22. März 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Der Europäische Gerichtshof hat die Hürden für Schadenersatzklagen von Diesel-Käufern bei unzulässiger Abgastechnik gesenkt - das ist ein Thema in den Kommentaren.

    Die AUGSBURGER ALLGEMEINE meint:
    "Jetzt könnten mehr Hersteller regresspflichtig werden. Dies ist ein gutes Signal für Umwelt, Gesundheit und für die Käufer, die Wertverluste tragen mussten. Betrug darf sich nicht lohnen."
    Die MÄRKISCHE ODERZEITUNG ist skeptisch:
    "Ob nun aber massenhaft Schadensersatz zugesprochen wird, ist nicht ausgemacht. Denn die Ansprüche hängen stark vom Einzelfall ab. Nicht überall wurde unzulässige Abgastechnik verbaut. Nicht überall lässt sich das Verschulden des Herstellers nachweisen, insbesondere dann nicht, wenn das Kraftfahrtbundesamt die entsprechenden Autos zugelassen hat. In vielen Fällen dürften die Ansprüche der Diesel-Fahrer auch schon verjährt sein. Wer sich noch keinen Anwalt gesucht hat, sollte jetzt Gas geben, wenn er noch zu seinem Recht kommen will. Daher ist das Urteil zwar eine gute Nachricht für alle betrogenen Diesel-Fahrer. Am Ende könnten die Hersteller vielfach aber mit einem blauen Auge davonkommen."
    Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG sieht es so:
    "Schon kurz nach dem Richterspruch machen kritische Anmerkungen über eine 'Nicht-Entscheidung' aus Luxemburg die Runde. An vielen Stellen bleibt das Urteil vage und auf der abstrakten Ebene des Europarechts. Die Arbeit und damit die Verantwortung delegiert Luxemburg lieber an die nationalen Gerichte. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die deutschen Richter gegen den EuGH und dessen Vorgaben stellen werden. Auf die Justiz wartet dann jedoch eine viel größere Herausforderung. Der Kreis der potentiellen Kläger ist erheblich gewachsen - allein in Deutschland ist von bis zu zehn Millionen betroffenen Dieselfahrzeugen die Rede."
    Im Kommentar des KÖLNER STADT-ANZEIGERS geht es um den Autobauer Ford. Für diesen breche mit der Vorstellung des ersten vollelektrischen Modells für den europäischen Markt eine "neue Ära" an:
    "Der US- Autobauer setzt endlich den Startschuss für den Aufbruch ins Zeitalter der Elektromobilität. Lange war man im US-Headquarter in Dearborn skeptisch, bis Pioniere wie Tesla und dann auch große Wettbewerber wie VW Erfolge feierten und den Markt unter Druck setzten. Die Verschärfung der EU-Gesetzgebung machte dann eine schnelle Transformation zur E-Mobilität alternativlos. Da Ford die Produktpalette auf dem Kontinent ohnehin sehr zusammenstreicht, sind der jetzt vorgestellte Explorer und das nächste Modell im kommenden Jahr mit Blick auf die weitere Entwicklung zum Erfolg verdammt."