09. Juni 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird unter anderem der andauernde Haushaltsstreit in der Ampelkoalition.

Christian Lindner (FDP), Bundesminister der Finanzen, neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Bundestag.
Im Streit um den Haushalt für 2024 springt Bundeskanzler Scholz (SPD) (r.) Bundesfinanzminister Lindner (FDP) zur Seite. (picture alliance / dpa / Michael Kappeler)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG führt aus:
"Der Finanzminister ist am Ende seiner Durchsetzungskraft, eine ganze Reihe von Kabinettskollegen sperrt sich über Monate hinweg gegen seine Vorschläge, gegen sein Vorgehen, gegen finanzielle Abstriche an ihren ach so schönen Plänen. Nun muss der Bundeskanzler aushelfen. Olaf Scholz springt Christian Lindner zur Seite, gemeinsam nehmen sie sich die Widerspenstigen der Reihe nach vor. Das quälende Prozedere um den Haushaltsentwurf ist in jeglicher Hinsicht ein Armutszeugnis, nicht nur für Lindner, sondern für die gesamte Koalition."
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz bemerkt zum Finanzminister:
"Dass Lindner jetzt auf Einhaltung der Schuldenbremse beharrt, ist richtig. Denn die Ampel hat sich – um diese Regel formal einhalten zu können – sowohl für die Bewältigung der Energiekrise als auch über das Sondervermögen für die Bundeswehr viel zusätzliches Geld am Haushalt vorbei besorgt. Anders sieht es bei Linders Nein zu jeglichen Steuererhöhungen aus. Der Staat hat sowohl die Corona- als auch die Energiekrise mit Milliardenausgaben abgefedert. Dass es nun unmöglich sein soll, Menschen mit sehr hohen Einkommen und Vermögen etwas stärker an der Bewältigung der Krisenkosten zu beteiligen, ist großen Teilen der Bevölkerung schwer zu vermitteln."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG äußert sich zum neuen Chef des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof, van den Bossche:
"Per Interview und Mitarbeiterveranstaltung verkündete er dieser Tage, dass Galeria schon im kommenden Jahr eine schwarze Null im operativen Geschäft, also dem Warenhaus, schreiben wolle. Das wäre mal was. Wie van den Bossche innerhalb weniger Monate die Wende schaffen will, bleibt sein Geheimnis. Eine plausible Strategie fehlt bislang. Im Insolvenzplan werden lediglich Konzepte aufgewärmt, die schon vor 20 Jahren nicht funktioniert haben, etwa ein stärker auf die lokalen Gegebenheiten der Filialen ausgerichtetes Sortiment."
Der TAGESSPIEGEL meint, erschreckend sei:
"der bei Galeria und vielen anderen traditionellen Händlern verbreitete Irrglaube, man könne das digitale Geschäft nebenher auf Sparflamme profitabel betreiben. Das Grundproblem vieler Händler ist, dass sie die Strahlkraft ihrer Marken überschätzen und denken, sie könnten ihr traditionelles Handelsverständnis eins zu eins ins Internet übertragen. Doch um neue Standards im E-Commerce zu setzen, ist es längst zu spät. Wenn Galeria das nicht akzeptieren kann, sollte das Unternehmen lieber ganz auf einen Webshop verzichten - und zumindest das perfekte Einkaufserlebnis im Geschäft inszenieren. Denn auch davon ist der Warenhausbetreiber noch weit entfernt."