08. Oktober 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Der Industriekonzern Thyssenkrupp will wegen Kostensteigerungen seine Pläne für eine klimaneutrale Stahlproduktion auf den Prüfstand stellen - das ist ein Thema in den Kommentaren.

(18.01. 2021 Bochum) Thyssenkrupp Steel wirbt auf einem Großplakat an der A40 mit dem Slogan "Wir kochen auch nur mit Wasserstoff".
Die Pläne von Thyssenkrupp, Wasserstoff bei der Stahlproduktion einzusetzen, sind ein Thema in den Kommentaren (Archivbild). (imago/Cord)
Die WIRTSCHAFTSWOCHE meint:
"Für die Politik, gerade für Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck, ist allein das Zögern Thyssenkrupps eine Klatsche. Nach gehörigem Hin und Her war es Habeck, der im vergangenen Jahr mit großer Geste einen Förderbescheid für die Direktreduktionsanlage über zwei Milliarden Euro überreichte, mit freundlichen Grüßen von Land und Bund. Und nun? Klar, die Not beim Stahl von Thyssenkrupp ist groß derzeit. Die Geschäfte laufen schlecht, es soll umstrukturiert, gestrichen, gekürzt und verkauft werden. Dennoch ist das neue, fette Fragezeichen hinter der grünen Anlage auch Druckmittel, um noch mehr Steuergeld zu erpressen."
Die TAGESZEITUNG hebt hervor:
"Grüner Stahl symbolisiert die Machbarkeit des klimafreundlichen Umbaus der Industrie. Jetzt droht aus dem Vorbild ein Menetekel für die Unmöglichkeit der grünen Transformation zu werden – das wäre verheerend. Der Umbau braucht positive Beispiele als Wegweiser; er wird nur gut gelingen, wenn auch viele ihn für möglich halten."
Das HANDELSBLATT vermutet:
"Wenn jetzt auch noch das wichtigste Klima-Transformationsprojekt der deutschen Industrie vor dem Aus steht, dann zieht das all jenen den Boden unter den Füßen weg, die – wie der Kanzler im vergangenen Jahr – noch auf ein grünes Wirtschaftswunder gehofft hatten. Spätestens jetzt ist es Zeit, sich ehrlich zu machen. Im Zentrum dieses Prozesses steht die Frage, welche Probleme Wasserstoff in absehbarer Zeit lösen kann – und welche nicht."
Die BÖRSEN-ZEITUNG geht ein auf den sogenannten Stresstest von Bundesbank und Finanzaufsicht BaFin für kleine und mittlere Geldhäuser:
"Der Akt beschert den Banken jede Menge Arbeit und Kosten und provoziert die Frage nach dem Sinn. Je nach Annahmen, die den Negativszenarien zugrunde liegen, fällt der Ertrags- und Kapitalverzehr mal mehr, mal weniger stark aus. So macht bisweilen das Wort der Willkür in Finanzkreisen die Runde. Nun darf den Aufsehern unterstellt werden, dass sie sich intensiv Gedanken machen, wenn sie ihre Szenarien ausarbeiten. Die Ergebnisse geben ihnen Hinweise, wo es im Finanzsystem hapert, sie schärfen das Bewusstsein für Fehlentwicklungen. Wo Defizite sichtbar werden, schaut die Aufsicht genauer hin oder verlangt höhere Kapitalpuffer. Grundsätzlich ist das gut und richtig. Zweifel der Branche bezüglich Kosten-Nutzen-Ratio und genereller Aussagekraft von Stresstests sind aber berechtigt".