27. Juni 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird die geplante Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens von Volkswagen und dem US-Elektroautobauer Rivian.

    Zu sehen ist der vordere Teil eines Autos. Auf der Seite der Fahrertür steht der Schriftzug RIVIAN.
    Rivian und VW streben eine enge Kooperation an. (picture alliance / Sipa USA / CQ-Roll Call)
    Für die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG ist das Joint Venture mit dem Start-up eine gute Nachricht.
    "Die Rivian-Aktie schoss nach der Verkündung um 60 Prozent hoch, während VW-Aktionäre zunächst verhalten reagierten. Dabei setzt der Konzern seinen eingeschlagenen Weg konsequent fort: Mit dem chinesischen Autobauer Xpeng ging Volkswagen jüngst eine ähnliche Kooperation für den Fahrzeugbau in China ein. Und Rivian ist trotz roter Zahlen kein Mauerblümchen in der Branche, sondern hat sich mit seinen Konzepten bei der Auto-Elektronik schnell den Ruf als eines der weltweit innovativsten Firmen gemacht. Die eingegangene Partnerschaft ist daher eine Win-win-Situation. Beide Seiten bekommen genau das, was sie vom Anderen brauchen: Rivian erhält frisches Geld, und VW Zugang zu wichtigem Know-how in der neuen Autowelt."
    Auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG befürwortet die angestrebte Partnerschaft:
    "VW ist der etablierte, finanziell erfolgreiche Profi, der sich schwertut, angesichts neuer Technologien an der Weltspitze zu bleiben. Nun hat es, nach der bereits vereinbarten Partnerschaft mit Xpeng aus China für die Entwicklung neuer E-Autos, so einen jungen Partner gefunden, dessen Stärke ebendiese neuen Technologien sind. Rivian ist der junge, hochbegabte Profi, der jedoch nach den ersten Jahren feststellt, wie kostspielig das Leben auf der Tour ist – und wie kompliziert."
    Das HANDELSBLATT aus Düsseldorf analysiert, dass mit dem Rivian-Deal das VW-eigene Softwareunternehmen Cariad endgültig tot sei:
    "Konzernchef Blume hat damit eine Lösung für ein zentrales – wenn nicht sogar für das zentrale – Zukunftsproblem von VW auf dem Tisch. Trotzdem bleiben zwei Herausforderungen. Erstens, die Cariad-Mitarbeiter. Ohne ihnen ein ehrliches Bild zu liefern, was künftig eigentlich genau ihre Rolle im Konzern sein soll, dürften sich viele der gefragten Softwaretalente auf dem Arbeitsmarkt umschauen. Zweitens, die Kultur. Rivian gilt als Schnellboot, VW als Tanker. Viel wird davon abhängen, wie beweglich und offen die Wolfsburger am Ende in dieser neuen Kooperation sein werden."
    Die MITTELDEUTSCHE ZEITUNG aus Halle analysiert:
    "Die Idee, selbst zum führenden Softwarehaus zu werden, war faszinierend, ist aber am Tempo der Veränderung gescheitert. Bei VW kennt man nun die eigenen Grenzen. Und Rivian, an der Börse einst wertvoller als der Wolfsburger Weltkonzern, ist tatsächlich eine Art Schnäppchen geworden. Erst dadurch wird ein Deal möglich, der durchaus funktionieren kann. Doch wie bisher gilt: Auf dem Papier ist alles einfach. Das größte Hindernis bleiben die Reste der alten Über-Egos, die schon manche Partnerschaft zerstört haben."