"Auf den Tauschordner, bitte, alle auf den Tauschordner. Und das, was wir vorhin herkopiert haben, das macht ihr jetzt auf."
Ostschule Heidenheim – in der Klasse 4a ist es mucksmäuschenstill: Statt Hefte und Bücher haben alle Mädchen und Jungen einen Laptop vor sich stehen: Auf dem Bildschirm sehen sie ein großes Tier. Und unten drunter steht ein Text. Überschrift: "Der Baum-Marder".
"Wir machen gerade einen Text, wo wir ein Tier beschreiben müssen, in diesem Fall der Baummarder. Und dort müssen wir auf ein anderes Blatt von Hand das ausfüllen und den Lebensraum und die Lebensweise des Baummarders beschreiben."
Gina-Marie Schmidt wendet, während sie spricht, den Blick kaum ab vom Laptop-Bildschirm auf ihrer Schulbank.
"Am Laptop hat man halt den Vorteil, dass man da etwas anderes sofort machen kann. Zum Beispiel wenn Du jetzt eine Überschrift machst, und die willst Du in einer anderen Schrift haben oder anders einformen, jetzt nicht links- oder rechtsbündig, sondern in einem Blocksatz haben, dann kannst Du das einfach sofort machen – Du musst es gar nicht wegradieren!"
Die Grundschüler in die Geheimnisse der Textbearbeitung einführen – das ist aber nur ein Aspekt des Pilotprojektes 'Laptops an Grundschulen'. Klassenlehrer Klaus Hensold hat seinen Schützlingen schon einiges mehr beigebracht:
"Also wir haben das Thema 'Baden-Württemberg' zum ersten Mal nur mit dem Rechner gemacht. Das heißt: Wir haben Seiten gesucht im Internet, wo wir Informationen zum Land Baden-Württemberg gesucht und gefunden haben."
"Das macht mehr Spaß, an den Laptops zu arbeiten. Und es ist gut, wenn man auch etwas Neues kennenlernt"
Mehr Lernspaß, etwas Neues kennen lernen – das sind aber nicht die einzigen Gründe, weswegen die Grundschullehrer in Heidenheim davon überzeugt sind: Manchmal gehören auch Laptops in den Unterricht. Kathrin Mayer, Leiterin der Ostschule Heidenheim:
"Wir leben im Zeitalter der Neuen Medien. Man kann und sollte die Augen davor nicht verschließen, auch nicht die Schulen, weder die weiterführenden noch die Grundschulen sollten sich davor verschließen. Die Schüler und die Kinder werden im Laufe ihres Lebens, egal ob im privaten Umfeld oder im beruflichen Leben, immer mehr auf diese Medien stoßen, primär jetzt auf den Laptop, auf den Computer, und deshalb denke ich, ist es schon sinnvoll, die Kinder so früh wie möglich da heranzuführen."
Das ist der Grundgedanke des Pilotprojektes 'Laptops an Grundschulen'. Dabei hat das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg vier Grundschulen mit Laptops ausgestattet, zwei davon alleine in Heidenheim. Zunächst ist das Projekt auf drei Jahre befristet – mit guten Aussichten auf Verlängerung. Doch es gibt auch Kritik. So ist Professor Manfred Spitzer, bekannter Hirnforscher an der Universität Ulm, ein erklärter Gegner von Computern in den Klassenräumen von Grundschulen.
"Wenn man zum Beispiel einen Text tippt statt mit der Hand zu schreiben auf Papier, bleibt das, was man schreibt, schlechter im Gedächtnis hängen. Das ist nachgewiesen auch durch gute Hirnforschung als wenn man es mit der Hand schreibt. Wenn Sie etwas in Google suchen und dann finden, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es längerfristig im Gedächtnis hängen bleibt, schlechter als wenn Sie's im Buch lesen oder in der Zeitschrift. Deswegen zu sagen, die Kinder sollen so früh wie möglich an die elektronischen Medien herangeführt werden, um intellektuell und auch sozial nicht zurück zu bleiben, ist völlig falsch, durch nichts gedeckt, die Forschung sagt das Gegenteil."
Hinzu liefen Grundschüler Gefahr, beim Surfen im Internet süchtig zu werden; über 500.000 internetsüchtige Jugendliche gebe es bereits deutschlandweit.
"Und wenn Sie jetzt schon in der Grundschule Computer- und Internet-Training machen, ist das so wie Anfixen. Und deswegen bin ich da sehr strikt dagegen."
"Also im Buch liest man ja alles nach und muss man immer rumblättern. Und im Laptop ist es halt einfacher: Da muss man nicht immer umblättern."
Trotz der Einwände des Hirnforschers halten die Heidenheimer Grundschullehrer ihr Projekt für sinnvoll. Es komme auf die Art und Weise an, wie die Laptops eingesetzt würden – nämlich niemals unbeaufsichtigt, auch nicht jeden Tag und zeitlich eng begrenzt; Computerspiele auf den Laptops sind tabu. Jörg Glueckschalt ist Rektor an der Silcherschule Heidenheim; dort arbeiten die Grundschüler ebenfalls an Laptops. Wichtig dabei:
"Bei uns fällt dabei nicht weniger Lesen an oder weniger Schreiben oder weniger Rechnen, sondern es unterstützt uns einfach in einer anderen Sichtweise unseren Unterricht."
Zudem dürfe man, sagen die Lehrer, vor einem die Augen nicht verschließen: Dass viele Kinder im Grundschulalter zu Hause ohnehin am Computer sitzen – die einen mehr, die anderen weniger häufig. Und da sei es allemal gut, wenn sie in der Schule den richtigen Umgang erlernten. Michael Bächler, Grundschullehrer an der Silcherschule:
"Ich nehme einfach den Bereich der digitalen Bilder. Das heißt: Wenn ich den Bereich der digitalen Bilder ... wenn ich heute als Schüler eine Digitalkamera besitze oder kleine Filmchen drehe, dass ich die eben nicht einfach so ins Internet stellen darf, sondern dass ich denjenigen erst fragen darf, den ich eben grade fotografiert habe, dass eben genau diese rechtliche Seite bereits in der Grundschule vorbesprochen oder besprochen wird."
Damit können die Heidenheimer Pädagogen den Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer nicht überzeugen. Laptops an der Grundschule – das ist für ihn ein 'No Go'; dies könne er durch viele Studien belegen. Medienpädagoge Thomas Löscher vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg glaubt dagegen: Auf die richtige Dosierung kommt es an!
"Ich muss eben auch wissen: Wann kann man dieses Gerät einsetzen und wann nicht? Unsere Aufgabe als Lehrer und Medienberater ist, einfach die Schüler heranzuführen, zu sagen, hier ist es sinnvoll und da ist es nicht sinnvoll .Da werden die ganzen neuen Kulturtechniken im Vordergrund stehen und nicht der Computer."
Ostschule Heidenheim – in der Klasse 4a ist es mucksmäuschenstill: Statt Hefte und Bücher haben alle Mädchen und Jungen einen Laptop vor sich stehen: Auf dem Bildschirm sehen sie ein großes Tier. Und unten drunter steht ein Text. Überschrift: "Der Baum-Marder".
"Wir machen gerade einen Text, wo wir ein Tier beschreiben müssen, in diesem Fall der Baummarder. Und dort müssen wir auf ein anderes Blatt von Hand das ausfüllen und den Lebensraum und die Lebensweise des Baummarders beschreiben."
Gina-Marie Schmidt wendet, während sie spricht, den Blick kaum ab vom Laptop-Bildschirm auf ihrer Schulbank.
"Am Laptop hat man halt den Vorteil, dass man da etwas anderes sofort machen kann. Zum Beispiel wenn Du jetzt eine Überschrift machst, und die willst Du in einer anderen Schrift haben oder anders einformen, jetzt nicht links- oder rechtsbündig, sondern in einem Blocksatz haben, dann kannst Du das einfach sofort machen – Du musst es gar nicht wegradieren!"
Die Grundschüler in die Geheimnisse der Textbearbeitung einführen – das ist aber nur ein Aspekt des Pilotprojektes 'Laptops an Grundschulen'. Klassenlehrer Klaus Hensold hat seinen Schützlingen schon einiges mehr beigebracht:
"Also wir haben das Thema 'Baden-Württemberg' zum ersten Mal nur mit dem Rechner gemacht. Das heißt: Wir haben Seiten gesucht im Internet, wo wir Informationen zum Land Baden-Württemberg gesucht und gefunden haben."
"Das macht mehr Spaß, an den Laptops zu arbeiten. Und es ist gut, wenn man auch etwas Neues kennenlernt"
Mehr Lernspaß, etwas Neues kennen lernen – das sind aber nicht die einzigen Gründe, weswegen die Grundschullehrer in Heidenheim davon überzeugt sind: Manchmal gehören auch Laptops in den Unterricht. Kathrin Mayer, Leiterin der Ostschule Heidenheim:
"Wir leben im Zeitalter der Neuen Medien. Man kann und sollte die Augen davor nicht verschließen, auch nicht die Schulen, weder die weiterführenden noch die Grundschulen sollten sich davor verschließen. Die Schüler und die Kinder werden im Laufe ihres Lebens, egal ob im privaten Umfeld oder im beruflichen Leben, immer mehr auf diese Medien stoßen, primär jetzt auf den Laptop, auf den Computer, und deshalb denke ich, ist es schon sinnvoll, die Kinder so früh wie möglich da heranzuführen."
Das ist der Grundgedanke des Pilotprojektes 'Laptops an Grundschulen'. Dabei hat das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg vier Grundschulen mit Laptops ausgestattet, zwei davon alleine in Heidenheim. Zunächst ist das Projekt auf drei Jahre befristet – mit guten Aussichten auf Verlängerung. Doch es gibt auch Kritik. So ist Professor Manfred Spitzer, bekannter Hirnforscher an der Universität Ulm, ein erklärter Gegner von Computern in den Klassenräumen von Grundschulen.
"Wenn man zum Beispiel einen Text tippt statt mit der Hand zu schreiben auf Papier, bleibt das, was man schreibt, schlechter im Gedächtnis hängen. Das ist nachgewiesen auch durch gute Hirnforschung als wenn man es mit der Hand schreibt. Wenn Sie etwas in Google suchen und dann finden, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es längerfristig im Gedächtnis hängen bleibt, schlechter als wenn Sie's im Buch lesen oder in der Zeitschrift. Deswegen zu sagen, die Kinder sollen so früh wie möglich an die elektronischen Medien herangeführt werden, um intellektuell und auch sozial nicht zurück zu bleiben, ist völlig falsch, durch nichts gedeckt, die Forschung sagt das Gegenteil."
Hinzu liefen Grundschüler Gefahr, beim Surfen im Internet süchtig zu werden; über 500.000 internetsüchtige Jugendliche gebe es bereits deutschlandweit.
"Und wenn Sie jetzt schon in der Grundschule Computer- und Internet-Training machen, ist das so wie Anfixen. Und deswegen bin ich da sehr strikt dagegen."
"Also im Buch liest man ja alles nach und muss man immer rumblättern. Und im Laptop ist es halt einfacher: Da muss man nicht immer umblättern."
Trotz der Einwände des Hirnforschers halten die Heidenheimer Grundschullehrer ihr Projekt für sinnvoll. Es komme auf die Art und Weise an, wie die Laptops eingesetzt würden – nämlich niemals unbeaufsichtigt, auch nicht jeden Tag und zeitlich eng begrenzt; Computerspiele auf den Laptops sind tabu. Jörg Glueckschalt ist Rektor an der Silcherschule Heidenheim; dort arbeiten die Grundschüler ebenfalls an Laptops. Wichtig dabei:
"Bei uns fällt dabei nicht weniger Lesen an oder weniger Schreiben oder weniger Rechnen, sondern es unterstützt uns einfach in einer anderen Sichtweise unseren Unterricht."
Zudem dürfe man, sagen die Lehrer, vor einem die Augen nicht verschließen: Dass viele Kinder im Grundschulalter zu Hause ohnehin am Computer sitzen – die einen mehr, die anderen weniger häufig. Und da sei es allemal gut, wenn sie in der Schule den richtigen Umgang erlernten. Michael Bächler, Grundschullehrer an der Silcherschule:
"Ich nehme einfach den Bereich der digitalen Bilder. Das heißt: Wenn ich den Bereich der digitalen Bilder ... wenn ich heute als Schüler eine Digitalkamera besitze oder kleine Filmchen drehe, dass ich die eben nicht einfach so ins Internet stellen darf, sondern dass ich denjenigen erst fragen darf, den ich eben grade fotografiert habe, dass eben genau diese rechtliche Seite bereits in der Grundschule vorbesprochen oder besprochen wird."
Damit können die Heidenheimer Pädagogen den Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer nicht überzeugen. Laptops an der Grundschule – das ist für ihn ein 'No Go'; dies könne er durch viele Studien belegen. Medienpädagoge Thomas Löscher vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg glaubt dagegen: Auf die richtige Dosierung kommt es an!
"Ich muss eben auch wissen: Wann kann man dieses Gerät einsetzen und wann nicht? Unsere Aufgabe als Lehrer und Medienberater ist, einfach die Schüler heranzuführen, zu sagen, hier ist es sinnvoll und da ist es nicht sinnvoll .Da werden die ganzen neuen Kulturtechniken im Vordergrund stehen und nicht der Computer."