30. September 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert werden die Auswirkungen einer möglichen Commerzbank-Übernahme durch die italienische Unicredit.

Die Türme der Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main
Die Türme der Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Main (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Michael Probst)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG analysiert, dass Investoren in die Zukunftsaussichten der Unicredit vertrauten:
"Als gewisser Makel bleibt lediglich die niedrigere Kreditwürdigkeit, ausgedrückt in den Ratings der internationalen Finanzagenturen. Sie notieren unter vielen Konkurrenten, weil Italien wegen seiner Staatsverschuldung als ein höheres Kreditrisiko gilt. Keine Frage, dass Italiens Banken in der Vergangenheit Fehler gemacht haben. Doch daraus wurden Lehren gezogen. Unicredit musste in der Finanzkrise 2008 und der folgenden Staatsschuldenkrise schwer Federn lassen. Trotz der Verdreifachung des Börsenwertes seit 2021 ist die Bank noch weit entfernt von früheren Höchstständen. Die Sorgen in Deutschland vor einer Übernahme der Commerzbank sind rational schwer begründbar. Die italienische Regierung beklagte zu Recht, dass Bundeskanzler Scholz 'feindliche' Avancen kritisierte, während Rom die Lufthansa zur Übernahme von ITA Airways geradezu einlädt. Stattdessen könnte man es ja auch begrüßen, dass ein ausländisches Unternehmen Investitionschancen in Deutschland wittert - und das ohne deutsche Subventionen. Doch nötig wäre dafür eine wahrhaft europäische Geisteshaltung."
Die WIRTSCHAFTSWOCHE geht auf die Sozialabgaben in Deutschland ein, die im kommenden Jahr wahrscheinlich deutlich steigen werden.
"Diese Entwicklung muss die Regierung stoppen. Und da sind die Beitragssätze noch wichtiger als die Bemessungsgrenzen. Denn hohe Beitragssätze betreffen alle, unabhängig von der Einkommenshöhe. Und schon heute lässt die Akzeptanz mit Blick auf die Sozialsysteme nach, weil sich viele über Gebühr belastet fühlen. Hier wäre also eher eine Entlastung geboten – und nicht eine zusätzliche Belastung."
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG plädiert für eine Änderung des Gesundheitssystems in Deutschland:
"Der Staat hat den Zugang zur privaten Krankenversicherung streng reglementiert und Beamten, Selbständigen und besser verdienenden Angestellten vorbehalten. So haben 90 Prozent der Gesellschaft das Gefühl, dass eine geschlossene Gruppe von zehn Prozent besser behandelt wird. Das ist politisch in einer Gesellschaft, die auf gleichen Rechten für alle beruht, schwer durchzuhalten. Künftige Regierungen werden versuchen, das duale System aufzubrechen und eine Art Bürgerversicherung einzuführen. Hoffentlich führt das zu einem besseren Gesundheitssystem für alle."