22. November 2023
Die Wirtschaftspresseschau

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG freut sich über die Entscheidung des EU-Parlaments, nach der europäische Verbraucher defekte Geräte künftig einfacher reparieren lassen können.

Elektronik- und Elektroschrott auf einem Wertstoffhof in Erfurt
Um den Elektroschrott zu reduzieren, sollen defekte Geräte einfacher repariert werden können - dieser Vorschlag des EU-Parlaments wird auch in der Wirtschaftspresse kommentiert. (imago/DATA73)
"Bisher haben diese Bürger in vielen Fällen weder eine Wahl noch einen Anreiz: Es ist für sie bequemer und für Firmen fast immer billiger, defekte Geräte zu ersetzen. Weil Ersatzteile fehlen oder zu teuer sind, weil Geräte so verklebt und verschraubt sind, dass man sie nicht mehr auseinanderbekommt, weil das vom Überfluss geprägte System eben so funktioniert. Der EU wird häufig vorgeworfen, zu viele Lebensbereiche zu weitgehend zu regulieren. Die Umwelt- und Klimagesetze, die bis zum Ende der Legislaturperiode noch fertig werden sollen, haben nicht zuletzt deshalb einen schweren Stand. Mit dem Recht auf Reparatur aber zeigt der Gesetzgeber Bürgernähe: Er geht ein dringendes Umweltproblem an und erweitert gleichzeitig die Wahlfreiheit von Verbrauchern."
Die NEUE PRESSE aus Coburg ist nicht überzeugt, dass die vorgeschlagene Regelung Wirkung zeigt:
"Zweifelhaft ist, ob auch Smartphones oder die immer beliebter werdenden Smartwatches häufiger repariert werden. Sie sind längst zu Lifestyle-Produkten geworden, die in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit weiterentwickelt werden. Im Zweifel werden sich viele Besitzer wohl eher für ein neues, 'stylisheres' Gerät mit verbesserten Funktionen entscheiden, wenn das alte kaputt ist. Davon wird sie auch ein verbessertes Recht auf Reparatur nicht abhalten."
Das HANDELSBLATT kommentiert den Kurseinbruch der Aktie des Bayer-Konzerns:
"Bayer steckt in einer strategischen Falle. Der Konzern wird die Rechtslast durch die Glyphosatklagen so schnell nicht los und muss für die Beilegung womöglich noch mehr Geld auf den Tisch legen. Es wird nicht mehr reichen, nur die interne Organisation von Bayer umzubauen. Eine komplette Aufspaltung des Bayer-Konzerns in drei Teile wird es vorerst zwar nicht geben. Aber den Status quo beizubehalten ist auch keine Option. Eine Abspaltung des Agrargeschäfts ist wegen der ungelösten Rechtslasten auf absehbare Zeit zu risikoreich. Gleiches gilt für die Pharmasparte. Bleibt als wahrscheinlichste Option eine zügige Trennung von der dritten Division mit verschreibungsfreien Arzneien rund um Aspirin. Ein Verkauf oder ein Börsengang könnte Bayer die nötigen Milliarden bringen, die für die Stärkung von Pharma und für den Schuldenabbau nötig sind. Es wäre ein schmerzhafter Schritt für Bayer, doch er ist jetzt wahrscheinlicher geworden."