23. August 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird die von Bundeskanzler Scholz angekündigte Hilfe für die Meyer Werft.

Das Kreuzfahrtschiff "Silver Ray" in einer Halle der Meyer Werft.
Die Meyer Werft in Papenburg ist auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen spezialisiert. (picture alliance / dpa / Sina Schuldt)
Die RHEINISCHE POST schreibt:
"In der Sache ist das staatliche Rettungsmanöver richtig. Über 3000 Arbeitsplätze zu sichern, samt Zulieferern insgesamt 17.000, ist ein Argument, allerdings nicht das Wichtigste. Die Meyer Werft ist nach dem Werftensterben der vergangenen Jahrzehnte der größte und wichtigste verbliebene Player im deutschen Schiffbau. International hat es Meyer mit Konkurrenten zu tun, von denen viele ebenfalls durch ihre Heimatländer gestützt werden. Das ist etwa in Italien oder China der Fall. Dennoch muss klar sein, dass der Staatseinstieg befristet ist. Der Staat kann auf Dauer nicht besser wissen als private Eigentümer, wie das Unternehmen zu steuern ist. Als Vorbild dient die Lufthansa. Auch hier hat der Staat geholfen – auf Zeit und mit Erfolg."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG meint:
"Dass der Staat einem Not leidenden Unternehmen das Überleben sichert, kommt recht selten vor. Denn die Kehrseite von Erfolg und Gewinn ist ja eben auch, dass Firmen pleitegehen können und es auch müssen, wenn sie nicht mehr überlebensfähig sind; es ist Teil jener 'schöpferischen Zerstörung', die der Ökonom Joseph Schumpeter einst als das Wesen der Marktwirtschaft beschrieb. Die Chiphersteller, die Stahlkocher, die Autobauer - sie alle bekommen vom Staat teils sehr viel Geld oder fordern es. Allein die 40 Dax-Konzerne erhielten, obwohl sie meist gut verdienten, im vorigen Jahr Subventionen in Höhe von insgesamt 10,7 Milliarden Euro. Es ist eine verhängnisvolle Spirale: Je häufiger der Staat Firmen Geld gibt, umso häufiger sieht er sich neuen, mannigfaltigen Wünschen ausgesetzt."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU kommentiert:
"Das Liquiditätsproblem der Werft ist damit fürs Erste gelöst. All die anderen Probleme nicht. Zwar zweifelt niemand daran, dass die Kreuzfahrtschiffe aus dem Hause Meyer zu den besten der Welt gehören. Gleichzeitig ist die Werft schon lange nicht mehr jenes Vorzeigeunternehmen, als das sie sich selbst stets inszeniert hat. Die Schieflage der Werft, sagen Insider, sei zu einem gewaltigen Teil hausgemacht."
Und in ND.DER TAG heißt es:
"Managementfehler, die sich Firmenpatriarch Bernard Meyer offenbar geleistet hatte, dürften Kanzler Scholz und Niedersachsens Ministerpräsident Weil nicht davon abhalten, mit der IG Metall ein ökonomisches Rettungspaket zu schnüren. Dafür spricht sogar die Ökologie: Auf seiner Neptun-Werft in Rostock will Meyer Konverter bauen. Solche milliardenschweren Umspannwerke werden für Offshore-Windparks benötigt – und damit für die Energiewende."