"Die Stromsteuer in Deutschland ist vierzigmal höher als das EU-Mindestmaß. Der Schritt käme Haushalten und Unternehmen gleichermaßen zugute, komplizierte Ausnahmen entfielen. Hingegen würde ein subventionierter Industriestrompreis nur Großabnehmer entlasten, ausgerechnet aus dem Klima- und Transformationsfonds, der für das versprochene und sinnvolle Klimageld angeblich nicht ausreicht."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG befürwortet die Einführung eines Industriestrompreises:
"Entscheidend ist, dass die Ampelkoalition überhaupt handelt, statt gut bezahlte Jobs abwandern zu lassen. Die Details der Finanzierung rangieren hinter der grundsätzlichen Frage, ob ein Industriestrompreis wirklich nötig ist. Denn Geld hat Europas größte Wirtschaftsnation: Mit knapp 70 Prozent drückt die Bundesrepublik eine weitaus niedrigere Schuldenquote als die USA, Japan, Italien oder Frankreich."
Die TAGESZEITUNG schreibt, dass nur wenige Angestellte von einem subventionierten Strompreis profitieren würden:
"Laut Gewerkschaftsangaben hängen 2,4 Millionen Arbeitsplätze an den energieintensiven Industrien, insgesamt gibt es aber knapp 46 Millionen Erwerbstätige hierzulande. Hinzu kommen unter anderem rund 21 Millionen Rentner, die nichts vom Industriestrompreis haben. Einfacher wird das nicht, wenn das Finanzministerium das Vorziehen der Wiederanhebung der Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme ausgerechnet damit begründet, dass die Gaspreise angeblich schneller wieder gefallen seien als 2022 gedacht. Das mag für die Börsenpreise stimmen, muss aber nicht zwingend auf die Verträge der Verbraucher zutreffen. Will die Ampel sich bei den Menschen wieder beliebter machen, dann sollte sie sich überlegen, wie sie gerade jene entlasten kann, die unter der Inflation derzeit leiden."
Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf geht auf die geringen Wachstumserwartungen der deutschen Wirtschaft ein.
"Eine vorübergehende Schwäche kann das Land aushalten. Zu denken geben muss vielmehr, dass Deutschland viel zu wenig dafür tut, zukünftiges Wachstum zu ermöglichen. Bund, Länder und Teile der Wirtschaft verspielen leichtfertig die Zukunftsaussichten Deutschlands. Die Selbstheilungskräfte, die eine soziale Marktwirtschaft aus der Krise ziehen können, werden immer schwächer. Dazu gehören gute Bildung, eine funktionierende Infrastruktur, ein Umfeld, das Investitionen und Innovationen fördert, und das Hinterfragen althergebrachter Geschäftsmodelle. Diese Selbstheilungskräfte gilt es mit vereinten Kräften rasch wieder zu stärken. Sonst droht Deutschland wirklich bald zum kranken Mann Europas zu werden – und lange zu bleiben."