Die WHO sei für viele Todesfälle verantwortlich, weil sie den COVID-19-Ausbruch vertuscht und schlecht gemanagt habe, argumentiert US-Präsident Donald Trump. Grund sei, dass China zu viel Einfluss auf die WHO habe. Doch für diese Äußerungen Trumps gab es viel Gegenwind aus der internationalen Politik, auch aus Deutschland. Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele andere Regierungschefs sprangen der WHO zur Seite.
1. Grundetat: Andere Länder wollen teilweise einspringen
Das wissen sie selbst noch nicht so genau, hat der Generaldirektor der WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, auf einer Pressekonferenz gesagt. Die WHO hat einen ziemlich komplexen Etat. Da ist zum einen die Grundfinanzierung, die Mitgliedsländer haben sich zu Zahlungen verpflichtet, die allerdings seit Anfang der 1990er-Jahre nicht mehr angehoben wurden. Und leider wird auch nicht immer pünktlich überwiesen. Hier waren die USA vorbildlich, sie haben nämlich dreimal mehr gezahlt, als sie eigentlich müssten. Das sind ungefähr 400 Millionen US-Dollar im Jahr, etwa 15 Prozent der Grundfinanzierung. Fällt das weg, würde das also schmerzen, aber andere Staaten scheinen bereit, das zumindest teilweise ausgleichen zu wollen.
2. Weitere Etats: 80 Prozent des Gesamtbudgets
Es gibt zusätzlich projektgebundene Förderungen - zum Beispiel konkret für Impfstoffe oder die Bekämpfung bestimmter Krankheiten. Das sind 80 Prozent der Mittel. Die stammen zum Beispiel von der Bill-und-Melinda-Gates-Foundation und anderen Spendern, aber auch von Staaten. Ob Trump da den US-Anteil kürzen will, ist unklar. In Bezug auf COVID-19 hat die WHO im Februar um zusätzliche Mittel gebeten. Die hat sie inzwischen auch erhalten. Zusätzlich ruft sie zu Spenden in einen COVID-19-Solidaritätsfonds auf. Auch da sind schon etliche Millionen zusammengekommen.
Die WHO wurde gegründet mit der Mission "Gesundheit für alle Menschen" zu erreichen. Das sind große Worte, aber die Weltgesundheitsorganisation ist keine globale Gesundheitspolizei, sie kann den einzelnen Ländern nicht vorschreiben, was sie zu tun haben.
1. Informationen sammeln, bewerten und weiterverbreiten
Die Länder sind vor allem dazu verpflichtet, alle relevanten Informationen an die WHO weiterzuleiten. Das Sammeln, Interpretieren und Weiterverbreiten dieser Gesundheitsdaten ist eine wichtige Aufgabe der WHO. COVID-19 hat sie am 30. Januar zur "gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite" erklärt. Spätestens da hätten alle Länder aufmerken müssen. Die WHO fasst alle klinischen Informationen in technischen Dokumenten zusammen. So wurde zum Beispiel auch die Anleitung für den Test von Christian Drosten verbreitet.
Auf diese Dokumente stützen sich die Behörden und die Ärzte weltweit. Es gibt inzwischen auch sechs Online-Trainingskurse auf OpenWHO, die mehr als eine Million Menschen durchlaufen haben. Da geht es um den richtigen Umgang mit Schutzkleidung oder die Versorgung von schwer kranken COVID-19-Patienten.
2. Schutzausrüstung, Tests und medizinische Geräte bereitstellen
2. Schutzausrüstung, Tests und medizinische Geräte bereitstellen
Zusammen mit anderen Organisationen hat die WHO mehr als zwei Millionen Schutzausrüstungssets in über 133 Länder verschickt. Es wurden Millionen von Tests verteilt, zum Beispiel in viele Länder Afrikas. In den Gaza-Streifen gingen Beatmungsgeräte.
3. Koordinierung
Entscheidend ist, dass die WHO wirklich versucht, die internationalen Anstrengungen zu koordinieren. Die WHO hat zum Beispiel die Solidarity Studie angestoßen, an der weltweit Kliniken teilnehmen, um standardisiert Medikamente zu testen. So kommt man schneller zu verlässlichen Ergebnissen. Eine solche Koordinierung der Forschung und Entwicklung ist ganz entscheidend.
Niemand ist perfekt und ganz sicher auch die WHO nicht.
1. Kritik an Kooperationen
Gerade weil ihr Grundetat so vergleichsweise gering ist und schon seit vielen Jahren nicht erhöht wurde, ist die WHO auf Kooperationen angewiesen. Und da gibt es immer wieder Kritik, dass dann zum Beispiel Pharmafirmen Geld geben für Programme, in denen dann Pharmaprodukte eingesetzt werden.
2. Geschwindigkeit der Reaktion auf COVID-19
Im Fall von COVID-19 geht es um die Geschwindigkeit, mit der die WHO auf den Ausbruch reagiert hat. Es gab schon Ende Dezember die erste Meldung aus Wuhan, dass sich da eine neue, gefährliche Form der Lungenentzündung ausbreitet. Das hat auch die WHO mitbekommen und in China nachgefragt. Da kamen aber erst mal wenig Informationen. Die WHO hat auch noch am 14. Januar die Einschätzung Chinas weiter geleitet, es sei nicht sicher, dass sich das neue Coronavirus von Mensch zu Mensch verbreite. Mitte Januar stellte China dann die Sequenz des neuen Coronavirus zur Verfügung.
Tatsächlich hatten die chinesischen Forscher diese zu dem Zeitpunkt schon länger fertig. Zu der Zeit wollte die WHO auch eigene Experten nach Wuhan schicken, aber das hat China abgelehnt.
3. WHO hat China gelobt
Trotzdem lobte Generaldirektor Tedros die chinesische Reaktion. Da hat sich die frühere Generaldirektorin Gro Bruntland bei der ersten SARS-Epidemie ganz anders verhalten. Sie hat China damals offen kritisiert und so schnell erreicht, dass das Land die Fakten offen gelegt hat. Inzwischen ist China selbstbewusster und Tedros hat einen andern Stil.
Ob das Diplomatie ist oder eine zu große Nähe zu China, da gehen die Meinungen auseinander. Im Februar hat die Expertenkommission der WHO dann Wuhan besucht und die ersten einigermaßen verlässlichen Daten mitgebracht.
4. Vorwürfe aus Taiwan
Der Inselstaat Taiwan hat schon am 2. Januar den Kontakt mit China eingeschränkt, eine schnelle Reaktion, die bis heute Früchte trägt. Aber die frühe Warnung und das gute Beispiel seien von der WHO ignoriert worden, wird dort gesagt.
Taiwan ist kein Mitglied der WHO und auch nicht der UNO. Das verhindert China, da die Insel zum eigenen Staatsgebiet zählt. Die WHO selbst kann den Status Taiwans offiziell nicht ändern. Inoffiziell gibt es aber einen engen Austausch mit den Medizinern in Taiwan.
4. Vorwürfe aus Taiwan
Der Inselstaat Taiwan hat schon am 2. Januar den Kontakt mit China eingeschränkt, eine schnelle Reaktion, die bis heute Früchte trägt. Aber die frühe Warnung und das gute Beispiel seien von der WHO ignoriert worden, wird dort gesagt.
Taiwan ist kein Mitglied der WHO und auch nicht der UNO. Das verhindert China, da die Insel zum eigenen Staatsgebiet zählt. Die WHO selbst kann den Status Taiwans offiziell nicht ändern. Inoffiziell gibt es aber einen engen Austausch mit den Medizinern in Taiwan.
Unterm Strich hatte die WHO vielleicht ein etwas zu enges Verhältnis zu China, gerade in der Anfangsphase. Das beklagen auch viele unabhängige Forscher. Auch hielt die WHO Reisebeschränkungen nicht für vorrangig, wohl weil sie davon ausging, dass das Virus so oder so seine Wege findet und es wichtiger ist, die Fälle dann schnell zu entdecken. Italien hat die Flüge früh ausgesetzt und ist jetzt schwer betroffen, also eine Sicherheit hätte das nicht geboten.
Spätestens Ende Januar hat die WHO COVID-19 ganz oben auf die Agenda gesetzt und gesagt, alle Länder müssten sich vorbereiten und testen. Aber diese Ratschläge umsetzen können nur die einzelnen Staaten. Das haben viele nicht gemacht, allen voran die USA. Nach dem Ausbruch wird die Rolle der WHO sicher genau geprüft werden, aber aktuell ist diese zentral für eine globale Antwort auf die globale Herausforderung durch SARS-CoV-2. Da sind sich im Grunde alle Gesundheitsexperten einig.
Das ist ein starkes Signal. China hat 1.290 Todesfälle aus Wuhan nachgemeldet - das 1,5-Fache der ursprünglich gemeldeten Todesfälle. Weil sich die ganze Welt auf die Verlässlichkeit der Daten verlässt, ist das auch problematisch.