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"Die tote Stadt" von Erich Wolfgang Korngold
Alles nur ein böser Traum?

Der 23-jährige Erich Wolfgang Korngold wird mit seiner Oper „Die tote Stadt“ auf einen Schlag berühmt. Rückblick auf ein rätselhaftes Werk, 100 Jahre nach der Uraufführung.

Am Mikrofon: Thilo Braun |
    Schwarzweiß-Portraitbild eines etwa 30 Jahre alten Mannes (Korngold) mit dunklen Haaren.
    Erich Wolfgang Korngold (1897 - 1957) war erst 23 Jahre jung, als seine Oper "Die tote Stadt" uraufgeführt wurde. Um den Nationalsozialisten zu entfliehen, emigrierte er Anfang der 1930er Jahre in die USA, wo er u.a. sehr erfolgreiche Filmmusik schrieb. (Franz Lowy / Leemage / imago-images)
    Paul lebt und liebt in der Vergangenheit. Seine Frau Marie ist gestorben, er vergräbt sich seither zu Hause in der "Kirche des Gewesenen". Dann trifft er auf Marietta, eine Tänzerin, die ihm wie eine Doppelgängerin Maries erscheint. Innerlich zerrissen zwischen neuem Begehren und altem Treueschwur steigert Paul sich in einen wahnhaften Konflikt hinein, der ihn zum Mörder werden lässt. Oder ist alles nur ein böser Traum?
    Erich Wolfgang Korngolds Oper "Die tote Stadt" spielt im irisierenden Raum zwischen (Alp-)Traum und Ernüchterung, Vergangenheitskult und Moderne. Die Leidenschaften seiner Protagonisten schillern überstrahlend und überzogen wie das Wien im Fin-de-Siècle-Glanz, in dem er aufwächst.
    Am 4. Dezember 1920 wurde das Werk des 23-jährigen Komponisten in Köln und Hamburg uraufgeführt.
    Schwarz-weiß Foto. Der Dirigent Erich Leinsdorf ist in Aktion, in der rechten erhobenen Hand hat er einen Taktstock, der linke Zeigefinger zeigt nach unten, vor ihm auf dem Notenpult liegt eine Partitur, er trägt einen hellen Pullover und hat eine Halbglatze
    Erich Leinsdorf wurde in Wien geboren und ausgebildet, lebte aber seit 1937 überwiegend in den USA, wo er nicht zuletzt als Wagner-Dirigent gefeiert wurde (imago stock&people)
    Die erste Einspielung auf Schallplatte gestaltete der renommierte Dirigent Erich Leinsdorf zusammen mit dem Münchner Rundfunkorchester und dem Chor des Bayerischen Rundfunks 1975. Leinsdorf hatte seit den 1930er Jahren vor allem in US-Amerika gewirkt und kam erst spät wieder zu gelegentlichen Projekten nach Europa.
    Hier hat sich Leinsdorf ein exquisites Gesangsensemble zusammengestellt und eine klanglich und interpretatorisch beeindruckende Referenzaufanahme geschaffen, die durch die digitale Überarbeitung noch an Glanz hinzugewonnen hat.
    Erich Wolfgang Korngold
    "Die tote Stadt." Oper in 3 Bildern, op. 12 (Ausschnitte)
    René Kollo, Tenor - Paul
    Carol Neblett, Sopran - Marie/Marietta
    Benjamin Luxon, Bariton - Frank
    Rose Wagemann, Mezzosopran - Brigitta
    Herrmann Prey, Bariton - Fritz
    Gabriele Fuchs, Sopran - Juliette
    Patricia Clark, Sopran - Lucienne
    Anton de Ridder, Tenor - Gaston
    Willi Brokmeier, Tenor - Graf Albert
    Münchner Rundfunkorchester
    Chor des Bayerischen Rundfunks
    Leitung: Erich Leinsdorf
    Studioaufnahme vom Juni 1975