19. November 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird das geplante EU-Handelsabkommen mit der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur.

Flagge der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur
Flagge der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur (IMAGO / SNA / IMAGO)
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG analysiert:
"Mit dem Abkommen kann die EU zweierlei beweisen: dass sie es ernst meint mit ihren globalen Ambitionen und dass sie neue Wege findet, sich aus den Abhängigkeiten von China und den USA zu befreien. Deshalb ist der Deal symbolisch wie tatsächlich so wichtig. Europas Staatenlenker müssen das ihren Bürgern erklären. Ja, so mancher Bauer wird mit neuer Konkurrenz zu kämpfen haben. Aber es geht nicht um ein paar Rinderhälften, sondern um den langfristigen Wohlstand aller und um Europas Stellung in der Welt."
Die TAGESZEITUNGTAZ – aus Berlin konstatiert:
"Französische Landwirte erachten eine Abschaffung der Zölle und eine Erleichterung von Agrarimporten, namentlich von Rindern, Geflügel und Zucker, als existenzbedrohend. Denn für sie wären die südamerikanischen Exporteure, die oft in riesigen Betrieben mit niedrigeren Arbeitskosten und weniger strikten Umweltnormen oder Pestizidverboten produzieren, eine 'unlautere Konkurrenz'. Doch was wiegen ein paar Umweltorganisationen und europäische Viehzüchter oder Zuckerrübenproduzenten gegen die deutsche Automobilindustrie, die wie andere Sektoren aufgrund der sich eröffnenden Exportperspektiven für den raschen Abschluss der Mercosur-Verhandlungen ist? Die französischen Landwirte jedenfalls befürchten, dass sie den Interessen der europäischen Exportindustrie, die von der EU-Kommission bevorzugt werden, geopfert werden sollen."
Nun zu einem anderen Thema. Die Pflege wird sich nach Einschätzung der Barmer Ersatzkasse weiter verteuern. Die FRANKFURTER NEUE PRESSE schreibt dazu:
"Ohne die pflegenden Angehörigen, die vier von fünf Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause versorgen, liefe bereits heute kaum noch etwas. Ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland würde die Pflege zusammenbrechen. Doch angesichts der demografischen Entwicklung wird es bald auch weniger pflegende Angehörige geben. Dann droht ein Kosten-Tsunami, eine dramatische Unterversorgung von Alten und Kranken. Doch obwohl die Riesenwelle schon sichtbar anrollt, schauen viele noch abwartend aufs Meer."
Die MEDIENGRUPPE BAYERN konstatiert:
"Im System Pflege ist nicht wenig Geld unterwegs. Aber warum bekommt ein Pflegedienst, der seine Kräfte von Haushalt zu Haushalt minutenweise hetzt, 100 Prozent des Pflegegeldes, der Angehörige nur 40? Das ist nur ein Beispiel der Fragwürdigkeit im System. Die Pflege und ihre Finanzierung müssen völlig neu gedacht und auf neue Beine gestellt werden. Aber nicht von den Lobbyisten, die wissen, wie aus der Pflege gutes Geld zu holen ist."