05. Juli 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Ein Thema ist der Handelskonflikt mit China. Die Europäische Union verhängt vorläufige Zusatzzölle auf den Import von Elektroautos aus China.

05.07.2024
Autos im Hafen von Nanjing in der Provinz Jiangsu. Im 1. Quartal 2024 stieg die Produktion von 9.012 auf 9.079 Millionen Fahrzeuge.
E-Autos im Hafen von Nanjing (picture alliance / CFOTO )
Dazu schreibt der MÜNCHNER MERKUR:
"Das heutige Inkrafttreten europäischer Strafzölle auf in China gefertigte Elektroautos ist zum Glück noch keine Kriegserklärung, wohl aber ein letzter Warnschuss: Am wahrscheinlichsten ist, dass die Systemrivalen EU und China vor einer langen Phase stehen, in der sich beide Blöcke misstrauisch belauern. Europa zielt auf 'De-Risking', also den Abbau von Abhängigkeiten und Erpressbarkeit. Der harte Ton, den der grüne Bundeswirtschaftsminister Habeck bei seinem Besuch in Peking anschlug, hat manche Wirtschaftsbosse hierzulande irritiert. Doch erstaunt die Lässigkeit, mit der deutsche Konzernchefs immer noch Geschäfte auf Kosten der deutschen Sicherheit mit Peking machen zu können glauben."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU notiert:
"Deutschlands Managerinnen und Manager konnten nicht genug kriegen vom billigen Gas aus Russland. Warnungen der USA, dass Moskau Energie als Druckmittel oder gar Waffe einsetzen könnte und das auch mehrfach getan hat, wurden in den Wind geschlagen. Das desaströse Ergebnis ist bekannt.Es ist erstaunlich, wie ähnlich das Muster beim Streit um chinesische Elektroautos verläuft. Es ist daher ein frommer Wunsch, dass die Wirtschaft selbst ihre Abhängigkeit von China reduziert. Sie wird es nicht tun. Die Verlockungen des gewaltigen Marktes sind zu groß."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ist folgender Meinung:
"Aus Sicht der EU-Kommission läuft im Streit um die günstigen Elektroautos aus China alles nach Plan. Peking hat nach dem Inkrafttreten der vorläufigen Schutzzölle offenkundig kein Interesse an einer Eskalation. Es setzt auf Verhandlungen. Darauf hat die Kommission zuvor jahrelang erfolglos gedrungen. Sie sendet mit den Schutzzöllen zudem das klare Signal, dass sie es mit der im Frühjahr 2023 ausgerufenen Neuausrichtung des Verhältnisses zu China ernst meint. Die Zeiten einer naiven, auf unbeschränkten Handel setzenden Partnerschaft sind endgültig vorbei."
Das HANDELSBLATT hält fest:
"Es geht mit Blick auf China längst um deutlich mehr als nur die Autoindustrie. Es geht um das chinesische Wirtschaftsmodell, dem die EU-Kommission mit ihrer tiefen Prüfung und den verhängten Ausgleichszöllen erstmals entschlossen entgegentritt. Sonderzölle können helfen, den großen Preisvorteil der chinesischen Autofirmen durch die staatliche Unterstützung auszugleichen. Und sie senden an die chinesische Staatsführung ein Signal: Eure Autos, Windkraftanlagen und Maschinen sind bei uns willkommen. Aber wenn eure Anbieter wegen staatlicher Unterstützung unfaire Wettbewerbsvorteile gegenüber europäischen Unternehmen haben, müssen wir das zumindest ausgleichen."