22. November 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Kommentiert wird der Tarifkonflikt beim kriselnden Autobauer Volkswagen.

Ein Volkswagen ID.3 lädt in Sichtweite des Heizkraftwerkes am Volkswagen-Werk Wolfsburg - zu sehen ist auch eine roten Ampel.
Am Volkswagen-Werk in Wolfsburg - der Tarifstreit beim Autobauer ist Thema in den Wirtschaftskommentaren (Archivbild). (dpa / Julian Stratenschulte)
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG hebt hervor, auch die dritte Verhandlungsrunde sei ergebnislos beendet worden:
"Jetzt drohen massive Streiks. Die IG Metall und der Betriebsrat haben den Konzern auf einen harten Arbeitskampf eingeschworen. Die Krise wird endgültig zum Desaster. Gibt es überhaupt noch einen Weg, um den ganz großen Kahlschlag abzuwenden? Ja. Die Verhandlungen laufen weiter. Der Betriebsrat und die IG Metall haben immerhin einen Vorschlag gemacht, wie sich die Personalkosten reduzieren lassen. Zwar scheint nicht ganz klar, wie genau sie auf ein Einsparpotenzial von 1,5 Milliarden Euro kommen. Und beide Parteien sollten sich bewusst sein, dass sie noch mehr Zugeständnisse machen müssen. Aber das Signal ist bemerkenswert: Seht her, wir sind bereit, Opfer zu bringen."
Die VOLKSSTIMME aus Magdeburg bewertet die Verhandlungsposition der Gewerkschaft IG Metall als
"denkbar schwach. Höhere Löhne bei gleichzeitig dramatisch gesunkenen Absatzzahlen sind langfristig nicht miteinander vereinbar. Wer da noch glaubt, deutliche Lohnzuwächse erkämpfen zu können, hat die Dramatik der Lage nicht begriffen. Der Zukunftsplan von IG Metall und Betriebsrat ist somit der Versuch, das Horror-Szenario von Werksschließungen zu verhindern. Doch beide Positionen liegen noch extrem auseinander. Ob die VW-Beschäftigten mit überdurchschnittlichen Einkommen und Boni langfristig auf dem Weltmarkt konkurrieren können, um diese Frage geht es hier im Kern."
DIE WESTFÄLISCHEN NACHRICHTEN aus Münster glauben:
"Die Drohungen der Arbeitnehmer, sich mit massiven Streikaktionen gegen Werksschließungen und Stellenstreichungen zu wehren, werden ins Leere laufen. Die vom Management verschlafene Elektrowende lässt sich nicht durch einen Kompromiss mit den Angestellten korrigieren. Die Kosten müssen drastisch gesenkt werden, ohne harte Einschnitte in den Belegschaften geht das nicht."
Die WESTDEUTSCHE ZEITUNG aus Wuppertal analysiert:
"Der Strukturwandel von Verbrenner auf Elektro im laufenden Betrieb schwächt die bestehenden Marken fast alle, weil Entwicklungs- und neue Fertigungskosten alte Gewinne auffressen und die teuer produzierten Elektro-Autos dann doch nicht über die Ladentheke gehen. Zu teuer, zu wenig gefördert. Und das in einer gesamtwirtschaftlich elendigen Situation, in der sich ohnehin die Bürger fragen, ob sie sich noch ein neues Auto leisten können – oder doch lieber ihr Sparkonto wärmen. Deutsche Autobauer brauchen abseits der Technologie ein neues Alleinstellungsmerkmal."