"Es sieht so ein bisschen aus wie bei der NASA. Die Leute sitzen vor Monitoren. Es gibt eine Projektionswand, wo die wichtigsten Informationen projiziert werden."
Das CERN in Genf, das Europäische Forschungszentrum für Teilchenphysik. Der Physiker Michael Hauschild blickt durch eine Glasscheibe in einen Kontrollraum. Dort starren seine Kollegen konzentriert auf Anzeigen, auf Dutzende von Monitoren und die riesige Projektionswand. Der Kontrollraum ist Teil der größten Wissenschaftsmaschine der Welt, des Large Hadron Colliders, kurz LHC. Der stärkste Teilchenbeschleuniger aller Zeiten.
Ulrike Schnoor, eine Doktorandin aus Dresden, hat die Sicherheitsschleuse passiert und steuert eine Art Cockpit an – Monitore, angeordnet zu einem Halbrund. Ihr Arbeitsplatz für die nächsten acht Stunden.
Die Monitore, die Ulrike Schnoor im Auge behalten muss, stehen im Kontrollraum von ATLAS. So heißt einer der beiden Detektoren, die am LHC nach dem Higgs suchen. Eine gigantische Teilchenkamera mit der Aufgabe, die hochenergetischen Kollisionen der Wasserstoffkerne zu beobachten. ATLAS ist ein 7000-Tonnen-Klotz, groß wie ein Bürogebäude, vollgestopft mit hochsensiblen Sensoren. Er steckt in einer Riesenhalle 100 Meter tief unter unseren Füßen. Dann zeigt Schnoor auf einen der Bildschirme.
"Das ist ein sogenanntes Event-Display, wo Ereignisse dargestellt werden. Ereignisse sind die Kollisionen. Und man sieht Teilchen, die da durchgeflogen sind und eine Spur hinterlassen haben."
Vielleicht ist just in diesem Moment ein Higgs-Teilchen entstanden. Das Problem:
"Das Higgs zerfällt ja. Wir sehen nie das Higgs selber. Wir sehen nur seine Zerfallsprodukte."
Die Spuren dieser Zerfallsprodukte müssen die Forscher mühsam zusammenpuzzeln. Eine Sisyphusarbeit – schlimmer noch als die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.
"Der Kontrollraum ist rund um die Uhr besetzt, mit mindestens zehn Leuten. Jeder hat eine bestimmte Aufgabe. Denn ATLAS besteht aus mehreren Komponenten, wir bezeichnen sie als Subdetektoren. Und auf jeden Subdetektor hat hier jemand ein Auge."
Pauline Gagnon ist die Schichtleiterin. Die Frankokanadierin ist eines von 3000 Mitgliedern des ATLAS-Teams. Im Moment stehen alle Anzeigen auf grün. Der ATLAS-Detektor funktioniert einwandfrei und zeichnet Daten auf, jede Sekunde Hunderte von Teilchenkollisionen.
Plötzlich leuchtet es auf den Monitoren rot auf. Hektisch blättern sich die Physiker durch ihre Menüs, doch sie können den Fehler nicht finden. Schichtleiterin Pauline Gagnon rennt von Monitor zu Monitor.
"Wir wissen nicht, was passiert ist. Ganz plötzlich ist die gesamte Datennahme blockiert, ein Teil des Systems ist abgestürzt. Ein ziemliches Durcheinander, niemand weiß so recht, was los ist. "
Eines der unzähligen Subsysteme des Detektors spielt verrückt, es verursacht einen Datenstau. Die Crew ist mit ihrem Latein am Ende. Sie muss Hilfe anfordern – Hilfe bei Experten, die sich mit dem defekten System im Detail auskennen.
Zehn Minuten später sind die Kollegen vor Ort. Fieberhaft hämmern sie in die Tastaturen – und tatsächlich, bald läuft die Datennahme wieder. Ulrike Schnoor ist erleichtert.
"Das war super. Die haben sehr schnell reagiert. Die Ursachensuche, das ist eine Sache, die die Experten machen müssen. Das macht hier keiner im Kontrollraum direkt."
23 Uhr: Die Schicht im ATLAS-Kontrollraum ist zu Ende. Feierabend für Pauline Gagnon und ihre Crew. Zu Beginn war es eine ruhige Schicht, sagt sie. Doch später wurde es dann doch noch ziemlich hektisch.
"Wenn hier viel los ist, vergeht die Zeit zwar schnell. Aber es ist auch ziemlich stressig und anstrengend, wenn Probleme auftreten und man sich um mehrere Dinge gleichzeitig kümmern muss. Geht man nach so einer Schicht dann um elf Uhr abends nach Hause, ist man komplett erledigt, muss sich erst mal runterfahren und sich sagen: Okay, jetzt trägt jemand anders die Verantwortung!"
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Das CERN in Genf, das Europäische Forschungszentrum für Teilchenphysik. Der Physiker Michael Hauschild blickt durch eine Glasscheibe in einen Kontrollraum. Dort starren seine Kollegen konzentriert auf Anzeigen, auf Dutzende von Monitoren und die riesige Projektionswand. Der Kontrollraum ist Teil der größten Wissenschaftsmaschine der Welt, des Large Hadron Colliders, kurz LHC. Der stärkste Teilchenbeschleuniger aller Zeiten.
Ulrike Schnoor, eine Doktorandin aus Dresden, hat die Sicherheitsschleuse passiert und steuert eine Art Cockpit an – Monitore, angeordnet zu einem Halbrund. Ihr Arbeitsplatz für die nächsten acht Stunden.
Die Monitore, die Ulrike Schnoor im Auge behalten muss, stehen im Kontrollraum von ATLAS. So heißt einer der beiden Detektoren, die am LHC nach dem Higgs suchen. Eine gigantische Teilchenkamera mit der Aufgabe, die hochenergetischen Kollisionen der Wasserstoffkerne zu beobachten. ATLAS ist ein 7000-Tonnen-Klotz, groß wie ein Bürogebäude, vollgestopft mit hochsensiblen Sensoren. Er steckt in einer Riesenhalle 100 Meter tief unter unseren Füßen. Dann zeigt Schnoor auf einen der Bildschirme.
"Das ist ein sogenanntes Event-Display, wo Ereignisse dargestellt werden. Ereignisse sind die Kollisionen. Und man sieht Teilchen, die da durchgeflogen sind und eine Spur hinterlassen haben."
Vielleicht ist just in diesem Moment ein Higgs-Teilchen entstanden. Das Problem:
"Das Higgs zerfällt ja. Wir sehen nie das Higgs selber. Wir sehen nur seine Zerfallsprodukte."
Die Spuren dieser Zerfallsprodukte müssen die Forscher mühsam zusammenpuzzeln. Eine Sisyphusarbeit – schlimmer noch als die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.
"Der Kontrollraum ist rund um die Uhr besetzt, mit mindestens zehn Leuten. Jeder hat eine bestimmte Aufgabe. Denn ATLAS besteht aus mehreren Komponenten, wir bezeichnen sie als Subdetektoren. Und auf jeden Subdetektor hat hier jemand ein Auge."
Pauline Gagnon ist die Schichtleiterin. Die Frankokanadierin ist eines von 3000 Mitgliedern des ATLAS-Teams. Im Moment stehen alle Anzeigen auf grün. Der ATLAS-Detektor funktioniert einwandfrei und zeichnet Daten auf, jede Sekunde Hunderte von Teilchenkollisionen.
Plötzlich leuchtet es auf den Monitoren rot auf. Hektisch blättern sich die Physiker durch ihre Menüs, doch sie können den Fehler nicht finden. Schichtleiterin Pauline Gagnon rennt von Monitor zu Monitor.
"Wir wissen nicht, was passiert ist. Ganz plötzlich ist die gesamte Datennahme blockiert, ein Teil des Systems ist abgestürzt. Ein ziemliches Durcheinander, niemand weiß so recht, was los ist. "
Eines der unzähligen Subsysteme des Detektors spielt verrückt, es verursacht einen Datenstau. Die Crew ist mit ihrem Latein am Ende. Sie muss Hilfe anfordern – Hilfe bei Experten, die sich mit dem defekten System im Detail auskennen.
Zehn Minuten später sind die Kollegen vor Ort. Fieberhaft hämmern sie in die Tastaturen – und tatsächlich, bald läuft die Datennahme wieder. Ulrike Schnoor ist erleichtert.
"Das war super. Die haben sehr schnell reagiert. Die Ursachensuche, das ist eine Sache, die die Experten machen müssen. Das macht hier keiner im Kontrollraum direkt."
23 Uhr: Die Schicht im ATLAS-Kontrollraum ist zu Ende. Feierabend für Pauline Gagnon und ihre Crew. Zu Beginn war es eine ruhige Schicht, sagt sie. Doch später wurde es dann doch noch ziemlich hektisch.
"Wenn hier viel los ist, vergeht die Zeit zwar schnell. Aber es ist auch ziemlich stressig und anstrengend, wenn Probleme auftreten und man sich um mehrere Dinge gleichzeitig kümmern muss. Geht man nach so einer Schicht dann um elf Uhr abends nach Hause, ist man komplett erledigt, muss sich erst mal runterfahren und sich sagen: Okay, jetzt trägt jemand anders die Verantwortung!"
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