Fischerdorf - eines von jenen sechs Fischerdörfern, aus denen schließlich die Inselstadt Bombay entstanden ist. Doch das ursprüngliche Gebiet ist enorm angewachsen, über seine Ränder hinaus. Der Name Dharavi ist eigentlich ein Pseudonym, das die Bewohner selbst nicht verwenden. Als ihren Wohnort geben sie immer den lokalen Eigennamen eines bestimmten Viertels in Dharavi an. Erst in den letzten zehn Jahren ist mit dem Bekanntheitsgrad von Dharavi auch der Name immer mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung gedrungen. Leider wird der Ort wird immer noch als Slum gesehen, obwohl er bereits über 150 Jahre existiert, das ursprüngliche Fischerdorf ist sogar noch älter."

    Die Homepage von Gregory David Roberts

    In seinem opulenten Abenteuerroman "Shantaram" beschreibt Autor Gregory David Roberts, wie sein Alter-ego Mister Lindsay - ein flüchtiger australischer Krimineller - die Regenzeit in Bombay erlebt.

    Der Monsun hatte seinen Höhepunkt erreicht, doch im Moment stürzten keine Regenfluten aus dem grauschwarzen Ozean des von Blitzen zerrissenen Himmels. Wattvögel landeten im flachen Sumpf und suchten sich ein Plätzchen zwischen den schlanken, bebenden Schilfhalmen. Fischerboote zogen ihre Netze durch die zerklüfteten Wellen der Bucht. Kinder schwammen und spielten am kiesigen, von Felsbrocken übersäten Ufer. Auf dem goldenen Halbrund jenseits der kleinen Bucht bis zum Konsulatsviertel am Ende des Nariman Point erhoben sich die Apartmentgebäude der Wohlhabenden, deren reiche Bewohner in den ausladenden Innenhöfen und Freizeitanlagen umherspazierten, wenn sie an der frischen Luft sein wollten. Vom fernen Slum aus betrachtet, erinnerten die weißen Hemden der Männer und die bunten Saris der Frauen an Perlen, die jemand auf die schwarzen Schnüre der Asphaltwege gefädelt hatte. Die Luft war hier, am küstennahen Rand des Slums, sauber, kühl und so still, dass sie auch die vereinzelten Geräusche schluckte. Diese Gegend trug den Namen Colaba Back Bay. Kaum ein Ort in der Stadt war besser geeignet für die Selbstbesinnung eines Mannes auf der Flucht, wenn die Zeichen schlecht für ihn stehen.
    Ich saß allein auf einem Fels, der größer und flacher war als die meisten anderen, und rauchte eine Zigarette. Damals rauchte ich noch, denn wie jeder Raucher der Welt wollte ich mindestens genauso gerne sterben, wie ich leben wollte.

    Plötzlich schob die Sonne die regengeschwängerten Monsunwolken zur Seite, und einen Moment lang wurden die Fenster der Apartmenthäuser auf der anderen Seite der Bucht glänzende, blendende Spiegel für die goldene Sonne. Dann ballten sich die Regenwolken am Horizont erneut zusammen und versiegelten langsam das leuchtende Himmelsrund, drängten sich aneinander, bis der Himmel mit seinen dunklen Wolkenwellen zum Ebenbild des wogenden Meeres wurde.

    Ich zündete mir mit meiner fast aufgerauchten Zigarette eine neue an und dachte über die Liebe nach. Und über Sex. Auf Didiers Drängen hin, der seinen Freunden nur in einem Punkt keine Geheimniskrämerei gestattete - in ihren Liebesangelegenheiten nämlich -, hatte ich zugegeben, dass ich seit meiner Ankunft in Indien mit niemandem mehr geschlafen hatte. Da warst du aber ganz schön lange trocken, mein Freund, hatte er mit entsetzter Miene gesagt, ich würde vorschlagen, dass du dir mal wieder ordentlich die Kante gibst, wenn du verstehst, was ich meine, und zwar möglichst bald. Er hatte natürlich recht: Je länger ich es nicht tat, desto mehr Raum nahm es in meinen Gedanken ein. Im Slum war ich von schönen indischen Mädchen und Frauen umgeben, die kleine Symphonien der Inspiration in mir zum Erklingen brachten. Ich ließ meine Blicke und Gedanken nie zu lange in ihre Richtung wandern - das hätte alles, was ich als Slumarzt war und tat, gefährdet. Mit Ausländerinnen, mit Touristinnen boten sich aber alle paar Tage Gelegenheiten, bei jedem zweiten oder dritten Deal, den ich machte. Deutsche, französische oder italienische Mädchen, denen ich beim Kauf von Haschisch oder Gras geholfen hatte, luden mich oft auf einen Joint in ihr Hotelzimmer ein. Ich wusste, dass sie meistens mehr als das Rauchen im Sinn hatten. Und ich war durchaus versucht. Manchmal geradezu schmerzlich. Doch ich konnte Karla nicht vergessen. Und tief in meinem Innern - ich weiß immer noch nicht, ob eine solche Ahnung aus Liebe, Angst oder Vernunft erwächst - spürte ich intuitiv, dass ich auf sie warten musste, wenn ich wollte, dass sich zwischen uns etwas entwickelte.


    Suketu Mehta: Bombay. Maximum City
    Suhrkamp Verlag 2008
    Übersetzung: Anne Emmert, Heike Schlatterer und Hans Freundl


    Bombay: faszinierend und exotisch, Mega-City der Extreme, die Stadt der Zukunft. Welten prallen dort aufeinander - hier die Traumfabrik von Bollywood, dort der tägliche Alptraum der Armen und Enttäuschten. Der preisgekrönte Journalist Suketu Mehta präsentiert uns Bombay in packenden Reportagen, die hinter traumhafte Kulissen führen - und in die Slums der Elenden. Er taucht ein in die kriminelle Unterwelt, in der sich muslimische und Hindugangs Gefechte liefern, spricht mit Straßenkindern, die zu Profikillern ausgebildet werden, und mit Polizisten, die diese Kinder foltern und töten. Sprachlich brillant und mit ungeheurer Leidenschaft verknüpft Suketu Mehta die einzelnen Geschichten und Bilder zu einem großen Ganzen, das so faszinierend wie abgründig ist, so abschreckend wie sinnlich und reich.

    Antonio Tabucci: Indisches Nachtstück
    Hanser Verlag 1990
    Übersetzung: Karin Fleischanderl


    Der Weg ist das Ziel: Ein Mann sucht einen Freund, der auf geheimnisvolle Weise in Indien verschollen ist. Er folgt seinen Spuren quer durch den indischen Subkontinent und schließt die exotischsten Reisebekanntschaften. Sucht er wirklich einen anderen? Oder vielmehr sich selbst? Meisterhaft zieht Tabucchi den Leser in sein paradoxes Verwirrspiel hinein.

    Henning Stegmüller, Dilip Chitre, Namdeo Dhasal: Bombay, Mumbai
    Bilder einer Mega-Stadt. Mit Gedichten.
    1996 A 1 Verlagsges.


    Dieses Buch ist wie ein Triptychon angelegt. Der Münchner Fotograf und Filmemacher Henning Stegmüller taucht, begleitet von seinen beiden indischen Freunden, den Dichtern Dilip Chitre und Namdeo Dhasal, in die Geheimnisse des "geliebten Molochs" Bombay ein und findet auf seiner Reise von den Plätzen der Reichen bis in die Unterwelt großartige Bilder hinter der spiegelnden Oberfläche dieser Megastadt. Seine ausdrucksstarken Schwarzweißbilder und die Texte der indischen Freunde, die jeweils ihr Bombay aufzeigen, lassen ein umfassendes Panorama dieser Stadt enststehen.

    Dilip Chitre: Der Banyanbaum
    Ausgewählte Gedichte.
    Dtsch. v. Lothar Lutze
    2006 A 1 Verlagsges.


    Die für diesen Band ausgewählten Gedichte, viele von ihnen hier erstmals in deutscher Übersetzung, geben einen Einblick in das lyrische Werk des Poeten Dilip Chitre aus nahezu fünf Jahrzehnten seines Schaffens.

    Dilip Chitre: Ode an Bombay / Bombay-Mumbai
    A1 Verlag 1996
    Übersetzung: Lothar Lutze

    Dilip Chitre: Der Blick v. Chinchpokli
    Bombay-Mumbai / A1 Verlag 1996
    Übersetzung: Lothar Lutze

    Alexander Frater: Regen-Raga
    Klett-Cotta Verlag 1990
    Übersetzung: Bettina Runge


    Vikram Chandra: Der Pate von Bombay
    2009 Aufbau Verlag


    Inspektor Sartaj Singh, Melancholiker und Frauenheld wider Willen, wird jäh aus seinem Alltag gerissen: Ein anonymer Anrufer setzt ihn auf die Spur Ganesh Gaitondes, des meistgesuchten Gangsters Indiens. Die Ermittlungen führen Sartaj vom Markt der Diebe in die Studios von Film City, von Table-Dance-Bars aufs Parkett der internationalen Spionage. Immer tiefer dringt er in die Welt des gefürchteten Gaitonde vor und gerät schließlich in Gewissens- und Loyalitätskonflikte. Ein spannender Kriminalroman vor dem Hintergrund eines farbenprächtigen Panoramas des heutigen Indiens zwischen Tradition und Moderne.

    Kiran Nagarkar: Gottes kleiner Krieger
    2008 Fischer Verlag


    Von den Seitengassen in Bombay zu den heiligen Hallen in Cambridge, vom Terroristencamp in den Bergen Afghanistans zu einem Trappistenkloster in Kalifornien - das ist der Weg von Zia Khan, einem jungen Inder aus einer liberalen muslimischen Familie. Egal welcher Weltreligion er sich anschließt, Zia glaubt, der Auserwählte zu sein: Gottes kleiner Krieger. Schonungslos zeigt der Roman, wie schmal die Grenze zwischen echter Hingabe und Fanatismus ist.

    Musik in der Langen Nacht:

    Titel: Sufi Bhakti
    Interpret: Calcutta Chronicles
    Komponist: Debashish Bhattacharya
    Label: Emi
    Best.-Nr: 50999 695034 2 9

    Titel: Amrit Anand
    Interpret: Calcutta Chronicles
    Komponist: Debashish Bhattacharya
    Label: Emi
    Best.-Nr: 50999 695034 2 9

    Titel: Draupadi
    Interpret: Ensemble:
    Komponist: Toshi Tsushitori, Mahmoud Tabrizizadeh, Kudsi Erguner, Djamchid Chemirani, Kim Menzer, Philippe Eidel
    Label: Virgin
    Best.-Nr: 210170
    Plattentitel: The Mahabharata - Original Soundtrack - A Film by Peter Broo

    Titel: Cities
    Interpret: Ensemble:
    Komponist: Toshi Tsushitori, Mahmoud Tabrizizadeh, Kudsi Erguner, Djamchid Chemirani, Kim Menzer, Philippe Eidel
    Label: Virgin
    Best.-Nr: 210170
    Plattentitel: The Mahabharata - Original Soundtrack - A Film by Peter Broo

    Titel: Alag-Djor-Djala
    Interpret: Pandit Shivkumar Sharma
    Komponist: unbekannt
    Label: keine
    Best.-Nr: keine

    Titel: Encounter
    Interpret: Mariano, Charlie
    Komponist: Louis Banks
    Label: Intuition
    Best.-Nr: INT 3246-2
    Plattentitel: Bangalore

    Titel: echos
    Interpret: U. Fazal Qureshi & Ravi Chary
    Komponist: U. Fazal Qureshi
    Label: keine
    Best.-Nr: FBRCD 1003

    Titel: Your good name
    Interpret: Ensemble
    Komponist: Mychael Danna
    Label: MILAN
    Best.-Nr: 189824-2
    Plattentitel: Monsoon wedding - Original motion picture soundtrack

    Titel: Maya
    Interpret: Calcutta Chronicles
    Komponist: Debashish Bhattacharya
    Label: Emi
    Best.-Nr: 50999 695034 2 9

    Titel: Charlie's Birthday Song
    Interpret: Mariano, Charlie
    Komponist: R. A. Ramamani
    Label: Intuition
    Best.-Nr: INT 3246-2
    Plattentitel: Bangalore

    Titel: Chhammak Chhallo
    Interpret: Ensemble
    Komponist: Anand Milind
    Label: HORIZON
    Best.-Nr: HCD 144
    Plattentitel: Hindi Film songs

    Titel: Ringa ringa
    Interpret: Rahman, A. R. (feat. Alka Yagnik, Ila Arun)
    Komponist: A. R. Rahman
    Label: Interscope
    Best.-Nr: 1796388
    Plattentitel: Slumdog Millionaire - Music from the motion picture (featuring music and score from A. R. Rahman)

    Titel: hand in hand
    Interpret: U. Fazal Qureshi & Ravi Chary
    Komponist: U. Fazal Qureshi
    Label: keine
    Best.-Nr: FBRCD 1003

    Der letzte Tag in Bombay

    Ein Sonntag - und die Stadt wie verwandelt: Müde vor den vergangenen Tagen gähnt sie kaum vernehmbar und dreht sich zur Seite, um noch ein wenig zu schlafen zu können. Die wenigen Menschen, die auf der Strasse sind, bewegen sich wie in Zeitlupe, wie die beiden Straßenfeger am Horniman Circle Garden, der Asiatischen Bibliothek gegenüber.

    Nur die jugendlichen Cricketspieler machen Tempo. Sie nutzen die nahezu leer gefegten Seitenstrassen, um sich einzuspielen für ein nächstes Match.
    Suketu Mehta, Autor des Buches "Bombay. Maximum City", beschließt seine opulente Reportage auf die Stadt seiner Kindheit mit einem versöhnlichen Ende.
    Auch sein letzter Tag in Bombay ist ein ...

    Mein letzter Tag in Bombay ist ein Sonntag, Anfang oder Ende einer Woche. Im Khichdi Samrat, einer Kneipe in Madhavbagh, nehme ich ein reichhaltiges Mittagessen zu mir. Man serviert dort aus großen Bottichen verschiedene Arten khichdi mit kadhi und Mixed-Pickles. Zusammen mit den Blumenkohl-Parathas, sev tamatar ki sabzi, pappadams und kalter Buttermilch, die in der Bierflasche serviert wird, ist das eine leckere Mahlzeit. Dann bummle ich durch die CP Tank Road, kaufe Weihrauch, trinke eine Masala-Cola und sehe mich nach gusseisernen Schüsseln um, die ich mit nach New York nehmen kann. Gusseiserne Schüsseln sind nicht in Mode; man verwendet heute Edelstahl, Aluminium oder beschichtete Materialien.

    Die wenigen Leute, die ich auf der Straße treffe, erklären mir, sie würden keinen Laden kennen, in dem so etwas verkauft wird, und wenn ich wie durch ein Wunder doch einen fände, sei er ohnehin geschlossen. Es ist Sonntagnachmittag, die Zeit, in der Bombay ausatmet. In dieser Gegend hat man sein Mangopüree und die Puris gegessen und liegt nun faul unter dem Ventilator. Dann frage ich ein Altpapierhändler; er schickt einen Jungen los, einen Mann aufzuwecken, der über einem der verrammelten Geschäfte wohnt. Ein Mann im Lungi kommt heraus, und ich erkläre ihm, wonach ich suche. Er verschwindet im Laden und kehrt mit einem Satz von vier kleinen gusseisernen Schüsseln zurück. Sie kosten jeweils fünfzehn Rupien, so gut wie nichts, und ich kaufe sie alle vier. Er ist von seinem Sonntagnachmittagsnickerchen aufgestanden, um etwas zu verkaufen, das ihm kaum Gewinn bringt. Ich weiß nicht, warum er für mich eine Ausnahme macht; vielleicht weiß er es zu schätzen, dass ich in der Julihitze in einer solch ungewöhnlichen Sache unterwegs bin.

    Mein Gefühl der Zugehörigkeit zu der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, hat sich an meinem letzten Tag durch ihn jedenfalls entscheidend gewandelt. Dank dieser kleinen Geste ist aus dem Land des Neins das Land des Jas geworden. Mir wird jetzt klar: Wenn man sich weigert, das Nein zu verstehen, wenn man vorgibt, dass es gar nicht da sei, dass es nie ausgesprochen wurde, verwandelt es sich, von die, Ignoranz vernichtend geschlagen, urplötzlich in sein Gegenteil, Vielleicht wird es auch nie zum Ja, sondern zu einem Kopfschütteln, das je nach eigener Interpretation nein oder ja bedeuten kann. Man interpretiert das Kopfschütteln großzügig, nachsichtig und geht seiner Wege.

    Wir haben mit Bombay gekämpft, schwer gekämpft, und es hat uns einen Platz eingeräumt. Ich bin nach Hause gekommen, und die Menschen haben mir die Tür geöffnet; sie haben mich, meine Frau und meine ausländischen Kinder aufgenommen und ihnen das Gefühl gegeben, es könnte auch ihr Zuhause sein. Sie hab mir das Essen gekocht, das ich gern mag, und die Musik gespielt, die ich gern höre, obwohl ich ganz vergessen hatte, wie sehr ich diese Musik schätze. Sie haben mich gebeten, für sie zu schreiben - für ihre Filme, für ihre Zeitungen.
    Man hat mir hier einen Platz zugestanden, den ich in dem Land, in das ich zurückkehre, nie hatte, eine Stimme in der nationalen Debatte. "Wie kannst du nach alldem wieder nach New York zurückkehren?" fragen mich die Schauspielerinnen, Buchhalter, Huren und Auftragskiller. "New York wird dich langweilen."

    In den zweieinhalb Jahren habe ich gelernt, hinter der heruntergekommenen Fassade der physischen Stadt die überschäumende Energie ihrer Bewohner zu sehen. Bombay wird allzu leicht mit dem Tod assoziiert. Wenn jeden Tag fünfhundert Menschen neu in die Stadt kommen, um hier zu leben, so ist Bombay gewiss keine sterbende Stadt. Eine mörderische Stadt vielleicht, aber keine sterbende Stadt. Als ich herkam, dachte ich, ich erlebte hier die Stadt in ihrer Endphase. Dann zog ich in eine hübschere Wohnung um. Eine Stadt ist nur so gesund oder so krank wie der Platz, den man in ihr einnimmt. Jeder Bewohner von Bombay bewohnt sein eigenes Bombay.