Es ist elf Uhr am Vormittag, doch im Moskauer Kasino Korston rollt die Kugel in der Rouletteschüssel schon seit Stunden. Drei Spieler sitzen am Tisch von Croupier Dmitrij Menschikow und schieben schweigend Jetons hin und her. "Nichts geht mehr", sagt Dmitrij schließlich. Wenn am 1. Juli das neue Glücksspielgesetz in Kraft tritt, dann heißt es auch für den 27-Jährigen: Nichts geht mehr. Mit ihm verlieren noch weitere geschätzte 500.000 Beschäftigte der Branche im Land ihren Job. Das hätte Dmitrij sich nicht träumen lassen, als er sich vor sechs Jahren das erste Mal hinter den Roulettetisch stellte.
"Ein Job in der Glücksspielindustrie galt bisher immer als absolut krisensicher. Selbst in der großen Krise von 1998, als der Rubel und die ganze russische Wirtschaft abstürzten, wurden in Kasinos Löhne und Sozialleistungen ausgezahlt. Das ist jetzt alles vorbei. Aber bis zu diesem neuen Gesetz war alles in unserer Branche stabil."
Das Gesetz geht noch auf den damaligen Präsidenten Wladimir Putin zurück, der im Jahr 2006 vorgab, damit die steigende Spielsucht seiner Landsleute bekämpfen zu wollen.
Doch einige russische Journalisten vermuteten auch andere Gründe: Schon damals schwelte zwischen Russland und Georgien ein Konflikt. In dem Fall ging es um Spionagevorwürfe an die Adresse der Russen. Und da besonders viele Georgier die russische Glücksspielindustrie kontrollieren, wollte Russland das Nachbarland mit dem neuen Gesetz in die Schranken weisen, spekuliert man in Moskau. Lisandro Platzer, Vizepräsident vom Kasino- und Hotelbetrieb Korston, befürchtet nun erst recht Schaden.
"Wenn es so wenige legale und regulierte Möglichkeiten zum Glücksspiel gibt, dann werden wohl große Teile der Branche ins Illegale abgleiten, denke ich. Darum verstehe ich nicht, warum das Gesetz in so strenger Form verabschiedet wurde - mit dem Kampf gegen Prostitution und Drogenhandel haben die Behörden in Russland schon genug zu tun - und wenig Erfolg. Nun kommt noch ein Anstieg des illegalen Glücksspiels hinzu."
Die Spielhallen vom Korston-Kasino werden ab 1. Juli zu einem Musical- und Theatersaal, einer Golfhalle und einem Kinderspielplatz umgebaut. Die meisten der 1000 Kasinoangestellten werden dann wohl auf der Straße stehen. Denn in den vier Glücksspielsonderzonen gibt es noch nicht einmal die nötigen Kasinos: Wladiwostok im fernen Osten, Asow im Südwesten, die Enklave Kaliningrad und das sibirische Altai-Gebiet sind noch weit davon entfernt, die russische Version von Las Vegas zu werden. Diese Erfahrung musste auch Lisandro Platzer machen.
"Bisher konnte man überhaupt nur in einer der Zonen Land beantragen - das ist in Asow und das haben wir getan. Aber bisher ist nicht mal klar, wie hoch die Steuern dort sein werden. Das ist für Investoren natürlich ein großes Problem. Bis wir Spieler dorthin bringen können, dauert es noch lange. Es gibt vor Ort keine Infrastruktur, nicht einmal Strom. Im Moment investieren wir deshalb lieber ins Ausland. Wir haben gerade in Montenegro ein Kasino gekauft. Da ist alles bereit."
Dabei hätte die Branche mit anderen Sonderzonen gut leben können: zum Beispiel in Sotschi am Schwarzen Meer, der Olympiastadt von 2014, oder im bisher wenig erschlossenen Gebiet zwischen Moskau und Sankt Petersburg. Doch so konzentriert die Chefetage sich lieber auf das Ausland - während sich die Angestellten im Inland wie Croupier Dmitrij um ihre Zukunft sorgen. Denn auswandern will und kann er nicht, wie so viele seiner Kollegen.
"Die Stimmung hier ist natürlich nicht besonders gut. Fast alle haben Hypotheken und Kredite, die sie abbezahlen müssen. Und ausgerechnet in Zeiten der Krise ist es hier in Russland nicht einfach, einen neuen Job zu finden, geschweige denn einen ganz neuen Beruf."
Von den Umschulungsmaßnahmen, die die Regierung der Branche bei Gesetzesbeschluss versprochen hat, haben Dmitrij und seine Kollegen jedenfalls noch nichts gesehen. Was auch immer die Hintergründe des russischen Glücksspielbanns sind: Für die Kasinobeschäftigten ist der Einsatz hoch - Chancen zu gewinnen haben sie kaum.
"Ein Job in der Glücksspielindustrie galt bisher immer als absolut krisensicher. Selbst in der großen Krise von 1998, als der Rubel und die ganze russische Wirtschaft abstürzten, wurden in Kasinos Löhne und Sozialleistungen ausgezahlt. Das ist jetzt alles vorbei. Aber bis zu diesem neuen Gesetz war alles in unserer Branche stabil."
Das Gesetz geht noch auf den damaligen Präsidenten Wladimir Putin zurück, der im Jahr 2006 vorgab, damit die steigende Spielsucht seiner Landsleute bekämpfen zu wollen.
Doch einige russische Journalisten vermuteten auch andere Gründe: Schon damals schwelte zwischen Russland und Georgien ein Konflikt. In dem Fall ging es um Spionagevorwürfe an die Adresse der Russen. Und da besonders viele Georgier die russische Glücksspielindustrie kontrollieren, wollte Russland das Nachbarland mit dem neuen Gesetz in die Schranken weisen, spekuliert man in Moskau. Lisandro Platzer, Vizepräsident vom Kasino- und Hotelbetrieb Korston, befürchtet nun erst recht Schaden.
"Wenn es so wenige legale und regulierte Möglichkeiten zum Glücksspiel gibt, dann werden wohl große Teile der Branche ins Illegale abgleiten, denke ich. Darum verstehe ich nicht, warum das Gesetz in so strenger Form verabschiedet wurde - mit dem Kampf gegen Prostitution und Drogenhandel haben die Behörden in Russland schon genug zu tun - und wenig Erfolg. Nun kommt noch ein Anstieg des illegalen Glücksspiels hinzu."
Die Spielhallen vom Korston-Kasino werden ab 1. Juli zu einem Musical- und Theatersaal, einer Golfhalle und einem Kinderspielplatz umgebaut. Die meisten der 1000 Kasinoangestellten werden dann wohl auf der Straße stehen. Denn in den vier Glücksspielsonderzonen gibt es noch nicht einmal die nötigen Kasinos: Wladiwostok im fernen Osten, Asow im Südwesten, die Enklave Kaliningrad und das sibirische Altai-Gebiet sind noch weit davon entfernt, die russische Version von Las Vegas zu werden. Diese Erfahrung musste auch Lisandro Platzer machen.
"Bisher konnte man überhaupt nur in einer der Zonen Land beantragen - das ist in Asow und das haben wir getan. Aber bisher ist nicht mal klar, wie hoch die Steuern dort sein werden. Das ist für Investoren natürlich ein großes Problem. Bis wir Spieler dorthin bringen können, dauert es noch lange. Es gibt vor Ort keine Infrastruktur, nicht einmal Strom. Im Moment investieren wir deshalb lieber ins Ausland. Wir haben gerade in Montenegro ein Kasino gekauft. Da ist alles bereit."
Dabei hätte die Branche mit anderen Sonderzonen gut leben können: zum Beispiel in Sotschi am Schwarzen Meer, der Olympiastadt von 2014, oder im bisher wenig erschlossenen Gebiet zwischen Moskau und Sankt Petersburg. Doch so konzentriert die Chefetage sich lieber auf das Ausland - während sich die Angestellten im Inland wie Croupier Dmitrij um ihre Zukunft sorgen. Denn auswandern will und kann er nicht, wie so viele seiner Kollegen.
"Die Stimmung hier ist natürlich nicht besonders gut. Fast alle haben Hypotheken und Kredite, die sie abbezahlen müssen. Und ausgerechnet in Zeiten der Krise ist es hier in Russland nicht einfach, einen neuen Job zu finden, geschweige denn einen ganz neuen Beruf."
Von den Umschulungsmaßnahmen, die die Regierung der Branche bei Gesetzesbeschluss versprochen hat, haben Dmitrij und seine Kollegen jedenfalls noch nichts gesehen. Was auch immer die Hintergründe des russischen Glücksspielbanns sind: Für die Kasinobeschäftigten ist der Einsatz hoch - Chancen zu gewinnen haben sie kaum.