Ein anderer Schrank drängt sich ins Blickfeld: Ein Kubus, 1 x 1 qm messend, ausklappbar und ausziehbar der Stuhl, die Schreibplatte, Schubladen, Ablagen, Zeitschriftenhalter: das universelle und autarke Mikrobüro also, genial, das Parallelsystem zum beliebten Küchenmodul für das Single-Privatleben. Die Geborgenheit, die diese mobile Arbeitseinheit durch den schwenkbaren silence-wall vermittelt, als Isolation zu verkennen, hieße die guten Absichten missdeuten, die hinter den Errungenschaften für das in Lohn und Brot verbleibende Arbeitsvolk stehen. "In wirtschaftlich angespannten Situationen", schreibt der Pressedienst der Messe, "rückt der arbeitende Mensch einmal mehr in den Vordergrund, dass er aber den größten betrieblichen Kostenfaktor darstellt, kommt kaum zur Sprache".
Ganz so ist es nicht, der größte Kostenfaktor wird mit eben diesem Argument täglich zu Tausenden auf die Straße befördert, auf dem Rest aber, mahnen Büromöbel-Produzenten, sollte das unternehmerische Augenmerk liegen: "Die Last, die der einzelne zu tragen hat, steigt angesichts personeller Ausdünnungen massiv an" - die Leistungsträger, zu denen ehemalige Arbeitnehmer mutiert sind, die freilich werden in der Zukunft, Zitat "immer mehr selber entscheiden, ob sie im Sitzen, Liegen oder Stehen arbeiten wollen". Bilder aus dem alten Rom drängen sich auf, Bilder von Gelagen, die zu Orgien werden - dabei geht es nur um die orthopädische Vermeidung eines dann doch unerwünschten Antrags auf Frühinvalidität.
Link: mehr ...
212.html