29. September 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognose für die deutsche Wirtschaft gesenkt. Für dieses Jahr erwarten sie einen Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent.

Baukräne sind vor dunklen Wolken zu sehen.
Die deutsche Wirtschaft wächst dieses Jahr nicht, so die jüngste Prognose. (Britta Pedersen / dpa-Zentralbild / / Britta Pedersen)
Das HANDELSBLATT fordert von der Politik Konsequenzen und zwar:
"Runter mit den Energiepreisen, weg mit dem Lieferkettengesetz, das sich in die Wertschöpfungsketten hineinfrisst. Wachstumspakete, wie von Finanzminister Lindner aufs Gleis gebracht, müssten zehnmal so groß sein. Dann hätten sie einen konjunkturellen und einen strukturellen Effekt. Dafür sollten Kanzler Scholz und Wirtschaftsminister Habeck jeden weiteren Ausbau der Sozialleistungen auf Eis legen. Dann geht es auch wieder aufwärts."
Auch die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG zeigt sich besorgt:
"Die Ampel sollte aufwachen. Ein Wachstumschancengesetz mit kleinen Steuererleichterungen hilft wenig, wenn große Weichen in der Energie-, Sozial- und Steuerpolitik falsch gestellt sind. Aktuell bremsen Grüne das Bemühen um mehr Ordnung in der Migration sowie die Planungsbeschleunigung. Sie bremsen damit abermals eine Politik, an der die gute Zukunft des Landes hängt."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG wirbt für eine Stärkung der Kaufkraft:
"Dass es der Konsum ist, der der angeschlagenen Wirtschaft kurzfristig wieder Wachstum verschaffen kann, liegt nicht nur an den aktuellen Tarifabschlüssen. Es hilft auch, dass die Inflationsrate sinkt. Die Europäische Zentralbank hat durch ihre Zinserhöhungen dazu beigetragen, die Teuerungswelle zu brechen. Weitere Kreditverteuerungen sind nun erstmal nicht mehr sinnvoll."
Die TAZ macht vor allem die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank für die Konjunkturschwäche verantwortlich.
"Die Bundesregierung hat wenig Einfluss auf die Rezession. Umso wichtiger wäre es, wenigstens Fehlentscheidungen zu vermeiden: So wurden jetzt die Richtlinien für die Wärmedämmung stark abgemildert, um den Neubau anzukurbeln. Das ist Wahnsinn: Der Ökostrom wird künftig nur reichen, wenn alle Gebäude optimal gedämmt sind. Die Immobilien später nachzurüsten, wird viel teurer, als sie gleich richtig auszustatten."
Die SÜDWEST PRESSE aus Ulm kommentiert die zwischenzeitlichen Produktionsausfälle bei Volkswagen.
"Komplexe IT-Netzwerke mit vielen Standorten und externen Dienstleistern sind störanfällig. Ein Computer-Crash kann allen Unternehmen passieren, auch denen, die viel Geld in die IT stecken. Dennoch ist es möglicherweise kein Zufall, dass es die Wolfsburger getroffen hat. VW ist derzeit ein verunsicherter Konzern. Wirtschaftlich sah es schon besser aus. Der E-Auto-Absatz liegt allgemein hinter Erwartungen zurück, Werke sind unausgelastet. Die wichtige Softwaresparte bleibt ein Problem. Der Riese taumelt. Der Ausfall ist geradezu ein Symbol für die Unsicherheit."