19. August 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird das Sanierungskonzept für Varta - die Geschichte des traditionsreichen Batterieherstellers sei damit um ein dramatisches Kapitel reicher, schreibt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

Baden-Württemberg, Ellwangen: Der Schriftzug des Batterieherstellers Varta ist an einem Gebäude am Hauptsitz befestigt.
Der Rettungsplan für den Batteriehersteller Varta steht - die Aktionäre gehen leer aus. (Sina Schuldt/dpa)
"Die Übereinkunft zwischen Großaktionär Michael Tojner, dem Kunden Porsche AG und vier investierten Bankenfonds muss zwar noch formelle Hürden nehmen. Wahrscheinlich ist die mittelfristige Zukunft von Varta damit aber gesichert. Allerdings nicht die der bisherigen Aktiengesellschaft, denn die AG wird nach dem angestrebten Schuldenschnitt Geschichte sein. Ein bitterer Schritt für die Kleinaktionäre. Sie sind die großen Verlierer, denn ihre Anteile, die noch vor drei Jahren bei 160 Euro notierten, werden wertlos. Natürlich ist die Börse keine Einbahnstraße, und Anleger müssen sich des Risikos bewusst sein. Dennoch erregt der Fall von Varta zu Recht die Gemüter."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG befasst sich mit der Kontrolle des Mindestlohns, bei dessen Einhaltung Deutschland im europäischen Vergleich schlecht abschneide. Ändern ließe sich das ihrer Meinung nach durch eine Neustrukturierung des deutschen Zolls:
"Es wäre ebenso naheliegend wie sinnvoll, die Finanzkontrolle Schwarzarbeit mit der Zollfahndung in einer neuen Behörde zu bündeln: einer schlagkräftigen Finanzpolizei mit einheitlichen Befugnissen. Eine Finanzpolizei, die ebenso gegen Geldwäsche wie Lohnbetrug vorgeht und sich dafür eng mit anderen Behörden austauscht. Eine solche Umstrukturierung erfordert Mut. Denn der Zoll tut vor allem eins sehr verlässlich: Er treibt über die Verkehrs- und Verbrauchssteuern Geld für den Staat ein. Mehr als 150 Milliarden Euro sind es jedes Jahr, eine gewaltige Summe. Und solange er das weiter tut, gibt es wenig Anreiz, ihn zu reformieren. Zumindest für eine Bundesregierung, die es mit der Bekämpfung von Sozialversicherungsbetrug und Ausbeutung am Ende dann doch nicht so genau zu nehmen scheint."
DIE WELT wiederum befasst sich mit dem Vorstoß der FDP, das Bürgergeld um bis zu 20 Euro zu kürzen - und ist überzeugt, dass die Diskussionen erhalten bliebe, selbst wenn er umgesetzt würde:
"Klingt das Wahlkampfgetöse irgendwann ab, wird die Politik das Instrument grundlegend überarbeiten müssen. Das wird umso schwerer werden, als sie den Bürgern stets suggeriert, ihnen alle Probleme abnehmen, alle Zumutungen ersparen zu können. Die Herausforderung wird sein, das Mindset der Gesellschaft so neu zu codieren, dass der Wille zu Leistung und selbstbestimmtem Dasein wieder zum Wert an sich wird. Und die Einsicht zurückkehrt, dass erst erarbeitet werden muss, was verteilt werden soll."