03. Dezember 2024
Die Wirtschaftspresseschau

Der Warnstreik beim Volkswagen-Konzern beschäftigt die Zeitungen.

VW-Mitarbeiter bei einer Kundgebung am Werk in Emden. Im Hintergrund: Flaggen der Gewerkschaft IG Metall.
Der Warnstreik bei VW - hier in Emden - beschäftigt die Zeitungen. (picture alliance / dpa / Sina Schuldt)
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG kommentiert:
"An Einschnitten führt kein Weg vorbei. Der Vorstand um Konzernchef Oliver Blume muss gegensteuern. Noch wichtiger wäre, dass die Politik sich endlich dazu durchringt, ihren Einfluss auf den Konzern zu verringern. Über Jahre wurden Einsparungen verschleppt, auch weil sich der Großaktionär Niedersachsen im Gespann mit der IG Metall dagegen wehrte. Hätte VW früher umgesteuert, wäre die Not jetzt weniger groß, ebenso wie die Unsicherheit der Beschäftigten."
Die NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG schreibt:
"Auf den Weltmärkten – und die sind entscheidend für die exportabhängige Branche – läuft ein Konkurrenz- und Verteilungskampf, den die erfolgsverwöhnten heimischen Autobauer so noch nie erlebt haben. Um in diesem zunehmend härter werdenden Geschäft zu bestehen, muss insbesondere VW, dieser aufgeblähte Konzern, der manchmal wie eine besonders schwerfällige Behörde wirkt, sehr viele Weichen stellen. Und das macht die aktuelle Tarifrunde so schwierig."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU folgert zur Lage der Gewerkschaft: "Es geht jetzt also um eine starke Verhandlungsposition im Poker um die Zukunft des Wolfsburger Weltkonzerns. Und eine Position der Stärke erreicht man nicht durch Unterwürfigkeit. Die Eigentümer von VW werden keine Geschenke verteilen, Zugeständnisse müssen ihnen abgerungen werden. Die aktuellen Warnstreiks sind dazu ein wichtiges Instrument."
Die FREIE PRESSE aus Chemnitz erklärt: "Betriebsratschefin Daniela Cavallo hat nun darauf hingewiesen, dass auch die Anteilseigner ihren Beitrag leisten müssten. Das Land Niedersachsen, das ein Fünftel der Anteile hält, hat angedeutet, auf die Dividende verzichten zu können. Darüber kann und muss man reden."
Das STRAUBINGER TAGBLATT mahnt: "Der Umstieg auf E-Mobilität, selbst wenn er in Deutschland künftig besser gelingt als gegenwärtig, hat unvermeidliche Auswirkungen auf Produktion und Beschäftigung. Dies zumal das Herzstück jedes Elektroautos, die Batterie, nicht hierzulande gefertigt wird. Und wenn dann auch noch die Software aus den USA oder Fernost kommt, dann werden die deutschen Hersteller zu einer Art Blechbieger degradiert. Keine schöne Aussicht für einen Industriezweig, der für 20 Prozent der deutschen Wertschöpfung steht."
Die NÜRNBERGER NACHRICHTEN fürchten: "Unions-Mann Friedrich Merz würde wohl am liebsten das Rad zurückdrehen und den Verbrenner recyclen. Das wäre dann, nach einem kurzen Moment der Freude unter den Rückwärtsgewandten, aller Voraussicht nach das Ende der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Autobauer."