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Die Sternbilder des Herrn Lacaille
Am Himmel ist der Ofen aus

Der herbstliche Sternenhimmel enthält keine besonders hellen Sterne, verfügt aber über sehr hübsche Figuren, etwa das Viereck des Pegasus, die Kette der Andromeda oder den mächtigen Walfisch. In den Stunden nach 23 Uhr ziehen zwei Sternbilder knapp über den Horizont, die durchaus verzichtbar wären.

Von Dirk Lorenzen |
Measuring 70 000 light-years across and laying 13 million light-years away, the nearly edge-on spiral galaxy NGC 253 is revealed here in an image from the Wide Field Imager (WFI) on the MPG/ESO 2.2-metre telescope at the La Silla Observatory. The image is based on data obtained through four different filters (R, V, H-alpha and OIII). North is up and East to the left. The field of view is 30 arcminutes.
Das schönste Objekt im chemischen Ofen: die prachtvolle Spiralgalaxie NGC 253 (ESO)
Selbst von einem perfekt dunklen Standort aus sind in dieser Himmelsgegend nur eine Hand voll schwacher Sterne zu erkennen. Dort stehen der Bildhauer und der Chemische Ofen. Der französische Astronom Nicolas Louis de Lacaille meinte Mitte des 18. Jahrhunderts hier sogar eine Bildhauerwerkstatt zu erkennen. Auf alten Sternkarten ist ein Arbeitstisch mit einer Büste darauf abgebildet. Später wurde der Name dieser unscheinbaren Figur zum Bildhauer abgekürzt, lateinisch Sculptor.
Die Sternbilder Bildhauerwerkstatt (links oben) und Chemischer Ofen (unten) auf einer historischen Sternkarte
Die Sternbilder Bildhauerwerkstatt (links oben) und Chemischer Ofen (unten) auf einer historischen Sternkarte (Lacaille)
Links schließt sich Fornax an, der chemische Ofen. Der bessere deutsche Name wäre wohl Schmelzofen. Allerdings scheint die himmlische Version gerade nicht in Betrieb zu sein, denn von Gluthitze ist im Ofen nichts zu sehen. Auch in dieser Gegend sind die Sterne äußerst blass.
Louis de Lacaille hat vor gut 250 Jahren einige Zeit am Kap der Guten Hoffnung verbracht, etwa zehntausend Sterne des Südhimmels vermessen und etliche Nebelobjekte kartiert.
Doch für einen Eintrag in die Geschichtsbücher hätte das kaum gereicht. So hat er in seinen Sternatlas einfach 14 neue Himmelsfiguren eingezeichnet, darunter Bildhauer und Ofen. Zu seinem Glück wurden sie später offiziell anerkannt und bewahrten ihn vor dem völligen Vergessen.