27. September 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Im Mittelpunkt der Kommentare steht das Herbstgutachten der deutschen Wirtschaftsinstitute. Die Experten sagen für 2024 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,1 Prozent voraus. Das würde das zweite Jahr in Folge eine Rezession bedeuten.

Ein Arbeiter in einer Pforzheimer Firma
Ein Arbeiter in einer Pforzheimer Firma (dpa / picture-alliance / Daniel Naupold)
In der SÜDWEST PRESSE aus Ulm heißt es dazu:
"Seit zwei Jahren kommt die deutsche Wirtschaft nicht vom Fleck. Dabei handelt es sich nicht um eine kurzfristige Konjunkturdelle, betonen die Wirtschaftsinstitute. Deutschland kämpft mit einem tiefgreifenden Strukturwandel: Klimatransformation, Digitalisierung, demografischer Wandel und der verschärfte Wettbewerb mit China stellen die Wirtschaft vor fundamentale Herausforderungen und dämpfen die langfristigen Wachstumsperspektiven. Mit anderen Worten: Deutschland kann bei der Schaffung von Wohlstand mit anderen Weltregionen nur schwer Schritt halten."
Der MÜNCHNER MERKUR schreibt:
"Anders als die EU-Partner schafft es Deutschland nicht, Wachstumsimpulse zu setzen. Hätten die Unternehmen nicht mit Fachkräftemangel zu kämpfen, sondern wie früher mit Arbeitslosigkeit, wäre das Krisengefühl stärker und der Handlungsdruck auf die Regierung größer. Sollte auf Finanzminister Lindners Worte von der 'Wirtschaftswende' auch im Herbst keine im Haushalt klar ablesbare Schubumkehr folgen, hätte die Dreierkoalition auch die letzte Legitimation fürs Weiterregieren verloren."
Die RHEINISCHE POST aus Düsseldorf resümiert:
"Vom Geburts-Versprechen der Ampel, mehr Fortschritt zu wagen, ist nichts geblieben. Deutschland ist Schlusslicht der Industrienationen: Während USA, Spanien, Frankreich wachsen, kommt die deutsche Wirtschaft nicht voran, sie schrumpft sogar. Die Industrie steckt in einer Strukturkrise, die die Politik mit zu verantworten hat. Diese Wirtschaftskrise ist hausgemacht. Das ist auch ein Problem für Europa. Die größte Volkswirtschaft der EU müsste ihre Konjunktur-Lokomotive sein. Stattdessen aber ist sie deren Bremsklotz."
Das HANDELSBLATT kritisiert die Ampel für ihre unnachgiebige Haltung beim Thema Kernkraft:
"Die Unionsfraktion will die nächste Bundestagswahl zur Abstimmung über die Rückkehr zur Atomkraft machen. Die Reaktionen sind erwartbar. Kanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck bleiben bei ihrem deutschen Sonderweg der Energiewende, über den sich die ganze Welt wundert. Die Betreiber der Kraftwerke haben keine Lust, wieder einzusteigen. Dabei ist das ein energiepolitischer No-Brainer. Die Konjunkturprognose zeigt doch, es gibt kein grünes Wirtschaftswunder weit und breit. Es gibt nur ein hohes Strompreisniveau und die Erkenntnis, die keiner wahrhaben will. In Deutschland hat die Ampelregierung keinen Plan, wie wir an die gewaltigen Strommengen kommen sollen, die wir in Zukunft benötigen."