"Dass die Bevölkerung in Deutschland zurückgeht, ist im Rahmen der Nachhaltigkeit kein negatives Ergebnis. Der Arbeitsmarkt wird betroffen, die Sozialversicherungssysteme, für Wirtschaft und Politik ist die rückläufige Fertilität natürlich ein Problem. Aber aus Sicht der Nachhaltigkeit und des Ressourcenverbrauchs ist eine sinkende Bevölkerung kein Grund zum Alarmismus."
Deutschland und andere europäische Länder machen sich Sorgen wegen ihrer schrumpfenden Bevölkerungen. Aber im Weltmaßstab gibt es andere Probleme. Denn die Weltbevölkerung wächst jährlich um ungefähr die Einwohnerzahl der Bundesrepublik, um 80 Millionen Menschen. Und sie wächst rapide. Gab es 1950 erst 2,5 Milliarden Menschen, so wurde im Oktober 2011 bereits die Sieben-Milliarden-Grenze überschritten. Am schnellsten wächst die Bevölkerung Afrikas. Frank Szwiaczny, Bevölkerungsexperte vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden erläutert:
"Im subsaharischen Afrika befinden sich die am wenigsten entwickelten Länder der Erde. Und weil der Entwicklungsstand sehr stark mit der Höhe der Fertilität einhergeht, ist in Afrika der größte Problemdruck zu finden. Zum Teil 4,5 und fünf Kindern im Durchschnitt pro Frau."
Der Kampf gegen Hunger und Armut dürfte deshalb in Zukunft noch schleppender verlaufen als bisher. Und: Das Wettrennen um Rohstoffe und Energie wird weiter an Schärfe gewinnen. Bedingung aber für einen Rückgang der Geburtenraten, da sind sich Bevölkerungswissenschaftler einig, ist ein besserer Zugang der Frauen zu Bildung, Aufklärung und Verhütung.
"Bildung insbesondere für Mädchen und Frauen ist eine wichtige Voraussetzung für die Reduzierung der Fertilität, Gleichberechtigung ist ein wichtiger Faktor. Dann spielt die Gesundheit von Müttern und Kindern eine sehr große Rolle und natürlich der Zugang zu Familienplanung, also Verhütungsmittel."
Zwar verlangsamt sich zurzeit das Bevölkerungswachstum vor allem aufgrund sinkender Geburtenraten. Und bis zum Ende des Jahrhunderts soll es sogar auf nahezu null zurückgehen.
"Im Moment rechnet man mit Mitte der 2080er-Jahre damit, dass die Weltbevölkerung mehr als zehn Milliarden betragen wird. Und diese Zahl, die die UN in ihrer mittleren Prognose ansetzt, setzt einen Rückgang der Fertilität von 2,5 auf etwa 2,1 voraus."
Im Juni dieses Jahres korrigierte die UNO ihre bisherigen Prognosen nach oben. Im Jahr 2100 werden nach den neuesten Zahlen 10,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben, weil die Geburtenraten weniger sinken, als bis noch vor Kurzem angenommen. Doch Dr. Oskar Burger vom Max-Planck-Institut für Demografie in Rostock bezweifelt, dass die Weltbevölkerungszahl sich überhaupt stabilisieren wird. Denn die Vereinten Nationen verlängern den seit einigen Jahrzehnten sichtbaren Trend sinkender Geburtenziffern einfach in die Zukunft. Ohne eine Begründung dafür anzugeben, warum dies auch in Zukunft so sein solle.
"Es gibt ein anderes Element, das fehlt, nämlich der zugrunde liegende Mechanismus, der die Veränderung antreibt. Und wir glauben, dass die ökonomische und energetische Entwicklung eine Schlüsselrolle spielen und dass wir danach fragen sollten, welche Rolle verschiedene Energieszenarien in Bezug auf Geburts- und Sterblichkeitsraten spielen."
Das Populationsmodell, das der amerikanische Wissenschaftler entwickelt hat, geht davon aus, dass das Bevölkerungswachstum stark vom Pro-Kopf-Energieverbrauch abhängt. Sei dieser hoch, sei dies ein Verweis auf den Wohlstand eines Landes. Und der Wohlstand eines Landes wiederum sei eng mit einer hohen Lebenserwartung als auch mit einer niedrigen Geburtenrate verknüpft.
"Sicherlich korreliert die Menge an verfügbarer Energie pro Person stark mit dem Wohlstand des Landes und sicherlich beeinflusst der Energieverbrauch unsere Demografie."
Die Bevölkerungsgröße, so Oskar Burger, bleibe nur dann auf einem stabil niedrigen Niveau, wenn weiterhin genügend Energie pro Kopf – etwa 13.000 Watt pro Person - zur Verfügung stehen. Das aber sei nicht zu erwarten. Seit 1960 sei die Bevölkerung stärker angewachsen als die weltweit nutzbare Energiemenge.
"Unser Modell fragt einfach danach, wie viel Energie wir brauchen werden, um auf dem gesamten Globus ein Null-Wachstum zu erreichen. Und die Menge Energie, die wir brauchen, ist viel größer als die, die zur Verfügung steht."
Bereits 1798 warnte der englische Pastor und Gelehrte Thomas Robert Malthus davor, dass die englische Bevölkerung schneller wachse als die Lebensmittelproduktion. Eine Entwicklung, die zwangsläufig zu Überbevölkerung und Hungersnot führen werde. Und in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts prognostizierte der Club of Rome eine Überbeanspruchung der natürlichen Ressourcen angesichts eines unbegrenzten Bevölkerungswachstums. In der Realität allerdings wurden solche "Grenzen des Wachstums" immer wieder in die Zukunft verschoben.
"Die früheren Prognosen hierzu sind alle von der Realität überrannt worden. Grüne Revolution, entsprechende Fortschritte in der medizinischen Versorgung haben dazu beigetragen, dass heute viel mehr Menschen auf der Erde leben können als noch vor einigen Jahrzehnten vorhergesagt."
Trotzdem führt das Bevölkerungswachstum zu einem stets größeren Druck auf die natürlichen Ressourcen der Erde. Die Industrieländer fordern deshalb, dass die Entwicklungsländer ihre Geburtenraten reduzieren. Diese allerdings sehen die Industrieländer in der Verantwortung, da deren Konsumverhalten sowie ihr hoher Ressourcenverbrauch einer nachhaltigen Entwicklung entgegenstehen. Auf Dauer, so auch Frank Szwiaczny, vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, wird unser westlicher Lebensstil nicht zu halten sein.
"Industrieländer verbrauchen viele Ressourcen und haben wenige Kinder. Bei den Entwicklungsländern ist es umgekehrt. Und es ist ganz klar, der Ressourcenverbrauch der Industrieländer heute, kann kein Maßstab sein für die Weltbevölkerung."
Deutschland und andere europäische Länder machen sich Sorgen wegen ihrer schrumpfenden Bevölkerungen. Aber im Weltmaßstab gibt es andere Probleme. Denn die Weltbevölkerung wächst jährlich um ungefähr die Einwohnerzahl der Bundesrepublik, um 80 Millionen Menschen. Und sie wächst rapide. Gab es 1950 erst 2,5 Milliarden Menschen, so wurde im Oktober 2011 bereits die Sieben-Milliarden-Grenze überschritten. Am schnellsten wächst die Bevölkerung Afrikas. Frank Szwiaczny, Bevölkerungsexperte vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden erläutert:
"Im subsaharischen Afrika befinden sich die am wenigsten entwickelten Länder der Erde. Und weil der Entwicklungsstand sehr stark mit der Höhe der Fertilität einhergeht, ist in Afrika der größte Problemdruck zu finden. Zum Teil 4,5 und fünf Kindern im Durchschnitt pro Frau."
Der Kampf gegen Hunger und Armut dürfte deshalb in Zukunft noch schleppender verlaufen als bisher. Und: Das Wettrennen um Rohstoffe und Energie wird weiter an Schärfe gewinnen. Bedingung aber für einen Rückgang der Geburtenraten, da sind sich Bevölkerungswissenschaftler einig, ist ein besserer Zugang der Frauen zu Bildung, Aufklärung und Verhütung.
"Bildung insbesondere für Mädchen und Frauen ist eine wichtige Voraussetzung für die Reduzierung der Fertilität, Gleichberechtigung ist ein wichtiger Faktor. Dann spielt die Gesundheit von Müttern und Kindern eine sehr große Rolle und natürlich der Zugang zu Familienplanung, also Verhütungsmittel."
Zwar verlangsamt sich zurzeit das Bevölkerungswachstum vor allem aufgrund sinkender Geburtenraten. Und bis zum Ende des Jahrhunderts soll es sogar auf nahezu null zurückgehen.
"Im Moment rechnet man mit Mitte der 2080er-Jahre damit, dass die Weltbevölkerung mehr als zehn Milliarden betragen wird. Und diese Zahl, die die UN in ihrer mittleren Prognose ansetzt, setzt einen Rückgang der Fertilität von 2,5 auf etwa 2,1 voraus."
Im Juni dieses Jahres korrigierte die UNO ihre bisherigen Prognosen nach oben. Im Jahr 2100 werden nach den neuesten Zahlen 10,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben, weil die Geburtenraten weniger sinken, als bis noch vor Kurzem angenommen. Doch Dr. Oskar Burger vom Max-Planck-Institut für Demografie in Rostock bezweifelt, dass die Weltbevölkerungszahl sich überhaupt stabilisieren wird. Denn die Vereinten Nationen verlängern den seit einigen Jahrzehnten sichtbaren Trend sinkender Geburtenziffern einfach in die Zukunft. Ohne eine Begründung dafür anzugeben, warum dies auch in Zukunft so sein solle.
"Es gibt ein anderes Element, das fehlt, nämlich der zugrunde liegende Mechanismus, der die Veränderung antreibt. Und wir glauben, dass die ökonomische und energetische Entwicklung eine Schlüsselrolle spielen und dass wir danach fragen sollten, welche Rolle verschiedene Energieszenarien in Bezug auf Geburts- und Sterblichkeitsraten spielen."
Das Populationsmodell, das der amerikanische Wissenschaftler entwickelt hat, geht davon aus, dass das Bevölkerungswachstum stark vom Pro-Kopf-Energieverbrauch abhängt. Sei dieser hoch, sei dies ein Verweis auf den Wohlstand eines Landes. Und der Wohlstand eines Landes wiederum sei eng mit einer hohen Lebenserwartung als auch mit einer niedrigen Geburtenrate verknüpft.
"Sicherlich korreliert die Menge an verfügbarer Energie pro Person stark mit dem Wohlstand des Landes und sicherlich beeinflusst der Energieverbrauch unsere Demografie."
Die Bevölkerungsgröße, so Oskar Burger, bleibe nur dann auf einem stabil niedrigen Niveau, wenn weiterhin genügend Energie pro Kopf – etwa 13.000 Watt pro Person - zur Verfügung stehen. Das aber sei nicht zu erwarten. Seit 1960 sei die Bevölkerung stärker angewachsen als die weltweit nutzbare Energiemenge.
"Unser Modell fragt einfach danach, wie viel Energie wir brauchen werden, um auf dem gesamten Globus ein Null-Wachstum zu erreichen. Und die Menge Energie, die wir brauchen, ist viel größer als die, die zur Verfügung steht."
Bereits 1798 warnte der englische Pastor und Gelehrte Thomas Robert Malthus davor, dass die englische Bevölkerung schneller wachse als die Lebensmittelproduktion. Eine Entwicklung, die zwangsläufig zu Überbevölkerung und Hungersnot führen werde. Und in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts prognostizierte der Club of Rome eine Überbeanspruchung der natürlichen Ressourcen angesichts eines unbegrenzten Bevölkerungswachstums. In der Realität allerdings wurden solche "Grenzen des Wachstums" immer wieder in die Zukunft verschoben.
"Die früheren Prognosen hierzu sind alle von der Realität überrannt worden. Grüne Revolution, entsprechende Fortschritte in der medizinischen Versorgung haben dazu beigetragen, dass heute viel mehr Menschen auf der Erde leben können als noch vor einigen Jahrzehnten vorhergesagt."
Trotzdem führt das Bevölkerungswachstum zu einem stets größeren Druck auf die natürlichen Ressourcen der Erde. Die Industrieländer fordern deshalb, dass die Entwicklungsländer ihre Geburtenraten reduzieren. Diese allerdings sehen die Industrieländer in der Verantwortung, da deren Konsumverhalten sowie ihr hoher Ressourcenverbrauch einer nachhaltigen Entwicklung entgegenstehen. Auf Dauer, so auch Frank Szwiaczny, vom Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden, wird unser westlicher Lebensstil nicht zu halten sein.
"Industrieländer verbrauchen viele Ressourcen und haben wenige Kinder. Bei den Entwicklungsländern ist es umgekehrt. Und es ist ganz klar, der Ressourcenverbrauch der Industrieländer heute, kann kein Maßstab sein für die Weltbevölkerung."