29. Mai 2024
Die Wirtschaftspresseschau

In Deutschland hält die Debatte über eine Vier-Tage-Woche an. Vor allem die Gewerkschaften kämpfen für eine Verkürzung der Arbeitszeit.

Eine Demonstrantin fordert bei einer DGB-Kundgebung 2021 Erfurt zum 1. Mai auf ihrem Plakat die 4-Tage-Woche.
Eine Demonstrantin fordert bei einer DGB-Kundgebung 2021 Erfurt zum 1. Mai auf ihrem Plakat die 4-Tage-Woche. (picture alliance / dpa / dpa-Zentralbild / Michael Reichel)
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG führt aus:
"Der große Irrtum beginnt dort, wo die Vier-Tage-Woche zur Norm wird, die Gewerkschaften sie mit Streiks erzwingen und sich irgendwann die ganze Gesellschaft an ihr orientiert. Deutschland ist eine schnell alternde Gesellschaft, deren Wirtschaft langsamer wächst als die der meisten vergleichbaren Industrieländer. Amerikaner arbeiten 500 Stunden mehr im Jahr als ihre deutschen Kollegen, wie Siemens-Personalchefin Judith Wiese vorrechnete. Durch die Demografie wird sich die Lage ohnehin schnell verschlechtern, da gerade die Generation der Babyboomer in den Ruhestand geht. Die Zahl der Arbeitenden sinkt schnell, die der Pflegebedürftigen steigt wahrscheinlich noch schneller. Der Mangel an Arbeitskräften ist überall zu spüren und das trotz der vielen Arbeitsmigranten. Es gehört nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, welche Folgen eine Vier-Tage-Woche da hätte. Höchste Zeit also, dass die Deutschen aufhören, sich die Welt schönzureden."
Die SÜDWEST-PRESSE aus Ulm blickt auf die Finanzierung der Bundeswehr:
"Noch immer zahlen rund sechs Millionen Menschen und eine halbe Million Unternehmen den Soli, der einst vor allem die Deutsche Einheit finanzieren sollte. Über seine Komplettabschaffung wird mal lauter und mal leiser gestritten. Und nun wabert schon wieder die nächste Soli-Idee durchs Regierungsviertel: Diesmal soll mit dem Geld die Zeitenwende bezahlt werden. Oder, genauer gesagt, die Bundeswehr. Das alles ist weniger verrückt, als es klingt. Tatsächlich hat in Berlin noch niemand überzeugend dargelegt, wo all das Geld künftig herkommen soll. Will Deutschland wie zugesagt auch künftig mindestens zwei Prozent der Wirtschaftskraft für Verteidigung ausgeben, müssen etwa 75 bis 80 Milliarden Euro jährlich aufgewendet werden. Und zwar ohne auf das dann verbrauchte Sondervermögen zurückgreifen zu können."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU thematisiert die geplante Rentenreform:
"Die aktuelle Rentenreform entspricht nur der üblichen Flickschusterei: Das Rentenniveau soll stabil bleiben. Bezahlen müssen es die junge Generation und die Arbeitgeber über steigende Rentenbeiträge. Das zusätzlich geplante Generationenkapital ist seinen Namen nicht wert. Zwölf Milliarden schuldenfinanzierte Euro sollen am Kapitalmarkt angelegt werden, um nach Zinsabzug aus den Erträgen künftig den Beitragssatz in der Rente im Zaum zu halten. Vor dem Hintergrund, dass der Bund schon heute jährlich 110 Milliarden Euro an die Rentenversicherung aus Steuermitteln zur Rente zuschießen muss, wäre die Bezeichnung als Tropfen auf dem heißen Stein noch eine Beschönigung."