"Jetzt muss ich in die Hände klatschen, damit es endlich los geht."
Altbundespräsident Roman Herzog hatte es sich nicht nehmen lassen ins Saarland zu kommen. Im Merziger Zeltpalast, wo im Sommer Don Giovanni oder die Zauberflöte aufgeführt werden, gab er vor exakt zehn Jahren den Startschuss für das saarländische Turboabitur. Herzog - ein glühender Befürworter verkürzter Ausbildungszeiten - hatte vier Jahre zuvor in einer Berliner Rede eindringlich dafür geworben:
"Für mich persönlich sind die Jahre, die unseren jungen Leuten in diesem System verloren gehen, nicht nur Jahre in der sie unserer Wirtschaft verloren gehen, wie das immer gesagt wird. Es sind Jahre, die man für sie selber als gestohlene Lebenszeit bezeichnen kann."
Das Saarland war das erste westdeutsche Bundesland, das im Sinne des ehemaligen Bundespräsidenten handelte. Die Qualität des Unterrichts solle gesteigert werden, um die Chancen der Abiturienten im europäischen Wettbewerb zu erhöhen, begründete der saarländische Ministerpräsident Peter Müller die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre:
"Wir brauchen länger und das merken wir vor allem hier in der Grenzregion. Diesen Wettbewerbsnachteil wollen wir ausgleichen."
Ohne Feldversuch und lediglich mit Lehrplänen für die Eingangsklasse 5, starteten die saarländischen Gymnasien die Reform. Weder Schüler, noch Lehrer, noch Eltern wussten, was auf sie zukommt. Und der erste G8-Jahrgang fühlte sich ganz und gar nicht als etwas Besonderes. Juliane, die heute im vierten Semester an der Universität des Saarlandes Betriebswirtschaftslehre studiert, erinnert sich:
"Man hat es im fünften und sechsten Schuljahr gemerkt, wird sind immer die Versuchskaninchen genannt worden."
Florian startete ein Jahr später und entsinnt sich ebenfalls an mangelnde Strukturen und gestresste Lehrer:
"Durch die Lehrpläne sind wir durchgehetzt, weil es einfach zu viel war. Und mitten im Schuljahr wurde dann vom Ministerium gesagt, das Thema wird gestrichen."
Wettbewerbsnachteile gegenüber Studierenden, die ein Jahr länger Zeit gehabt hätten, die Hochschulreife abzulegen, empfänden die G8ler trotzdem nicht. Da sind sich Julian, Florian und auch Annabelle einig:
"Stofftechnisch fühle ich mich gut vorbereitet. Ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass mir wesentliche Lerninhalte gefehlt haben."
Nach wie vor zählt die GEW, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zu den Kritikern der inzwischen in allen Bundesländern durchgeführten Verkürzung der gymnasialen Schulzeit. Die stoffliche Fülle finde schon irgendwie ihren Weg in die Köpfe. Aber die Kinder und Jugendlichen zahlten einen hohen Preis für den schnelleren Weg zum Abitur, sagt Peter Balnis der saarländische GEW-Vorsitzende:
"Weniger, wenn man auf die Frage guckt, schaffen die das mit einigermaßen guten Noten, das schaffen die schon, aber das Leben drum herum richtet sich immer stärker nach dem Stundenplan aus."
Untersuchungen der saarländischen Landesregierung zeigen, dass die Durchschnittsnoten von Schülerinnen die nach acht Jahren Abitur machen nicht signifikant schlechter sind, als die Abschlusszensuren, die nach neun Jahren erworben wurden. Es müssen auch nicht mehr Schülerinnen und Schüler Klassen wiederholen. Allerdings verzeichneten kommerzielle Nachhilfeinstitute und Kinderpsychologen einen enormen Zulauf, sagt die GEW. Kinder, die in ihrer knapp bemessen Freizeit noch ihren Hobbys nachgehen könnten, gäbe es kaum noch. Das alles weiß auch der amtierende grüne Bildungsminister Klaus Kessler, der von sich selbst sagt:
"Ich bin aus dem Kritikerstatus herausgewachsen zu jemand der pragmatisch sagt, wir müssen G8 so ausgestalten, dass G8 für die Schülerinnen und Schüler zumutbar ist."
Kessler, der das Bildungsressort seit zwei Jahren führt, hat eine Überarbeitung der Lehrpläne angekündigt, ohne dass er dieser Ankündigung bislang Taten folgen ließ.
Altbundespräsident Roman Herzog hatte es sich nicht nehmen lassen ins Saarland zu kommen. Im Merziger Zeltpalast, wo im Sommer Don Giovanni oder die Zauberflöte aufgeführt werden, gab er vor exakt zehn Jahren den Startschuss für das saarländische Turboabitur. Herzog - ein glühender Befürworter verkürzter Ausbildungszeiten - hatte vier Jahre zuvor in einer Berliner Rede eindringlich dafür geworben:
"Für mich persönlich sind die Jahre, die unseren jungen Leuten in diesem System verloren gehen, nicht nur Jahre in der sie unserer Wirtschaft verloren gehen, wie das immer gesagt wird. Es sind Jahre, die man für sie selber als gestohlene Lebenszeit bezeichnen kann."
Das Saarland war das erste westdeutsche Bundesland, das im Sinne des ehemaligen Bundespräsidenten handelte. Die Qualität des Unterrichts solle gesteigert werden, um die Chancen der Abiturienten im europäischen Wettbewerb zu erhöhen, begründete der saarländische Ministerpräsident Peter Müller die Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre:
"Wir brauchen länger und das merken wir vor allem hier in der Grenzregion. Diesen Wettbewerbsnachteil wollen wir ausgleichen."
Ohne Feldversuch und lediglich mit Lehrplänen für die Eingangsklasse 5, starteten die saarländischen Gymnasien die Reform. Weder Schüler, noch Lehrer, noch Eltern wussten, was auf sie zukommt. Und der erste G8-Jahrgang fühlte sich ganz und gar nicht als etwas Besonderes. Juliane, die heute im vierten Semester an der Universität des Saarlandes Betriebswirtschaftslehre studiert, erinnert sich:
"Man hat es im fünften und sechsten Schuljahr gemerkt, wird sind immer die Versuchskaninchen genannt worden."
Florian startete ein Jahr später und entsinnt sich ebenfalls an mangelnde Strukturen und gestresste Lehrer:
"Durch die Lehrpläne sind wir durchgehetzt, weil es einfach zu viel war. Und mitten im Schuljahr wurde dann vom Ministerium gesagt, das Thema wird gestrichen."
Wettbewerbsnachteile gegenüber Studierenden, die ein Jahr länger Zeit gehabt hätten, die Hochschulreife abzulegen, empfänden die G8ler trotzdem nicht. Da sind sich Julian, Florian und auch Annabelle einig:
"Stofftechnisch fühle ich mich gut vorbereitet. Ich habe jetzt nicht das Gefühl, dass mir wesentliche Lerninhalte gefehlt haben."
Nach wie vor zählt die GEW, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zu den Kritikern der inzwischen in allen Bundesländern durchgeführten Verkürzung der gymnasialen Schulzeit. Die stoffliche Fülle finde schon irgendwie ihren Weg in die Köpfe. Aber die Kinder und Jugendlichen zahlten einen hohen Preis für den schnelleren Weg zum Abitur, sagt Peter Balnis der saarländische GEW-Vorsitzende:
"Weniger, wenn man auf die Frage guckt, schaffen die das mit einigermaßen guten Noten, das schaffen die schon, aber das Leben drum herum richtet sich immer stärker nach dem Stundenplan aus."
Untersuchungen der saarländischen Landesregierung zeigen, dass die Durchschnittsnoten von Schülerinnen die nach acht Jahren Abitur machen nicht signifikant schlechter sind, als die Abschlusszensuren, die nach neun Jahren erworben wurden. Es müssen auch nicht mehr Schülerinnen und Schüler Klassen wiederholen. Allerdings verzeichneten kommerzielle Nachhilfeinstitute und Kinderpsychologen einen enormen Zulauf, sagt die GEW. Kinder, die in ihrer knapp bemessen Freizeit noch ihren Hobbys nachgehen könnten, gäbe es kaum noch. Das alles weiß auch der amtierende grüne Bildungsminister Klaus Kessler, der von sich selbst sagt:
"Ich bin aus dem Kritikerstatus herausgewachsen zu jemand der pragmatisch sagt, wir müssen G8 so ausgestalten, dass G8 für die Schülerinnen und Schüler zumutbar ist."
Kessler, der das Bildungsressort seit zwei Jahren führt, hat eine Überarbeitung der Lehrpläne angekündigt, ohne dass er dieser Ankündigung bislang Taten folgen ließ.