12. Juli 2024
Die Wirtschaftspresseschau

In den Wirtschaftskommentaren der Zeitungen geht es unter anderem um die Entscheidung der Bundesregierung, chinesische Technik in den deutschen 5G-Netzen zu verbieten.

12.07.2024
Mobilfunk-Antennen für den 5G-Ausbau in Deutschland
5G-Ausbau in Deutschland (dpa / picture alliance / Laci Perenyi)
"Hinter dieser Nachricht verbirgt sich kein Manifest deutscher Entschlossenheit",
schreibt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG.
"Tatsächlich sind der viel zu spät gefällte Beschluss und das jahrelange Gezerre darum ein Zeugnis von Hasenfüßigkeit, Inkonsequenz und Unverantwortlichkeit. Es ist das alte Gebrechen der deutschen Chinapolitik: Tatsächliche oder gespielte Blauäugigkeit trifft auf Sorge um deutsche Wirtschaftsinteressen. Und so riskiert man die Sicherheit der kritischen Infrastruktur des Landes – aus Angst vor Pekings Revanche und wegen der Sorgen deutscher Unternehmer, die sich selbst in allzu große Abhängigkeit von China begeben haben."
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG bemerkt:
"In China passiert auch in der Wirtschaft nichts ohne den Staat und die diesen beherrschende Partei. Und die verfolgt nun einmal ganz offen geostrategische Ziele, die auf eine Untergrabung der Sicherheit anderer Länder zielen. Die jetzigen Beschlüsse der Bundesregierung können nur der erste Schritt sein. Die Technik bleibt ja nicht stehen. Und künftig sollte man von vornherein mehr auf die Sicherheit achten und nicht naiv annehmen, jedes Unternehmen sei irgendwie harmlos."
Das deutsche Startup Helsing, das Künstliche Intelligenz für das Militär entwickelt, hat sich frisches Kapital gesichert. Dazu meint die BÖRSEN-ZEITUNG:
"Mit 450 Millionen Euro Eigenkapital ist die Finanzierungsrunde höchst bemerkenswert. Das frische Geld für Helsing soll zur Produktentwicklung eingesetzt werden. Es geht passend zum Nato-Gipfel in Washington um die 'Sicherung der europäischen Souveränität'. Mit der Ukraine war Helsing längst im Geschäft. Jetzt kommen neben Büros in London und Paris auch eine Niederlassung in Estland und neue Kunden aus Osteuropa hinzu. Man gibt sich paneuropäisch. Das Ganze zeigt, wie bedrohlich der Krieg in der Ukraine ist."
Im HANDELSBLATT geht es um den US-Chiphersteller AMD, der die finnische KI-Firma Silo AI übernommen hat:
"Die Finnen galten bislang als eines der ganz wenigen KI-Unternehmen aus Europa mit globalem Potenzial. Hinter dem Zukauf von Silo AI steckt ein besonderes Kalkül. Die meisten KI-Projekte bauen bislang auf Chips von Nvidia auf. Es gibt nur wenige Anbieter, die einen alternativen Weg einschlagen. Silo AI ist einer davon. Die Finnen setzten schon früh auf Halbleiter von AMD."