15. Oktober 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird unter anderem, dass der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften in diesem Jahr an drei in den USA tätige Wohlstandsforscher geht.

Der ständige Sekretär der Akademie der Wissenschaften, Hans Ellegren (Mitte), Jakob Svensson (links) und Jan Teorell von der Nobelversammlung geben die Gewinner des Nobelpreises für Wirtschaftswissenschaften bekannt.
Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wurde an die Forscher Acemoğlu, Johnson und Robinson verliehen. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Christine Olsson)
Aus Sicht der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG besitzen die Arbeiten der ausgezeichneten Ökonomen eine bedeutende Relevanz für viele Menschen:
"Daron Acemoglu, Simon Johnson und James Robinson beschäftigen sich mit der Rolle, die gute Institutionen für den wirtschaftlichen Erfolg von Ländern spielen. Ihre Forschungen, die gleichermaßen theoretisch, ökonometrisch und wirtschaftsgeschichtlich angelegt sind, veröffentlichen sie nicht nur mit großem Erfolg in Fachjournalen. Sie wenden sich auch mit verständlich geschriebenen Büchern an ein breites Publikum. Allein deshalb verdient das Trio den Preis. Eine empirisch getestete Kernthese der Ökonomen lautet, dass Demokratien auf lange Sicht Autokratien wirtschaftlich überlegen sind, weil ein Rechtsstaat einen überlegenen Rahmen für Unternehmer und Verbraucher schafft, im Vergleich zu einer jeweiligen Launen der Machthaber ausgelieferten Autokratie. Diese Erkenntnis sollte gerade in dieser Zeit für viele Menschen nützlich sein, die mit der Demokratie hadern."
Die TAGESZEITUNG - TAZ meint, die Schwedische Reichsbank sei seit einigen Jahren bereit, realitätsnahe Ökonomen auszuzeichnen:
"Dazu gehören die diesjährigen Preisträger. Sie haben sich mit der Frage befasst, warum viele Länder arm bleiben, obwohl sie sich entwickeln könnten. Die Antwort: Diese Staaten werden von einer kleinen Elite ausgeplündert. Aber auch dieser 'institutionelle' Ansatz hat Schwächen: Die drei Ökonomen konzentrieren sich vor allem auf Eigentumsrechte. Die Rolle von hohen Löhnen, Gewerkschaften oder einer gerechten Steuerpolitik kommt nicht vertieft vor. Diese Lücke wurde von anderen Ökonomen geschlossen – vor allem von den beiden Franzosen Emmanuel Saez und Gabriel Zucman. Sie haben völlig neue Datensätze erschaffen, die die globale Steuerflucht und Steuergestaltung dokumentieren. Dieses Modell hätte den Nobelpreis für Ökonomie tatsächlich verdient."
Die NÜRNBERGER ZEITUNG blickt auf die Steuerreformpläne der SPD:
"Der SPD-Vorstand traut sich also, in rätselhaftem Selbstbewusstsein zu definieren, welche Unternehmen in welchen Branchen die in Aussicht gestellten 'Superabschreibungen und Steuerprämien' bekommen sollen und welche nicht. Die Unternehmenssteuern an sich zu senken, hält man im Willy-Brandt-Haus für 'zu wenig zielgenau'. Klar, wer von der SPD-Spitze auserkoren ist, zu den förderwürdigen 'Zukunftsbranchen' zu gehören, wird sich freuen. In Unternehmen, die nicht zum Zug kommen, dürfte man sich allerdings fragen, ob Deutschland noch der richtige Standort für sie ist."