02. Oktober 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Im Mittelpunkt der Kommentare steht die geplante Übernahme des Leverkusener Kunststoffherstellers Covestro durch den staatlichen Ölkonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Das Logo der Bayer Tochter Covestro leuchtet am 28.10.2015 in Leverkusen (Nordrhein-Westfalen) auf dem Gelände des Chemieparks.
Das Firmenlogo der früheren Bayer Tochter Covestro in Leverkusen (Archivbild). (dpa / picture alliance / Oliver Berg)
Der KÖLNER STADT-ANZEIGER erläutert:
"Viele haben beim Wort Übernahme durch einen ausländischen Investor den Krimi um die Düsseldorfer Mannesmann AG vor Augen. Der britische Mobilfunker Vodafone kaufte den Mischkonzern, zerschlug ihn und verkaufte die lukrativen Bruchstücke an diverse Investoren oder Konkurrenten. Mitarbeiter von Covestro und viele Leverkusener haben nun ebenfalls ein mulmiges Gefühl. Zu Recht? Keineswegs, denn Adnoc glaubt offensichtlich an Covestros Zukunft und investiert."
Das HANDELSBLATT stellt fest:
"Die Lage der deutschen Chemieindustrie ist angespannt. Covestro selbst fällt es schwer, positiv auf 2025 zu blicken. Gründe für den Pessimismus gibt es viele. Die Nachfrage ist eingebrochen und erholt sich langsamer als gedacht. Die Energiepreise in Deutschland und Europa sind immer noch vergleichsweise hoch – anders als etwa in China, das den Markt mit günstigen Chemikalien überschwemmt. Dass Adnoc in dieser Situation zugreift, zeigt aber, dass deutsche Unternehmen weiterhin attraktiv für internationale Investoren sind."
Die WIRTSCHAFTSWOCHE meint, Adnoc verfolge die Strategie:
"der grüne Vorreiter zu sein in der fossilsten Branche des Planeten. Während viele andere Ölkonzerne ihre nachhaltigen Ambitionen zuletzt begraben haben, halten Abu Dhabi und Adnoc daran fest: Bis 2045 soll der Konzern klimaneutral sein, das Emirat versorgt sich schon heute zu immerhin knapp 30 Prozent aus erneuerbaren Energien, ein absoluter Rekordwert in der Region. Mit seiner Tochterfirma Masdar und der Beteiligung Fertiglobe gehört Adnoc bereits heute zu den wichtigsten Akteuren im wachsenden Markt für grünen Wasserstoff."
Beginnt jetzt der Ausverkauf der deutschen Großunternehmen, fragt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:
"Immerhin gibt es eine ganze Reihe spektakulärer Fälle. Der italienische Bankkonzern Unicredit buhlt heftig um die Commerzbank, hat sich bereits gut 20 Prozent der Anteile gesichert und will noch mehr. Deutschlands größter Stahlhersteller, eine Thyssenkrupp-Tochter, soll zu großen Teilen an einen tschechischen Investor gehen. Der Logistikkonzern Schenker wird an Dänen verkauft. Der Hamburger Hafen gehört bald zu fast 50 Prozent dem weltgrößten Reeder MSC. Natürlich hat jeder einzelne Fall seine eigene Logik, vor Generalisierung sollte man sich hüten. Die vielen Firmenübernahmen sagen aber einiges über die Lage der Wirtschaft hierzulande."