Klimawandel und Umweltschäden
Die Südsee-Idylle täuscht: Inselwelten im Pazifik sehen sich einem offenbar ausweglosen Kampf ums Überleben ausgesetzt

Die Menschen in der Südsee sorgen sich um die Zukunft ihrer Inselwelten. Daran konnte auch die UNO-Klimakonferenz Anfang des Monats nichts ändern. Im Gegenteil. Zugleich stellt die Ausbeutung natürlicher Ressourcen die Region vor existenzielle Probleme.

    Eine Palme am Strand in der Südsee.
    So stellt man sich die Südsee hierzulande vor - doch das Bild trügt über die wahre Situation an vielen Orten hinweg. (picture alliance / PantherMedia / Martin Valigusky )
    Katholische Umweltaktivisten aus Ozeanien kritisieren die westlichen Industrienationen und fordern mehr Rücksicht auf die vom Klimawandel besonders betroffenen Länder. Ihre gesamte Lebensgrundlage werde gefährdet, sagte die Präsidentin des katholischen Frauenverbandes auf der Inselgruppe Bougainville, Helena Hakena. Die Inselgruppe ist autonom, gehört aber zu Papua-Neuguinea. Sie verwies vor allem auf den Abbau von Kupfer, Lithium, Nickel und Seltene Erden in der Region, die für neue Technologien der Energiewende in der westlichen Welt gebraucht würden. Dieser Abbau führe zu Zerstörungen der Umwelt und der traditionellen Lebensweise der Menschen.
    Ähnlich äußerte sich der Sprecher des papua-neuguineischen Volksstammes der Huli, Mundiya Kepanga. In einer Arte-Dokumentation machte er auf die verheerenden Ausmaße der Abholzungen in Papua-Neuguinea aufmerksam. Der Regenwald sei ein gemeinsames Erbe der Menschheit, das es zu bewahren gelte, betonte Kepanga. Doch die teils uralten Bäume würden vor allem durch asiatische Firmen abgeholzt und gelangten dann über China vor allem nach Europa, damit Menschen dort zum Beipsiel über Parkett laufen könnten.

    "Unsere Stimmen wurden nicht gehört"

    Für große Enttäuschung in Ozeanien sorgte auch die COP28, die Weltklimakonferenz in der Stadt Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten: "Unsere Stimmen wurden nicht gehört", klagte Helena Hakena. Die Menschen im Süden hätten kaum Anteil an den Ursachen des Klimawandels, verbrauchten auch kaum Strom, doch sie litten am meisten unter der Gier und dem Verbraucherverhalten des größten Teils der Welt.
    Unmittelbar nach der Klimakonferenz hatte die Allianz der kleinen Inselstaaten, zu der Länder wie Fidschi, Tuvalu und Kiribati gehören, erklärt, das Abkommen sei voller Schlupflöcher. Der Präsident des Pazifikstaates Palau, Surangel Whipps Jr. führte in der TAZ aus, als kleine Inseln habe man gemeinsam für den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen gekämpft. Doch in der Abschlusserklärung stünden nicht die Worte, die man gebraucht hätte, um die Inseln zu schützen. Kleine Inseln wie Palau hätten mit heftigen Stürmen zu kämpfen, mit dem Anstieg des Meeresspiegels, mit Dürre und Hitze, mit Korallenbleiche, einer erhöhten Quallen-Population und dem Rückgang der Fischbestände. Die zugesagten Mittel für den Ausgleich von Klimaschäden seien viel zu gering.

    Erste Umsiedlungen von Klimaflüchtlingen sind bereits im Gange

    In Papua-Neuguinea müssen Klimaflüchtlinge laut Helena Hakena wegen des steigenden Meeresspiegels bereits umgesiedelt werden. Die ersten traf es dort schon in den Nullerjahren auf den Carteret-Inseln. Mehr als zwei Jahrzehnte hätten die 17.000 Menschen auf dem Südsee-Atoll vergeblich versucht, das Meer durch Dämme und Wälle fernzuhalten, um ihre Heimat vor dem Versinken zu bewahren, berichtete schon 2009 die Zeitung "Die Welt".
    Vor wenigen Wochen schloss Australien in einem bisher einmaligen Schritt ein Abkommen mit dem Südseestaat Tuvalu. Demnach sollen jährlich bis zu 280 Klima-Flüchtlinge aus dem nur knapp über dem Meeresspiegel liegenden Land nach Australien übersiedeln können. Palaus Präsident Whipps Jr. kritisierte solche Überlegungen und Maßnahmen: "Ist das die Lösung, die man suchen sollte?", fragte er. Man rede hier vom Aussterben ganzer Kulturen. Er berichtete, Delegierte eines großen Landes hätten auf der Klimakonferenz von ihm wissen wollen, wieviele Menschen in Palau lebten. Auf seine Antwort 20.000 hätten sie erwidert: "Okay, wir siedeln sie um und brauchen nur ein Gebäude."

    Internationaler Gerichtshof holt Südseeinseln in Beratungsverfahren

    Kurz vor Weihnachten ließ der Internationale Gerichtshof die "Allianz kleiner Inselstaaten" und das "Forum pazifischer Inseln" als Teilnehmer am Beratungsverfahren zu Pflichten der Weltgemeinschaft in Sachen Klimawandel zu. Die beiden Organisationen seien "wahrscheinlich in der Lage, Informationen zu den dem Gericht vorgelegten Fragen zu liefern", teilte der IGH in Den Haag mit.
    Die UNO-Generalversammlung hatte den IGH im Frühjahr mit der Erstellung eines Klimagutachtens beauftragt. Das Gutachten soll klären, welche Pflichten die Staaten im Kampf gegen die Erderwärmung erfüllen sollen. Die Resolution war am 23. März 2023 von dem Pazifik-Inselstaat Vanuatu eingebracht und von 130 UNO-Mitgliedsländern unterstützt worden.
    Diese Nachricht wurde am 21.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.