24. Juni 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Ein Thema in den Kommentaren sind die geplanten Gespräche im Streit um Strafzölle auf chinesische E-Autos zwischen der EU-Kommission und der Regierung in Peking.

24.06.2024
E-Autos in verschiedenen Farben, alles Neuwagen, stehen auf einem Parkplatz.
Ein Thema in den Wirtschaftskommentaren: Im Streit um Strafzölle auf Elektroautos aus China wollen die EU-Kommission und die Regierung in Peking verhandeln (Archivbild). (imago / NurPhoto / CFOTO)
Das HANDELSBLATT ist skeptisch:
"Substanzielles ist bei den Verhandlungen leider nicht zu erwarten. Das für den Rest der Weltwirtschaft große Problem chinesischer Überkapazitäten wird die Staatsführung nicht antasten, denn es liegt tief im chinesischen Wirtschaftsmodell unter Xi Jinping verwurzelt. Dieses besteht vereinfacht gesagt darin, mittels Subventionen Unternehmen in bestimmten Branchen so aufzustellen, dass sie aufgrund schierer Masse und extrem niedriger Preise ihre ausländischen Wettbewerber an die Wand drücken können – und dann den Markt dominieren. Und von dieser wirtschaftspolitischen Strategie wird China weder durch die Zölle der EU noch über Gespräche darüber ernsthaft abrücken."
Aus Sicht der FRANKFURTER RUNDSCHAU werden die Verhandlungen nur erfolgreich sein, wenn die EU-Staaten
"weiter an einem Strang ziehen und hart in der Sache bleiben. Einfach wird es auch dann nicht, Peking dazu zu bringen nicht mit der Überproduktion von subventionierten E-Autos Wettbewerber aus anderen Ländern vom Markt zu drängen – wie sie es bereits in der Solarindustrie gemacht haben. Denn bisher blieb China davon unbeeindruckt, dass die USA, Japan, die Türkei und Südkorea ihre Märkte für E-Autos aus dem Reich der Mitte abgeschottet haben."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG betont, die Chinesen seien in ihrem Eindruck bestätigt worden, dass die Europäer
"mit den Zöllen einen ehrgeizigen Konkurrenten ausbremsen wollen. Wettbewerb ist anstrengend, aber er ist der Treiber von Wachstum und Wohlstand. Ohne die Ankündigungen von BYD & Co., ihre Elektroautos künftig nicht nur zu exportieren, sondern auch in Europa bauen zu wollen, hätten deutsche Autohersteller wahrscheinlich nicht so schnell den Ehrgeiz entwickelt, auch ein Elektroauto unter 20.000 Euro zu bauen."
Die WIRTSCHAFTSWOCHE spekuliert in ihrer Online-Ausgabe:
"Vielleicht werden diese Tage im Juni einmal als Wendepunkt der europäischen Handelspolitik gewürdigt werden. Als der Moment, in dem die EU ihre Macht als Wirtschaftsblock nicht mehr nur konstruktiv in Form von Handelsverträgen nutzte, sondern auch aggressiv, um unfaire Wettbewerbsnachteile auszugleichen. Dass darin eine gewisse Paradoxie liegt, gehört zu den Zeichen unserer geoökonomisch aufgeladenen Zeit: Womöglich ist eine halbwegs liberale Handelsordnung nur mit protektionistischen Mitteln zu schützen. Dennoch ist und bleibt es ein risikoreiches Unterfangen."