"Lange haben Deutschlands Industriebosse gute Miene zur Energiepolitik der Ampelregierung gemacht. Auch als Putin die Ukraine überfiel und Wirtschaftsminister Habeck trotz drohender Stromknappheit die Abschaltung der drei letzten Atommeiler vorantrieb, blieb der Aufschrei aus der Wirtschaft aus. Jetzt, ein Jahr später, ist der Katzenjammer groß."
Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle betont:
"Die Probleme sind benannt. Doch Kanzler Olaf Scholz löst sie nicht, sondern vertagt sie. Jetzt soll eine Arbeitsgruppe beraten und Vorschläge machen. Muss erst ein Großunternehmen im Osten eine Chemie-Fabrik schließen, damit die Bundesregierung handelt?"
Die Zeitung ND.DER TAG sieht es ganz anders:
"Die Chemiekonzerne haben durch Verweigerung einer Transformation ihre Probleme selbst verschuldet. Als einer der CO2-Hauptemittenten müssten sie für die Klimaschäden zahlen. Und bei der Weltchemikalienkonferenz in Bonn wird gerade um eine strengere Regulierung angesichts riesiger Schäden an Mensch und Umwelt gerungen. Es gäbe also eine Reihe ernster Worte mit den Chemiebossen zu wechseln. Doch angesichts starken Lobbydrucks lautet des Kanzlers Motto: Hauptsache, die Chemie stimmt."
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER kommentiert die jüngste Solar-Förderung der Bundesregierung:
"Ein paar Stunden nur, dann war der Fördertopf von 300 Millionen Euro schon ausgeschöpft. Wer vom Staat gefördert werden will, muss offenbar schnell sein. Nur ist es mehr als fraglich, ob dieses Windhundverfahren bei der Vergabe von Fördergeldern wirklich das beste – und vor allem das gerechteste – Mittel ist.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zieht das gesamte Vorhaben in Zweifel:
"Die Grundfrage freilich geht an Verkehrsminister Volker Wissing: War dieses Programm überhaupt nötig? Für Hausbesitzer mag ein autarkes, in sich geschlossenes Stromsystem ein nettes Hobby sein, aber volkswirtschaftlich erscheint dessen Förderung in einem integrierten europäischen Stromsystem wenig sinnvoll."
Die Zeitungen der MEDIENGRUPPE BAYERN geben zu bedenken:
"Der recht kurzfristig veranlasste Fördergeldregen stößt besonders sauer auf, wenn man ihn gemeinsam mit dem Streit um die Kindergrundsicherung betrachtet, der die gesamte Koalition über Wochen straucheln ließ. Dabei ging es um zwei Milliarden Euro. Ein ganzes Viertel dieser Summe wird nun freihändig verjubelt."