Die WIRTSCHAFTSWOCHE meint zum Tarifstreit zwischen VW und der IG Metall: "Nun steckt Deutschlands größte Gewerkschaft in einem Dilemma: An ihrer Basis hat sie hohe Erwartungen geweckt und kann es sich – auch angesichts ihres Mitgliederschwunds – organisationspolitisch nicht leisten, sich allzu weit von einer Lohnforderung zu entfernen, die wie aus der Zeit gefallen scheint. Doch eine tarifpolitische Eskalation in Deutschlands wichtigster Industriebranche ist das Letzte, was der malade Wirtschaftsstandort Deutschland und die massiv unter Druck stehenden Unternehmen gebrauchen können. Die größte deutsche Gewerkschaft hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie 'Krise kann' und – in der Regel – tarifpolitisch Maß gehalten, wenn es ökonomisch brannte."
Die STUTTGARTER NACHRICHTEN kommentieren: "Dass in der aktuellen Situation allen Ernstes über Gehaltserhöhungen von sieben Prozent verhandelt wird, wirkt wirklichkeitsfremd. Sollte sich die Arbeitnehmerseite durchsetzen, erzielt sie einen Pyrrhussieg: Woher soll das Geld kommen? Lange wurden deutsche Löhne durch Gewinne aus China subventioniert, wo man billig produzieren und später die teuersten Autos zu teils immensen Preisen verkaufen konnte – auch bei Mercedes. Nun überflügelt China seinen Lehrmeister, verkauft immer hochwertigere Autos zu konkurrenzlos günstigen Preisen. Und deren Offensive auf europäischen Märkten steht erst bevor."
Das HANDELSBLATT betont: "Den Chefs von Volkswagen und anderen Unternehmen kann man vorwerfen, Trends zu spät erkannt, auf die falschen Produkte gesetzt und Wettbewerber sträflich unterschätzt zu haben. Kanzler Scholz sagt zu Recht, dass Fehlentscheidungen der Manager aus der Vergangenheit nicht zulasten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen dürfen. Doch genauso richtig ist, dass die teils erratische Wirtschaftspolitik der Scholz-Regierung und der Zickzackkurs etwa bei der Elektromobilität zu einer tiefen Verunsicherung in der Wirtschaft geführt haben, die zentrale Zukunftsentscheidungen behindert."
Die BADISCHEN NEUESTEN NACHRICHTEN aus Karlsruhe befinden: "Im eigenen Interesse sollten sich die Beschäftigten mäßigen. Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen, wenn es bei einem ausgewogenen Miteinander der Tarifpartner bleibt. Selbst der schwere Tanker VW hat, etwa 1993, gezeigt, dass er aus der Krise kommen kann. Zum Miteinander gehört auch, dass die Arbeitgeber ihr Extrem aufgeben: Ein zweistufiges Gehaltsplus von 1,7 und 1,9 Prozent bieten sie für eine Laufzeit von unrealistischen 27 Monaten an. Die Metallindustrie schwächelt. Es ist nicht die Zeit für taktische Spielchen der Tarifparteien."